PV-Innovation made in Vorarlberg

Lochauer Start-up hat den Sonnenstrom von der Fassade im Visier.
Lochau In Österreich sollen bis 2030 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Eine tragende Rolle bei der Energiewende spielt die Photovoltaik. Bislang werden die Anlagen fast immer auf dem Dach installiert. Das Vorarlberger Start-up „mo energy systems“ möchte das ändern. Künftig soll der Sonnenstrom vermehrt von der Fassade kommen. Hinter der Idee steckt Alexander Moosbrugger (50). Als Co-Gründer mit an Bord ist Manuel Hehle (36). Vor wenigen Tagen haben die beiden das Patent für das PV-Fassadensystem angemeldet.
Marktanalyse
Alexander Moosbrugger begleitet das Thema schon viele Jahre. „2014 habe ich zum ersten Mal einen Businessplan für Photovoltaikfassade geschrieben“, erzählt er. Der ehemalige Stadtparteichef der Neos in Bregenz arbeitete bis letztes Jahr bei Dorner Electronic und davor zehn Jahre bei der Firma Längle Glas. In dieser Zeit war er unter anderem an dem PV-Fassadenprojekt beim Kindercampus in Höchst beteiligt. „Das ist damals eher etwas für Idealisten gewesen. Als der Businessplan fertig war, habe ich mir logischerweise auch den Markt angeschaut und die Marktanalyse hat ganz klar gesagt, dass es ein Nischenprodukt ist. Ich habe den Plan daher weggepackt und nie wieder angeschaut“, blickt der ehemalige Stadtparteichef der Neos in Bregenz zurück. Dabei ist bis zum letzten Frühling geblieben. „Da habe ich ihn dann wieder herausgezogen und aktualisiert.“ Auf der Suche nach einem Raum landete er im Loft in Lochau, dem Co-Working-Space von Manuel Hehle. Das eine kam zum anderen. Mittlerweile sind Moosbrugger und Hehle Geschäftspartner. „Jetzt ist die Zeit reif. Die Rahmenbedingungen haben sich völlig geändert“, ergänzt Moosbrugger. In der Vergangenheit seien Projekte oft gescheitert, weil sie zu kundenindividuell waren und eher die Architektur als das Stromproduzieren im Fokus stand. „Wir haben eine Systemlösung“, unterstreicht Manuel Hehle. Das Besondere sei außerdem, dass man es auch noch nachträglich montieren kann. „Und wir wollen es so einfach wie möglich machen. Lieschen Müller aus Kleinkleckersdorf kann das Ding an die Wand montieren“, ergänzt Alexander Moosbrugger.
2200 Quadratkilometer
„mo energy systems“ liefert das System, Handwerker wie Solarteure, Zimmerer oder Schlosser sollen es montieren. „Alles was man machen muss, ist, die Löcher zur Befestigung in das Grundmaterial bohren und das Profil, wenn es nicht passt, auf Länge schneiden“, erläutert Moosbrugger. 18 Quadratmeter sollen durchschnittlich rund 15.000 Euro kosten. Ziel des Start-ups ist, im ersten Jahr 200 Anlagen und anschließend bis zu 7000 Anlagen pro Jahr zu bauen. Das Potenzial ist laut Hehle enorm: „In einer Studie des Fraunhofer Instituts wurden allein in Deutschland 2200 Quadratkilometer Bestandfassaden identifiziert, die sich für PV eigenen würden.“
Im April sollen die ersten Module montiert werden. Derzeit sind die Gründer noch auf der Suche nach Privatpersonen oder Firmen, die Interesse an einem Referenzprojekt haben. Vn-ger
„Jetzt ist die Zeit reif. Die Rahmenbedingungen haben sich völlig geändert.“