Wohninstitut statt Wohnpaket

Markt / 17.10.2023 • 21:08 Uhr
Wohnen 550 heißt ein Punkt im Paket: „Gut, aber keine neue Maßnahme.“ FA
Wohnen 550 heißt ein Punkt im Paket: „Gut, aber keine neue Maßnahme.“ FA

Hauseigentümerverbandspräsident Markus Hagen zerpflückt neues Wohnpaket.

Feldkirch Beim Jubiläum der Vorarlberger Eigentümervereinigung hätte man langjährige Mitglieder ehren und die Erfolge der Vergangenheit feiern können. Doch daraus wurde nichts bei der Veranstaltung im Feldkircher Montforthaus am Dienstag. Vielmehr sei es wichtig, den Blick nach vorne zu richten, sagte der Präsident der Vereinigung, Markus Hagen, im Vorfeld der Veranstaltung. Der Eigentümerverband setze sich für die derzeit 7500 Mitglieder, die im Übrigen nicht die Großimmobilienbesitzer sondern kleinen Haus- oder Wohnungseigentümer seien, ein. Wichtig sei dem Verband und ihm selbst aber, dass junge Menschen auch in Zukunft Eigentum schaffen können: „Wir sind nicht nur eine plumpe Interessenvertretung, sondern wollen weiterdenken für jene, die Eigentum schaffen wollen.“

Wenig Begeisterung

Das am Montag präsentierte Wohnpaket des Landes bot Hagen bei seiner Bilanz eine Steilvorlage. „Hat das jemanden vom Hocker gerissen?“, fragt er und gibt selbst die Antwort. Das Programm „Wohnen 550“ sei gut, doch auch nicht neu. Die Leerstandsabgabe werde nicht mehr Wohnraum mobilisieren, sondern Chaos generieren, weil mit den 2000 Wohnungen werde man keine wirkliche Erleichterung bei der Nachfrage erreichen, und außerdem seien die Regeln in jeder Gemeinde anders.

Was es brauche, sei ein struktureller Neustart, richtet der Eigentümer-Lobbyist der Landespolitik aus. „Wohnen ist eines der wichtigsten Themen im Land, aber wir haben nicht einmal einen Bediensteten bei der Landesregierung, der nur für Bauen und Wohnen zuständig ist.“ Ein Zukunftsinstitut, gespeist aus dem Bodenfonds, soll neue Formen des Bauens, Finanzierens und eben der Möglichkeit, Eigentum zu schaffen, erforschen und „noch besser: Fehler, die gemacht wurden, vermeiden“. Zum Beispiel die  hohen Wohnbaukosten, die seien nicht nur der Spekulation geschuldet, wie oft glauben gemacht werde. Vorschriften und Normen („Der Energieausweis ist ein in seiner derzeitigen Form volkswirtschaftlicher Wahnsinn.“) verteuern, so Hagen, das Bauen im Land. „Das gehört entrümpelt, und es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, wie Leute wieder günstiger bauen bzw. kaufen können.“

Neue Möglichkeiten

Modelle, wie zum Beispiel die bei den deutschsprachigen Nachbarn praktizierte Möglichkeit, auch für kleine Bauprojekte Genossenschaften zu gründen – und ja: auch Nachbarschaftshilfe, wie sie vor einigen Jahrzehnten im Land für Wohnraum sorgte, müssen wieder Platz greifen, damit sich junge Menschen Eigentum schaffen können. VN-sca

Zukunftsforscherin Christiane Varga und Eigentümer-Präs. Markus Hagen wagen Blick in die Zukunft des Wohnens.Fa
Zukunftsforscherin Christiane Varga und Eigentümer-Präs. Markus Hagen wagen Blick in die Zukunft des Wohnens.Fa