Metaller verhandeln wieder

Markt / 16.11.2023 • 19:26 Uhr
Arthur Tagwerker:
Arthur Tagwerker: “Einmalzahlungen haben keine dauerhafte Wirkung.” Fa

Hoffnung auf nächste Verhandlungsrunde – KV-Gespräche im Handel abgebrochen.

Wien, Schwarzach Am Mittwoch forderten beim Streik bei der Firma Blum sowohl Mitarbeiter wie Betriebsräte und Geschäftsführer Philipp Blum die Wiederaufnahme der Kollektivvertragsverhandlungen in der Metalltechnischen Industrie, auch bei Grass in Höchst betonten Mitarbeiter aus der Produktion, dass sie eigentlich gar nicht streiken wollen, sondern auf einen fairen Abschluss hoffen. Nun keimt wieder Hoffnung auf, denn nach der Streikwoche, die noch nicht zu Ende ist, haben sich die Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern immerhin auf einen weiteren Verhandlungstermin geeinigt.

Streiks gehen weiter

Am Montag werden die unterbrochenen Kollektivvertragsverhandlungen fortgesetzt. Der Streik der Arbeitnehmer dauert indes in Österreich wie auch in Vorarlberg an, weitere Streiks sind heute, Freitag, in den Werken von Collini in Bludesch und am Hauptsitz in Hohenems anberaumt, auch bei Hydro in Nenzing wird es zu einem Streik kommen. „In zahlreichen weiteren Unternehmen werden Betriebsversammlungen durchgeführt“, so Wolfgang Fritz, Landesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft Pro-GE auf VN-Anfrage. „Es schaut nicht so schlecht aus. Ich hoffe, dass wir am Montag zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen“ gibt sich der Betriebsratschef von Grass optimistisch. Und stellt dennoch die Rute ins Fenster: „Wenn es nicht klappt, werden wir weiter streiken. Die Leute stehen hinter uns.“

Froh über den neuen Verhandlungstermin ist auch der Geschäftsführer der GPA (Gewerkschaft Privatangestellte) in Vorarlberg, Marcel Gilly: „Damit wird dem Wunsch vieler Arbeitnehmer entsprochen, die eine Weiterführung der Verhandlungen gefordert haben.“ Die Chance auf ein Ergebnis schätze er jedenfalls hoch ein. „Es muss eine faire Gehaltserhöhung geben“, sonst, so Gilly wie Fritz, „sind mehr Mitarbeiter als bisher bereit, für einen guten KV-Abschluss zu kämpfen.“

Die Arbeitgeber-Vertreter betonten am Donnerstag einmal mehr, sie seien immer verhandlungsbereit gewesen, würden sich aber auch nicht vor Streiks fürchten. „Die wirtschaftliche Situation ist für die meisten Betriebe sehr schwierig, viele beginnen bereits Arbeitsplätze abzubauen. Streiks gießen Öl ins Feuer, anstatt dass wir gemeinsam für sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen“, so Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI). Klar sei, dass sich auch die Gewerkschaften bewegen müssten, „denn Verhandlungen sind keine Einbahnstraße“, betonte Knill.

Stillstand im Handel

Während bei den Metallern weiterverhandelt wird, wurden die Verhandlungen im Handel abgebrochen. Nach nur vier Stunden war Schluss mit Reden. Die Sozialpartner haben ihre Verhandlungen für über 430.000 Handelsangestellte österreichweit abgebrochen und auf den 28. November vertagt. Die Arbeitgeber boten unabhängig von der Gehaltsstufe ab 2024 ein Plus von fünf Prozent an und zusätzlich eine Einmalzahlung von 800 Euro. Die Gewerkschaft GPA machte ein Gegenangebot mit einer sozialen Staffelung, nämlich eine Gehaltserhöhung um 9,5 Prozent und einen Fixbetrag von 40 Euro.

Die Arbeitnehmervertreter wollen nun die unterbrochenen Betriebsversammlungen in der kommenden Woche wieder aufnehmen. „Die Arbeitgeberseite ist aus unerfindlichen Gründen nicht bereit, ordentliche Verhandlungen zu führen“, ärgert sich der Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA Vorarlberg und Mitverhandler, Arthur Tagwerker. Arbeitgebervertreter und Handelsobmann Rainer Trefelik beklagte, „dass die Gewerkschaft heute absolut nicht bereit war, ernsthaft über unser Angebot zu diskutieren“. VN-sca

Marcel Gilly: „Wunsch vieler Arbeitnehmer entsprochen.“ FA
Marcel Gilly: „Wunsch vieler Arbeitnehmer entsprochen.“ FA
In Vorarlbergs Metalltechnischer Industrie fanden diese Woche in fast allen Betrieben der Branche Streiks statt.VN/Hartinger
In Vorarlbergs Metalltechnischer Industrie fanden diese Woche in fast allen Betrieben der Branche Streiks statt.VN/Hartinger