Chaos bei Führerschein-Prüfterminen in Vorarlberg drängt Fahrschüler in andere Bundesländer

An vielen Fahrschulen im Land gibt es weit mehr Prüflinge als Prüftermine. Hinter dem Arlberg ist die Situation anders.
Darum geht’s:
- Chaos bei Fahrprüfterminen in Vorarlberg besteht weiterhin.
- Fahrschüler weichen auf andere Bundesländer aus.
- Kontrollausschuss befasst sich erstmals mit der Causa.
Schwarzach Derzeit warten viele auf ihre praktischen Fahrprüftermine, längst gibt es nicht genug Terminangebote für die Fahrschüler im Land. Aufgrund der durch die VN-Berichterstattung aufgekommenen Verdachtsfälle gegen einige Fahrprüfer hat das Land die Anzahl der Prüfungstermine pro Prüfer eingeschränkt, die Landespolizeidirektion hat ihren Mitarbeitern die Prüftätigkeit vorerst untersagt.
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Prüflinge in Tirol und Steiermark
Hinter dem Arlberg ist die Situation eine andere. Da die Abnahme der praktischen Fahrprüfungen im Rahmen der mittelbaren Bundesverwaltung auf Länderebene organisiert wird, fehlt es derzeit nur in Vorarlberg an Fahrprüfern. Es bietet sich also an, rein für die praktische Fahrprüfung auf ein anderes Bundesland auszuweichen.
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“Wir spüren davon noch wenig”, räumt Gerhald Huber von der gleichnamigen Fahrschule in Imst ein – zumindest, wenn es sich um junge Fahrschüler handelt. Eine andere Gruppe scheint jedoch nicht die Zeit zu haben, auf einen Prüftermin in Vorarlberg zu warten. “Es melden sich eher jene, die eine Umschreibungsprüfung benötigen”, erklärt der Fahrschulbetreiber im Tiroler Oberland. Personen, die ihren Führerschein außerhalb der EU und des EWR-Raumes erworben haben, müssen in Österreich eine praktische Fahrprüfung ablegen, wenn sie ein Fahrzeug lenken wollen. Wer also beruflich einen EU-konformen Führerschein benötigt, etwa ein Lkw-Fahrer aus Bosnien-Herzegowina, braucht einen Prüfungstermin.
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Bereits bislang wichen viele Fahrschüler aus Vorarlberg auch auf die Steiermark aus. Hier gibt es Intensivcamps mit Internat, die gerade in der Ferienzeit gern genutzt werden. Die Auslastung an sich habe sich nicht verändert, es kämen nicht mehr Anfragen für die Führerscheinausbildung. “Wir bekommen jedoch durchaus Anfragen aus Vorarlberg, um rein die praktische Fahrprüfung bei uns absolvieren zu können”, bestätigt Manuel Schöllauf von der Fahrschule Thermenland im südoststeirischen Bad Gleichenberg. “Zwei, drei von ihnen konnten wir auch unterbringen.” Begründet werden diese Anfragen auch mit dem Prüfterminmangel in Vorarlberg.
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Kontrollausschuss
Hinter dem Arlberg verfolge man derweil die Entwicklungen genau. Die Branche in Tirol sei geschockt, die Vorwürfe gegen einige Fahrprüfer in Vorarlberg seien “unvorstellbar” für Huber. Er hat Mitleid mit den Fahrschulen in Vorarlberg, die für die Kunden nun zum Prellbock wurden.
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Vor dem Arlberg nimmt die politische Aufarbeitung derweil an Fahrt auf: Am 17. September beschäftigt sich erstmals der Kontrollausschuss des Landes mit der Causa. Als Auskunftspersonen werden neben der Landesrechnungshofdirektorin der Landesvolksanwalt, die Leitung der Verkehrsrechtsabteilung sowie die Sprecherin der Fahrschulen erwartet.
Führerschein-Causa: Worum es konkret geht
HOHE DURCHFALLQUOTE In den letzten Jahren ist die Durchfallquote bei praktischen Fahrprüfungen in Vorarlberg deutlich angestiegen. Zuletzt ist jeder Zweite bei einer Prüffahrt gescheitert. Weit mehr als in anderen Bundesländern. Erklärung dafür gab es lange Zeit keine.
VN-ENTHÜLLUNGEN Vertrauliche Listen zu den Vergütungen der Fahrprüfungen dokumentieren ein lukratives Geschäft für mehrere Prüfer. Einzelne von ihnen kamen auf einen Nebenverdienst von jährlich bis zu knapp 50.000 Euro.
GESCHÄFTSMODELL Das Geschäft mit Fahrprüfungen war im Vorjahr 580.000 Euro schwer. Die Hälfte davon spülten Wiederholungsprüfungen in die Sachverständigen-Kassa. Der Verdacht: mögliche Bereicherung auf dem Rücken von Fahrschülern.
WILLKÜR-VERDACHT Dutzende Fahrschüler haben sich in den letzten Tagen in der Redaktion gemeldet. Ihre Schilderungen zeichnen ein Bild von Willkür. Tatsächlich gibt es bei einzelnen Prüfern auffällig hohe Durchfallquoten.
NETZWERK Mehrere Quellen beschreiben ein Netzwerk einzelner Sachverständiger. Die Fäden sollen bei einem der Behördenmitarbeiter zusammenlaufen.