Wie das Land mit Millionen für stabile Strompreise sorgt

Markt / 07.02.2023 • 18:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Der Smart Meter hilft, Strom gezielter und damit auch kosteneffizienter einzusetzen. Landesregierung und Energieversorger hoffen, dass auch weiterhin Energie gespart wird. <span class="copyright">Reuters</span>
Der Smart Meter hilft, Strom gezielter und damit auch kosteneffizienter einzusetzen. Landesregierung und Energieversorger hoffen, dass auch weiterhin Energie gespart wird. Reuters

Durch massive Förderung kann Strompreis gehalten werden. Gaspreissteigerung kostet aber 90 Euro im Monat.

Bregenz Seit Monaten rechnen die illwerke vkw, wie sie bei den heimischen Haushalts- und KMU-Kunden zum einen die hohen Stromkosten am Großmarkt berücksichtigen können und andererseits den Haushalten weiter einen Strompreis bieten können, der verkraftbar ist. Am Dienstagmorgen stellte der Energieversorger die tatsächliche Preiserhöhung auf seinen Stromkostenrechner. Kurz danach wurden die Preise im Landhaus von den Vorständen der illwerke vkw, Helmut Mennel und Christof Germann, sowie von Landesrat Daniel Zadra und Landeshauptmann Markus Wallner vorgestellt.

Rabatt für Haushalte

Viel wichtiger als der Bruttopreis ist aber, was beim Kunden auf der Rechnung steht. Und das ist für die Konsumenten eine durchaus erfreuliche Nachricht. Denn das Land unternimmt alles, um den Preis für Strom dort zu halten, wo er seit Jahren ist: Am unteren Ende im Preisvergleich der Länder-Energieversorger. Und das ist gelungen.

LR Daniel Zadra, Helmut Mennel (illwerke vkw), LH  Markus Wallner und Christof Germann (illwerke vkw) präsentierten neue Strompreise. <span class="copyright">VLK</span>
LR Daniel Zadra, Helmut Mennel (illwerke vkw), LH Markus Wallner und Christof Germann (illwerke vkw) präsentierten neue Strompreise. VLK

Dafür wird sogar im März ein neues Gesetz beschlossen, damit neben der Strompreisbremse der Republik, die bis 2900 Kilowattstunden Jahresverbrauch wirkt, auch die darüber hinaus verbrauchte Energie auf niedrigem Preisniveau bleibt. Das Gesetz erlaubt es Vorarlberg – und das sei juristisch abgeklärt – einen zusätzlichen Strompreisrabatt des Landes auszuzahlen. Voraussetzung dafür ist, dass alle Stromanbieter dieses Rabatt anbieten können, berichtet Zadra, der betont, dass man diese Maßnahme mit großem Einverständnis in der Regierung beschlossen habe. Dafür werden von den 183 Millionen Euro Ertrag, den illwerke vkw 2022 erwirtschaftet haben, 28,5 Millionen Euro aufgewendet. Die Rabattierung und Unterstützung gilt bis 30. Juni 2024.

Tiefrote Zahlen im Land

„Den Gewinn, den wir gemacht haben, haben wir ausschließlich in Deutschland mit Regelenergie erwirtschaftet“, stellt Germann klar, in Vorarlberg habe man wegen der Preisgarantie bis 31. März tiefrot gearbeitet und einen zweistelligen Millionenbetrag zugeschossen. Insgesamt hat illwerke vkw 65 Millionen Euro Dividende an den Eigentümer Land Vorarlberg überwiesen – nicht nur der Energierabatt wird damit finanziert, sondern auch Wohnbauförderung, Wohnbauhilfe oder der Heizkostenzuschuss.

