Im Schneckentempo

Markt / 16.08.2023 • 22:09 Uhr
In Vorarlberg wurde während der Covid-Pandemie statistisch be­trachtet die gesamte Bevölkerung einmal abgesondert. APA/Scheriau
In Vorarlberg wurde während der Covid-Pandemie statistisch be­trachtet die gesamte Bevölkerung einmal abgesondert. APA/Scheriau

Covid-Absonderungen: Erst etwas mehr als die Hälfte der Ersatzzahlungen abgearbeitet.

Bregenz, Wien Die Ersatzzahlungen an in Vorarlberg ansässige Firmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zuge der Covid-Pandemiebekämpfung behördlich abgesondert wurden und deshalb nicht zur Arbeit kommen konnten, verlaufen nach wie vor im Schneckentempo. Das geht im Grunde genommen aus einer Anfrage von Neos-Nationalrat Gerald Loacker an Gesundheitsminister Johannes Rauch hervor, die seit dem 11. August 2023 vorliegt.

94.000 Anträge

Demnach gab es in den Jahren 2020 bis 2023 in Vorarlberg insgesamt 93.829 Fälle, in denen von Firmen aufgrund § 32 Epidemiegesetz ein Antrag auf Ersatzzahlung nach einer Absonderung von Mitarbeitenden gestellt wurde. Der Löwenanteil der Fälle findet sich im Jahr 2022, als 62.000 Anträge gestellt wurden. Im Jahr davor waren es rund 14.000 Fälle und im ersten Pandemiejahr 6900 Fälle. Im heurigen Jahr (2023) gibt es unterdessen gerade noch 55 Anträge. Aufgrund abwicklungstechnischer Besonderheiten ergibt die Summe dieser Jahreszahlen nicht die oben genannte Gesamtsumme.

Etwas mehr als die Hälfte

Diesen 94.000 Anträgen stehen 49.007 Anträge gegenüber, die zum Stichtag 9. Juli 2023 von den Vorarlberger Behörden (positiv oder negativ) abgeschlossen wurden. Das sind gerade einmal 52 Prozent sämtlicher Anträge, und das obwohl das Absonderungsgeschehen heuer de facto zum Erliegen gekommen ist und sich keine weiteren Fälle angehäuft haben. Demnach waren zum Stichtag fast 45.000 Anträge (Akten) unbearbeitet.

Land rechtfertigt sich

In der Anfragebeantwortung heißt es dazu, dass eigentlich weitaus mehr Akten bearbeitet worden seien, da bereits beim Anlegen der Akten erste Überprüfungen erfolgt seien. Zudem hätten aufgrund von nachträglich geltend gemachten Sonderzahlungsansprüchen auch bereits abgeschlossene Verfahren nach Eintritt der Rechtskraft nochmals aufgerollt werden müssen. Insgesamt habe man bislang im Zuge dessen 106,5 Millionen Euro ausbezahlt (das Geld wird vom Bund rückerstattet). In etwa 5000 positiv beschiedenen Fällen sei noch kein Geld geflossen.

Fachleute bei der ÖGK

Loacker kritisiert vor dem Hintergrund der schleppenden Abarbeitung der Fälle, dass mit der Abwicklung dieser Ersatzzahlungen in Österreich die Bundesländer beauftragt worden seien, die das pro Fall per Bescheid erledigen müssen. „Dort gibt es nicht genügend Expertinnen und Experten für Lohnverrechnung, die das komplexe Thema in diesem großen Umfang schnell abarbeiten könnten.“ Der Fairness halber müsse man dazu sagen, dass dies ja auch nicht die Aufgabe der Länder sei. „Die Fachleute für diese Themen sitzen zum Beispiel in der ÖGK. Dort wäre die Abwicklung deutlich besser aufgehoben“, so Loacker.

Neos-Nationalrat Gerald Loacker wollte Aufklärung.FA/Simonis
Neos-Nationalrat Gerald Loacker wollte Aufklärung.FA/Simonis