Schulterschluss: Bahnausbau im Unteren Rheintal ohne oberirdische Gleise

Überraschende Wende: Land und Gemeinden ziehen beim Bahnausbau an einem Strang. De facto Einigung auf Unterflurlösung.
Darum geht’s:
- Gemeinsame Linie zwischen Land Vorarlberg und Bürgermeistern gefunden
- Einigung auf eine Unterflurlösung für den Bahnausbau im Unteren Rheintal
- Ergebnisoffene Bestvariantensuche: Weichenstellung für nachhaltige Mobilitätszukunft Vorarlbergs.
Bregenz Die Abstimmung zwischen Land Vorarlberg und Regio-Bodensee-Bürgermeistern über den Prozess zur Bestvariantensuche für den Ausbau der Schieneninfrastruktur im Unteren Rheintal hat am Dienstag mit einem Paukenschlag geendet. Land und Gemeinden haben sich auf eine gemeinsame Linie geeinigt und wollen zukünftig an einem Strang ziehen. Lange schien das ausgeschlossen. Zu unterschiedlich waren die Positionen. Die überraschende Wende im Gerangel um die Infrastrukturzukunft sieht demnach eine De-facto-Einigung für eine Unterflurlösung vor. Das bestätigen Regierung und Bürgermeister gegenüber den VN. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es dazu unter anderem wörtlich: „Zielvorstellung ist, dass im dicht besiedelten Raum und entlang des Bodenseeufers keine oberirdische Gleiszulegung erfolgt.“
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Im Vorfeld der ersten Verhandlungsrunde in dieser Woche standen die Zeichen auf Konfrontation. Bürgermeister der Region hatten sich längst auf einen unterirdischen Ausbau festgelegt und ihre Kräfte gebündelt. Dabei sah eine von ÖBB und Land Vorarlberg in Auftrag gegebene Studie im Vorjahr ein zweites oberirdisches Gleis zwischen Bregenz und Lochau sowie ein drittes Gleis zwischen Lauterach und Bregenz-Vorkloster noch als beste Lösung vor. Die Fronten waren verhärtet. Schließlich schaltete sich Landeshauptmann Markus Wallner (56, ÖVP) mit einer Klartextansage ein. Er kritisierte, dass die ÖBB eine unterirdische Lösung nicht ernsthaft in Betracht gezogen hätten. „Im Vornherein einfach eine Variante ausschließen, das geht mit Vorarlberg nicht“, so Wallner damals.
Jahrelange Totalsperre
Was folgte, war ein Landtagsbeschluss, der grünes Licht für eine ergebnisoffene Bestvariantensuche gab. Festgeschnürt wurden damals verschiedenste Vorgaben, die auch jetzt noch Gültigkeit haben. Sie seien auch für den weiteren Prozess bindend, heißt es dazu in der aktuellen gemeinsamen Erklärung. Das könnte durchaus auch zukünftig für Konfliktstoff sorgen. Festgehalten ist etwa unverändert die Vermeidung längerer Sperren des Bahnbetriebes. Eine jahrelange Totalsperre der Gleisabschnitte, die eine Unterflurvariante laut Studie zur Folge hätte, schloss der grüne Regierungspartner bisher kategorisch aus. Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (38, Grüne) hatte sich in diesem Punkt ebenfalls festgelegt.
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Mit dem Schulterschluss der Landesregierung und den 17 Bürgermeistern wird jetzt allerdings das Verbindende vor das Trennende gestellt. „Wir freuen uns, dass wir mit den Gemeinden nun an einem Strang ziehen, um in einen ergebnisoffenen Prozess zu starten. Wir haben nun die Chance, gemeinsam mit dem Bund und den ÖBB die Weichen für eine nachhaltige Mobilitätzukunft Vorarlbergs zu stellen“, resümiert Daniel Zadra. „Das ist aus Sicht der Raumplanung eine große Chance, den Lebensraum im Unteren Rheintal für die folgenden Generationen zu gestalten“, so Landesrat Marco Tittler (46, ÖVP) in einer den VN vorliegenden Stellungnahme.
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Die überraschende Wende nahmen auch die Bürgermeister mit Freude zur Kenntnis. „Da diese Entscheidung unseren Lebensraum und unsere Zukunft maßgeblich verändern wird, war gleich zu Beginn wichtig, die entscheidenden Parameter zu fixieren“, zeigt sich Elmar Rhomberg (59, ÖVP), Sprecher der Interessengemeinschaft Unterirdischer Bahntrassenausbau im Großraum Bregenz (IGUB) und Bürgermeister der Marktgemeinde Lauterach, mit dem Schulterschluss zufrieden.
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Die Botschaft beider Seiten sei unmissverständlich, so der Vorsitzende der Regio Bodensee und Bürgermeister der Landeshauptstadt Bregenz, Michael Ritsch (55, SPÖ). „Was wir brauchen, ist eine zukunftsfähige Lösung für die Bahn. Das bedeutet nicht die kostengünstigste, sondern die beste Lösung für das Land und die Menschen, die hier leben.“ Jetzt liege ein klares Bekenntnis dazu am Tisch.
Welche Variante schließlich die beste sei, müssten Experten herausfinden, so Bürgermeister Rhomberg. Ob diese zwischen Güterbahnhof Wolfurt und der Staatsgrenze bei Hörbranz unterhalb der Bestandstrasse verlaufe oder durch den Pfändertunnel geführt werde – man sei der Bestvariante gegenüber grundsätzlich offen. Unbestritten sei, dass es ein langer und schwieriger Weg werde. „Wenn wir es als Land geschlossen angehen, dann kann auch einiges gelingen“, zeigt sich Rhomberg dennoch zuversichtlich.
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Schwarzach Seit Jahren wird intensiv über eine Unterflurtrasse diskutiert. Der Bahnausbau hat jedenfalls für viele tausend Menschen, die entlang der Trasse wohnen, direkte Auswirkungen. Erzählen Sie uns, was Ihnen am liebsten wäre und was die Entscheidung für Sie persönlich bedeuten würde.