Ein Jahr großer Veränderungen

Markt / 18.11.2022 • 18:22 Uhr
Ein Jahr großer Veränderungen

Dornbirn Mit den gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten und der Zinswende der Notenbanken wird 2022 als ein Jahr großer Veränderungen und Umbrüche in Erinnerung bleiben. An den Aktienmärkten war es aufgrund dieser Entwicklungen von hoher Volatilität geprägt. Gelitten haben der Großteil der Aktien und der Anleihen gleichermaßen Die Hauptursache war die straffe Geldpolitik der Zentralbanken in aller Welt. Infolgedessen kletterten die Renditen 10-jähriger Anleihen in den USA auf ein Niveau, das seit 2007 nicht mehr erreicht wurde. Der gestiegene risikofreie Zinssatz setzte die Aktienbewertungen unter immensen Druck.

Die Bewertungen sind zwar deutlich gesunken, doch eine wesentliche Entlastung ist erst zu erwarten, wenn die Endzinserwartungen (= Zinsniveau, bei dem die Zentralbanken aufhören, die Zinsen zu erhöhen) nicht mehr steigen. Erste Anzeichen lieferten die etwas niedrigeren Inflationsdaten in den USA. Sie könnten einen Höhepunkt im Zinsanhebungszyklus der Notenbank darstellen. Sobald dies der Fall ist, sollten die Aktien wieder anziehen. Wenn die kurzfristigen Zinsen nicht mehr steigen und die Weltwirtschaft eine harte Landung (= Rezession) vermeiden kann, werden die Marktteilnehmer wieder positive Renditen sehen, so die Fondsmanager der Erste Asset Management.

Die Berichtssaison ist fast abgeschlossen und die Unternehmen haben insgesamt solide Zahlen vorgelegt. Von den Unternehmen des US-amerikanischen S&P-500 konnten etwa 70 Prozent die Schätzungen der Analysten übertreffen, während mehr als die Hälfte der europäischen Unternehmen des Stoxx 600 positiv überraschten. Die Banken reagierten positiv, da deutlich wurde, dass ihr Nettozinsergebnis (= Differenz zwischen den Zinserträgen und den Zinsaufwendungen einer Bank), das für die meisten Kreditinstitute die Haupteinnahmequelle darstellt, stark von den steigenden Zinsen profitierte. Auf der anderen Seite stürzten große Tech-Aktien wie Google oder Amazon nach der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse ab. Zurückzuführen ist das auf eine Mischung aus geringeren Werbe- und sonstigen Ausgaben der Kunden und negativen Währungseffekten aufgrund des starken US-Dollars.

Alles in allem sehen die aktuellen Aktienbewertungen gesund aus und das Risiko eines weiteren Rückgangs der Aktienkurse ist moderat. Die Anleger müssen zwar eine hohe Volatilität in Kauf nehmen, sollten aber die attraktiven Einstiegsniveaus für ihre langfristigen Anlagen nicht aus den Augen verlieren.

christoph.flatz@dornbirn.sparkasse.at, Christoph Flatz, Private Banking. www.erste-am.at