“Vorarlberg fehlt es an Wind”

Markt / 02.11.2022 • 22:24 Uhr
illwerke vkw-Vorstände Helmut Mennel (l.) und Christof Germann: „Erwirtschaften bei Haushaltstarifen keinen Deckungsbeitrag.“VN/Paulitsch
illwerke vkw-Vorstände Helmut Mennel (l.) und Christof Germann: „Erwirtschaften bei Haushaltstarifen keinen Deckungsbeitrag.“VN/Paulitsch

illwerke vkw erteilen Windrädern eine Absage – Ausbau der Wasserkraft vorrangig.

Bregenz „Wir stellen fest, dass die Wasserkraft immer mehr eingeschränkt wird“, sagen die illwerke vkw-Vorstände Christof Germann und Helmut Mennel zu den politischen Maßnahmen, die für eine Energiewende in Österreich sorgen sollen. Für die Wende müsse man aber alle Möglichkeiten, Strom zu produzieren, einbeziehen und Vorarlberg sei nun mal ein Land der Wasserkraft, auch der Photovoltaik, aber nicht unbedingt der Windkraft. „Wir begrüßen, dass es jetzt nochmals eine Analyse des Windkraftpotenzials gibt“, so Mennel, doch es fehle der Wind im Land. „Der Ausbau soll passieren, wenn jemand in Windkraft investiert, doch nach den vorliegenden Zahlen wird sie keinen entscheidenden Beitrag zur Energieautonomie leisten“, ergänzt Germann.

 

Energiewende. Nichtsdestotrotz seien die derzeit extremen Verwerfungen am Energiemarkt auch eine entscheidende Wegmarke der Energiewende, „ein Thema, das illwerke vkw im Gesamtmarkt zugute kommt“, da man mit den Speicherkraftwerken gut aufgestellt sei und mit dem geplanten Speicherkraftwerk Lünersee diese Position weiter stärken wolle. Die aktuelle Situation am Energiesektor, betrachte man Europa, sei allerdings nach wie vor angespannt. Deshalb seien derzeit Erdgaskraftwerke absolut notwenig. In Österreich, nicht in Vorarlberg, werden 30 Prozent der Energie in Gaskraftwerken erzeugt.

Versorgungslage. Die Versorgungslage sei den Umständen entsprechend gut. Beim Gas gebe es eine gewisse Entspannung, was sich auch im Preis im europäischen Großhandel niederschlage, die Speicher (in Österreich derzeit 93 Prozent) sind extrem gut gefüllt. Damit sei man derzeit gut aufgestellt, „Voraussetzung ist, dass keine größeren Leitungen ausfallen“, schränkt Mennel ein und kommt damit auf die Gefahren zu sprechen, die Europa in diesem Winter drohen könnten „Ein Thema ist die Strommangellage“, die zeichne sich aber über Wochen ab. Wie sie dann verteilt werde, sei eine politische Frage. Als weiteren Unsicherheitsfaktor nennt Mennel den Blackout, „da ist der Netzbetreiber gefragt“. Wie gut das Vorarlberg Netz darauf vorbereitet sei, wird am 9. November in einer internen Großübung getestet.

 

Strompreis. Auch wenn Strom und Gas momentan gut bevorratet ist, sei Sparen weiterhin ein wichtiger Beitrag, um einer Mangellage vorzubeugen. Mit einem eigenen Energiesparprogramm werden die Kunden dafür belohnt – wer fünf Prozent weniger Strom verbraucht als in der Vorperiode bekommt einen 50-Euro-Bonus, der mit noch mehr Einsparungen entsprechend steigt. „Haushaltskunden können relativ entspannt in die nächste Zeit schauen“, versichern die illwerke vkw-Vorstände. „Derzeit sind die Haushaltspreise günstiger als 2021.“ Die Haushaltspreise gelten auch für die meisten KMU. Mit diesen Einnahmen erwirtschafte man derzeit keine Deckungsbeiträge, Gewinne mache man ausschließlich im europäischen Stromhandel. 

Rund 500 Gewerbekunden, z. B. große Handwerksbetriebe, Großgastronomie und kleine Industriebetriebe mit einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 100.000 und 500.000 Kilowattstunden beziehen Strom zum sogenannten Business Plus Tarif. Sie erhalten in den nächsten Tagen schriftliche Angebote mit den Konditionen für die Lieferbedingungen ab 1. Jänner 2023. Dabei kommt es aufgrund der massiv gestiegenen Großhandelspreise zu einer erheblichen Preissteigerung, informieren Mennel und Germann. Um die Betriebe zu entlasten, sei die Bundesregierung gefordert, die gestern Dienstag im Ministerrat zumindest das Stromkosten-Ausgleichsgesetz beschlossen hat. Die geplante Förderung, die ab 7. November beantragt werden kann, umfasst einen Ausgleich der indirekten CO2-Kosten für das Kalenderjahr 2022.

 

UVP und Energieautonomie. Gefordert ist die Bundesregierung, konkret Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler, in Sache UVP-Novelle, die derzeit in Begutachtung ist. „Uns geht der Entwurf nicht weit genug, die Umsetzung ist sehr zaghaft“ kritisiert Germann und verweist auf den englischen Text der EU-Verordnung, der von „vorrangigem Interesse“ spricht, während in Österreich nur ein „hohes Interesse“ Eingang in den Text gefunden habe. Entscheidend ist die UVP für das größte Vorhaben der illwerke vkw. Das Speicherkraftwerk Lünersee soll möglichst schnell den Schritt „von der Regionalliga der Stromversorgung in die Champions League“ ermöglichen.

„Das Projekt Speicherkraftwerk Lünersee bringt uns in die Champions League.“

„Windenergie kann keinen entscheidenden Beitrag zur Energieautonomie leisten.“