52 Prozent weniger ­Kredite in Vorarlberg

Markt / 09.11.2023 • 19:06 Uhr
Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding, stellt die KIM-V infrage.  apa
Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding, stellt die KIM-V infrage.  apa

Seit der KIM-Verordnung ist Zahl massiv eingebrochen.

Wien Der Kreditschutzverband KSV1870 hat den heimischen Kreditmarkt unter die Lupe genommen und dabei den Zeitraum zwischen 2019 und 2023 (bis Ende des dritten Quartals) analysiert. Das bittere Ergebnis: Seit dem Inkrafttreten der neuen KIM-Verordnung im August 2022 ist die Zahl der Hypothekarkredite massiv eingebrochen.

Konkret wurden in den ersten drei Quartalen 2023 österreichweit 44.628 Hypothekarkredite gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent bedeutet. Besonders betroffen seien junge Menschen (bis 35 Jahre). In dieser Alterskategorie habe sich die Anzahl der gewährten Kredite zuletzt sogar um 57,6 Prozent reduziert, berichtet der Kreditschutzverband.

Vorarlberg vorne dabei

Dabei hätten alle neun Bundesländer in den ersten drei Quartalen 2023 massive Rückgänge verzeichnet, was die Anzahl der gewährten Hypothekarkredite betrifft. Am deutlichsten fällt das Minus dabei in Wien (- 57,6 Prozent) aus, gefolgt von Tirol (- 52,2 Prozent) und Vorarlberg (- 51,8 Prozent).

Ohne sicheres Fundament

Hypothekarkredite werden in der Regel für die Finanzierung von Immobilien verwendet. Die KIM-Verordnung brachte allerdings einige Verschärfungen mit sich. So braucht es nun eine 20-prozentige Eigenkapitalquote, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf. „In Zeiten steigender Zinsen und wirtschaftlicher Turbulenzen wird es für viele Privathaushalte nahezu unmöglich, ein finanziell sicheres Fundament für die Zukunft zu schaffen“, plädiert KSV1870-CEO Ricardo-José Vybiral für eine Flexibilisierung der KIM-Verordnung. 

Hohe Einstiegshürden

Einerseits lege man vor allem jungen Menschen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten, andererseits würden die Einstiegshürden so angesetzt, dass diese insbesondere für die junge Generation schlichtweg nicht machbar seien. Das wirke sich auch auf die Baubranche aus. Die Auftragslage sinke. 

Geringeres Kreditvolumen

Parallel dazu sei auch das Finanzierungsvolumen gesunken. So weisen laut KSV1870-Analyse die Kreditrahmen von 100.000 Euro (- 39,8 Prozent), 250.000 Euro (- 50,6 Prozent) und 500.000 Euro (- 59,5 Prozent) beträchtliche Rückgänge auf. Insgesamt sei das durchschnittliche Kreditvolumen bei Hypothekarkrediten innerhalb eines Jahres von 210.000 Euro auf 196.000 Euro gesunken.

Dieser Abwärtstrend setze sich auch bei den Kreditlaufzeiten fort. Die bis zum Vorjahr am häufigsten gewählte Laufzeit „bis 30 Jahre“ verzeichnete mit 58,1 Prozent das deutlichste Minus.

Auch bei den Abstattungskrediten stehe im laufenden Jahr ein Rückgang zu Buche. Gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 sank die Zahl der gewährten Kredite um 11,5 Prozent auf knapp über 273.000 Kredite. Zwar gebe es in den niedrigen Bereichen „bis 2000 Euro“ Zuwächse von etwa elf Prozent, doch je höher der Kreditrahmen ausfalle, desto größer sei der Rückgang, was die Anzahl der Verträge betrifft. Im Bereich „bis 500.000 Euro“ fällt das Minus mit 44,4 Prozent am deutlichsten aus.