Arbeitsmarkt im Land: Konjunkturtief sorgt für Zunahme der Arbeitslosen

Arbeitslosigkeit in Vorarlberg steigt wegen Konjunkturschwäche um 8,7 Prozent. Sorgenkinder sind Bau und Metallindustrie.
Bregenz „Der Bestand an arbeitslos vorgemerkten Personen ist gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen“, informiert AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter über die aktuellen Entwicklungen am heimischen Arbeitsmarkt. Nachdem die Zahlen schon in den letzten Monaten leicht gestiegen sind, wird die Konjunkturdelle, die besonders die Industrie und die Bauwirtschaft getroffen hat, deutlich größer. Es ist anzunehmen, dass sich diese Zahlen auch bei den KV-Verhandlungen verschiedener Branchen nicht unbedingt zum Vorteil der Arbeitnehmer auswirken werden.

Ende Oktober 2023 waren 10.291 Personen beim AMS Vorarlberg arbeitslos vorgemerkt. Dies entsprach einem Zuwachs von 825 Personen oder satten 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Teil des Zuwachses ist auf den verstärkten Zugang (+306 Personen bzw. 51,9 Prozent) von arbeitssuchenden Konventionsflüchtlingen, subsidiär Schutzberechtigten und Vertriebenen aus der Ukraine zurückzuführen. Derzeit sind 896 Personen dieser Gruppe beim AMS arbeitslos vorgemerkt.
Sorgenkinder Bau und Industrie
Der größte Zuwachs nach Altersgruppen konnte, so das AMS Vorarlberg in seinem monatlichen Lagebericht, bei den Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 50 Jahre) verzeichnet werden. In dieser Altersgruppe erhöhte sich die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 690 oder 13 Prozent auf 5991 Personen und stellte somit 58,2 Prozent aller Vorgemerkten dar. Gleichzeitig reduzierte sich die Zahl der 4987 offenen Stellen auf 4987 Angebote. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um 236 Stellen oder 4,5 Prozent weniger. Im Oktober standen 378 offene Lehrstellen 240 Lehrstellensuchenden gegenüber. 66,3 Prozent oder 1098 vorgemerkte Arbeitslose mit einem Berufswunsch im Fremdenverkehr konnten eine Einstellzusage für die kommende Wintersaison vorweisen.

Sorgenkinder des Arbeitsmarktservice sind wie bereits erwähnt die Industrie mit der Herstellung der Waren und die Bauwirtschaft, die aufgrund mehrerer Faktoren, u. a. durch die sogenannte KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung), eine Talfahrt sondergleichen erlebte. Im Vorjahresvergleich hat sich die Zahl der arbeitslosen Personen, die davor im Bereich Herstellung von Waren gearbeitet haben, um 11,9 Prozent auf 1686 Personen und im Bauwesen um 9 Prozent auf 448 erhöht. „Die Anzahl der Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr um 6,6 Prozent angestiegen“, erläutert Bereuter die sich langsam zuspitzende Lage am Arbeitsmarkt im Land.
378 offene Lehrstellen
Auch bei den aktuellen Zahlen zeigt sich, dass eine Ausbildung besser vor den Unbillen des Arbeitsmarktes schützt, denn rund 44 Prozent aller Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit haben maximal einen Pflichtschulabschluss. „Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Arbeitslose ohne Ausbildungsabschluss einen Lehrabschluss nachholen“, erklärt Bereuter. Er verspricht: „Wir haben für jede Person mit Interesse an einem Ausbildungsabschluss ein passendes Angebot.“ In diesem Zusammenhang weist das AMS Vorarlberg auch darauf hin, dass für die derzeit 240 Lehrstellensuchenden 378 offene Lehrstellen offeriert werden – eine, so Bereuter, wirklich sinnvolle Option für das Berufsleben.
Mit 5,7 Prozent liegt Vorarlberg zum Monatsende zwar weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,3 Prozent Arbeitslosen, allerdings schnitten bei der Oktoberbilanz nur Kärnten (6,5 Prozent) und Wien (10,3 Prozent) noch schlechter ab.
Arbeitsmarkt im Detail
Vorgemerkte Arbeitslose 46,8 Prozent oder 4816 Personen konnten als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Pflichtschulabschluss vorweisen.
Im Haupterwerbsalter (25 bis 50 Jahre) waren 5991 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Anstieg von 690 Personen (+13,0 Prozent), davon waren 417 (+15,7 Prozent) Männer (inkl. alternative Geschlechter) und 273 (+10,3 Prozent) Frauen.
Aktuell haben 2074 Personen eine Einstellzusage. Dies entspricht 20,2 Prozent aller vorgemerkten Arbeitslosen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Anzahl der Personen mit Einstellzusage um 75.
Geringe Rückgänge gab es bei den Verkehrsberufen (-6) sowie bei den Graphiker_Innen (-3). Nennenswerte Zuwächse gab es bei den Hilfsberufen (+346), den Fremdenverkehrsberufen (+83), den Metall- und Elektroberufen (+75) sowie den Bauberufen (+65).
Österreichweit stieg die Zahl an vorgemerkten Arbeitslosen auf 264.232, was einem Anstieg von 14.918 Personen oder 6,0 Prozent im Vorjahresvergleich entsprach.
Schulungsteilnehmende
► Die Zahl der Schulungsteilnehmenden reduzierte sich auf 2298 Personen (-42) gegenüber dem Vorjahr.
vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmende
► Die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen und Schulungsteilnehmenden (Summe der vorgemerkten Arbeitslosen und Schulungsteilnehmenden) erhöhte sich um 783 auf 12.589 Personen.