Dringender Handlungsbedarf

Hohe Inflation und schwache Nachfrage bremsen Wachstum.
Wien Die Konjunkturexperten des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) rechnen heuer mit einem Mini-Wirtschaftswachstum von 0,3 bzw. 0,5 Prozent und einer weiterhin hohen Inflationsrate von über sieben Prozent. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht dringenden Handlungsbedarf bei Regierung und Sozialpartnern, um die Inflation zu bekämpfen. IHS-Direktor Klaus Neusser wünscht sich „mehr Treffsicherheit“ bei Maßnahmen der Regierung.
„Die Preisdynamik ist viel zu hoch. Das macht mir Sorgen“, sagt Wifo-Chef Felbermayr bei der Präsentation der Frühjahrs-Konjunkturprognose. Im Vergleich zu Deutschland und dem Eurozonen-Schnitt werde die erwartete Inflationsrate in Österreich heuer um ein bzw. zwei Prozentpunkte höher sein. Wenn dieser Abstand mehrere Jahre bestehe, dann habe dies Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und drücke auf das Wachstum. Von der Regierung wünscht sich der Wifo-Chef eine Strategie zur Teuerungsbekämpfung. Kritik übte er erneut daran, dass keine Mietpreisbremse eingeführt wurde.
Felbermayr richtete einen Appell an die Sozialpartner im Hinblick auf die Gehalts- und Lohnverhandlungen und die Preispolitik: „Es muss auf beiden Seiten Mäßigung eintreten.“ Man könne aber nicht von der Gewerkschaft verlangen, dass sie die Lasten trage, wenn es von der Arbeitgeberseite keine Signale gebe, dass „man bei den Preisen was tut“.
Österreichs Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt: Nach dem coronabedingten Einbruch des realen Wirtschaftswachstums 2020 von minus 6,5 Prozent ging es 2021 mit plus 4,6 Prozent und 2022 mit plus 5 Prozent wieder steil nach oben. Im zweiten Halbjahr 2022 setzte ein internationaler Konjunktureinbruch ein, der auch Österreichs Volkswirtschaft erfasste.