Wie hoch klettern die Leitzinsen noch?

Dornbirn Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Federal Reserve (Fed) in den USA erhöhten in der vergangenen Woche den Leitzinssatz um einen Viertelprozentpunkt. Beide Notenbanken signalisierten jedoch, dass das Ende des Zyklus nahe ist oder nach den jüngsten Zinserhöhungen sogar schon erreicht sein könnte. Die japanische Notenbank beginnt sich erst von ihrer ultralockeren Geldpolitik zu verabschieden.
Die EZB erhöhte zum neunten Mal in Folge den Hauptrefinanzierungssatz auf 4,25%. Dies entsprach einem Allzeithoch, das zuletzt im Jahr 2000 erreicht wurde. Die EZB ließ jedoch die bisherige Aussage weg, dass die Zinssätze weiter steigen müssten. Stattdessen erklärte sie, dass eine weitere Straffung davon abhängen würde, ob die Wirtschaftsdaten dies als notwendig erscheinen ließen. Dies lässt die Tür für eine weitere Anhebung auf der nächsten Sitzung der EZB im September oder eine Pause offen.
In der Zwischenzeit deutete die US-Fed an, dass das Ende ihres Zinserhöhungszyklus wahrscheinlich in Sicht ist, nachdem sie die Zinsen auf ihrer Sitzung ebenfalls um 0,25 % Basispunkte erhöht hatte. Aus heutiger Sicht halten es die Experten des Erste Asset Management für wahrscheinlicher, dass die EZB die Zinssätze noch einmal anheben muss, während die Fed ihren Zinserhöhungszyklus abgeschlossen haben dürfte.
In China versucht die Regierung mit Steuer- und Abgabensenkungen die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln. Davon sollen vor allem kleinere Firmen profitieren. Der Internationale Währungsfonds sagt zwar den Chinesen für heuer ein Wachstum von 5,2% voraus. Doch die Nachfrage geht zurück, die Gefahr einer Deflation (mit sinkenden Preisen) steigt.
In diesem Umfeld sieht das Erste Asset Management aufgrund der starken Arbeitsmärkte und der soliden Unternehmensgewinne gute Chancen für Aktien und zur Absicherung Gold. Mit dem einen oder anderen „Schlagloch“ müsse man in den nächsten Wochen an den Börsen rechnen. Unverändert attraktiv bleiben geldmarktnahe Fonds aufgrund der gestiegenen Zinsen.
christoph.flatz@dornbirn.sparkasse.at, Christoph Flatz, Private Banking. www.erste-am.at