Würde nicht die Preisbremse des Bundes und der Stromrabatt des Landes greifen, würde sich der Strompreis verdoppeln. „Für die Hälfte aller Kunden wird es sogar billiger“, sagt Mennel anhand eines Beispiels. Für einen Dreipersonen-Haushalt steigen die Stromkosten monatlich um durchschnittlich sechs Euro, ein Vierpersonenhaushalt muss rund 15 Euro mehr für den Strom einplanen. Erfreulich: Das Geld wird automatisch abgezogen, es braucht keinen Antrag. Doch nicht alle sind zufrieden: „Wir begrüßen einen Strompreisrabatt, der die Vorarlberger Haushalte finanziell unterstützen soll. Gleichzeitig sind wir sehr überrascht darüber, dass Familien hier wieder einmal den Kürzeren ziehen”, sagt der Obmann des Vorarlberger Familienverbandes, Guntram Bechtold. “Der Strompreisrabatt entlastet vor allem kleine Haushalte. Ein Kunde mit 2000 Kilowattstunden Jahresverbrauch spart sogar 16 Euro brutto, während bei Haushalten mit mehr als drei Personen die Erhöhung der Stromrechnung nach Abzug der Strompreisbremse des Bundes und Strompreisrabatts des Landes immer noch bei 15 Euro brutto monatlich liegt. Wir finden diese Lösung unsozial und sie wird dem Anspruch des Landes, der chancenreichste Lebensraum für Kinder zu werden, nicht würdig.“

Kleine Unternehmen, die ebenfalls den Privattarif bekommen können, aber den Energiekostenzuschuss des Bundes in Anspruch nehmen, für ganz kleine Betriebe könne man sich eine Pauschalierung vorstellen. Für den Hittisauer Tischler Markus Faißt geht die Diskussion in eine falsche Richtung. Energie sei schon lange zu günstig und hofft, dass die aktuelle Lage zu einem bewussten und sparsameren Umgang mit Energie führe, betont er.

Guntram Bechtold, Obmann des Vorarlberger Familienverbandes: "Wir finden diese Lösung unsozial und sie wird dem Anspruch des Landes, der chancenreichste Lebensraum für Kinder zu werden, nicht würdig.“ <span class="copyright">FA</span>
Guntram Bechtold, Obmann des Vorarlberger Familienverbandes: "Wir finden diese Lösung unsozial und sie wird dem Anspruch des Landes, der chancenreichste Lebensraum für Kinder zu werden, nicht würdig.“ FA

Nach dem Strompreis ist vor dem neuem Gaspreis

Schwarzach Das Vorarlberger Strompreismodell „haben wir gut gemacht“, davon ist Landeshauptmann Markus Wallner ebenso überzeugt wie illwerke-Vorstand Helmut Mennel, die beide in Vorarlberg LIVE Stellung zu der am Dienstag vormittag präsentierten Lösung Stellung nahmen. Ebenfalls am Dienstag präsentierte die TIWAG ihren neuen Preis, der dort ab Juni gilt. Ohne Landesrabatt steigt der Preis für die Nachbarn um 38 Prozent für die Haushalte. Doch die Stromlösung ist nur eine Etappe. Denn deutlich höher steigen die Kosten für Erdgas – von rund vier Cent auf elf Cent, ein Cent gewähren illwerke vkw als „freiwilligen Sonderrabatt“. Macht durchschnittlich ein Plus von 90 Euro im Monat. Man liege damit auf Niveau anderer Brennstoffe. Doch man arbeite an Lösungen, betont LH Wallner.

Energiekostenzuschuss II für Unternehmen

» Gefördert werden in Stufe 1 unter anderem folgende Energieformen: Treibstoffe, Strom, Erdgas, Wärme/Kälte, Dampf und Heizöl.

» Die Antragsstellung wird wie im Fördermanager der aws möglich sein.

» Ausgenommen sind unter anderem Unternehmen, die gemäß volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung als staatliche Einheit gelten, aber auch energieproduzierende oder mineralölverarbeitende Unternehmen sowie Unternehmen aus dem Bereich Banken- und Finanzierungswesen. Informationen energiekostenzuschuss@wkv.at

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