Metaller-KV: “Lieber würde ich nicht streiken”

Markt / 14.11.2023 • 22:05 Uhr
Die Stimmung am Dienstag war bei den Mitarbeitern der ersten Schicht bei der Firma Grass aufgeladen. VN/mayer
Die Stimmung am Dienstag war bei den Mitarbeitern der ersten Schicht bei der Firma Grass aufgeladen. VN/mayer

Nach gescheiterter Verhandlung: Streiks in Vorarlberger Betrieben.

Höchst, Wien Schon am Montag bereiteten die Betriebsräte des Höchster Metalltechnikbetriebs alles für einen „höchst wahrscheinlichen“ Streik vor, so Wolfgang Fritz, Betriebsratsobmann bei Grass und gleichzeitig Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft PRO-GE. Am Montag schien es, auch wenn man nicht sonderlich fest daran glaubte, dass doch noch eine Einigung mit den Arbeitgebern zustande kommen könnte.

Kam nicht, wie seit Montag spätabends bekannt ist. Die Arbeiter der ersten Schicht am Dienstag, die von 6 Uhr bis 14 Uhr dauert, waren jedenfalls vorbereitet auf den für viele von ihnen ersten Streik in ihrem Arbeitsleben. Es bleibe ihnen gar nichts anderes übrig, sagt einer der Arbeiter, der nicht genannt werden will: „Wir haben einfach zu wenig zum Leben für unsere Familien.“ Er verstehe zwar auch die Lage der Betriebe, doch zuerst gehe es jetzt um die eigene Existenz.

Um die Zukunft geht es für Metallindustriebetriebe: Erwiesenermaßen gibt es auch in Vorarlberg einige Vorzeigeindustriebetriebe, die mit Auftragsrückgängen von bis zu 40 Prozent zu kämpfen haben. Wie für die Mitarbeiter, die sich durch die Betriebsräte gut vertreten sehen, sind auch Unternehmer und Manager froh, dass die von ihnen nominierten Verhandlungspartner bei Konfliktfällen für sie ins Scheinwerferlicht treten.

Der Sprecher des KV-Verhandlungsteams, Christian Knill, betonte am Dienstag: „Wir fürchten uns nicht vor einem Streik“, allerdings werde ein Ergebnis nur am Verhandlungstisch zu erzielen sein. Ein mit den Verhandlungen gut vertrauter Vorarlberger Manager spricht davon, dass die Drohung der Gewerkschaft, falls notwendig bis Weihnachten zu streiken, in der Unternehmerschaft keinen Schock ausgelöst habe. „Die Firmen können nicht zustimmen, es geht um ihre Existenz.“ Die Drohung gehe ins Leere, auch „die Firmen haben als Zeithorizont Weihnachten eingeplant.“

Der Arbeitskonflikt geht mit den derzeitigen Streiks in die wirklich heiße Phase: Bis auf Betriebsversammlungen und Warnstreiks sind „echte Streiks“ in Österreich selten. Doch „die Mitarbeiter sind entschlossen, für ihre Rechte weiter zu kämpfen“, sagt Fritz, der in seiner Karriere als Gewerkschaftsvorsitzender noch nie so eine große Zustimmung erfahren habe. Grass sei erst der Anfang – „Arbeitsniederlegungen werden auch in weiteren Leitbetrieben stattfinden.“ Er nennt beispielhalft die Namen Liebherr, Collini und blum, die bis zum 17. November bestreikt werden könnten. VN-sca, mma

„Was die Arbeitgeber zu zahlen bereit sind, ist zu wenig, wir wollen einfach mehr, weil alles im Geschäft so teuer geworden ist. Auch die Preise für Brot, Gemüse und Obst sind kräftig angestiegen.“ Timea Nagy, Mitarbeiterin Grass Höchst

„Was die Arbeitgeber zu zahlen bereit sind, ist zu wenig, wir wollen einfach mehr, weil alles im Geschäft so teuer geworden ist. Auch die Preise für Brot, Gemüse und Obst sind kräftig angestiegen.“ Timea Nagy, Mitarbeiterin Grass Höchst

„Wohn-, Lebensmittel- und Spritkosten sind hochgegangen, da ist es nicht ungerecht, dass wir mindestens zehn Prozent wollen. Wir sind nicht da, weil wir geldgeil sind. Wir wollen nur unser Recht.“ Arslan Alit, Mitarbeiter Grass Höchst

„Wohn-, Lebensmittel- und Spritkosten sind hochgegangen, da ist es nicht ungerecht, dass wir mindestens zehn Prozent wollen. Wir sind nicht da, weil wir geldgeil sind. Wir wollen nur unser Recht.“ Arslan Alit, Mitarbeiter Grass Höchst