“Wir sind voll ausgelastet”

Markt / 03.12.2023 • 18:41 Uhr
Herbert Pichler, Niederlassungsleiter Vorarlberg/Tirol (Hochbau).
Herbert Pichler, Niederlassungsleiter Vorarlberg/Tirol (Hochbau).

Geschäft läuft für Baukonzern Porr und Vorarlberg-Tochter Nägele Hoch- und Tiefbau gut.

Sulz, Wien Während der Einbruch im privaten Wohnbaumarkt derzeit bei vielen Baufirmen die Sorgenfalten wachsen lässt, kann Österreichs zweitgrößter Baukonzern Porr eine kräftige Gewinnsteigerung und prall gefüllte Auftragsbücher vorweisen. „Der Motor der Bauwirtschaft brummt“, sagt Porr-Chef Karl-Heinz Strauss im VN-Gespräch.

Mehr Gewinn, viele Aufträge

In den ersten drei Quartalen 2023 erhöhte sich der Periodengewinn um 14,5 Prozent auf 49,7 Millionen Euro, der Umsatz um 7,5 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro. Insgesamt profitiere man stark vom Ausbau der europäischen Infrastruktur sowie vom Industriebau. „Wir sind sehr breit aufgestellt, wir bauen möglichst viel selbst. Wir stehen also auf vielen Beinen und sind zudem in vielen attraktiven Ländern tätig. Damit können wir vieles ausgleichen.“ Bei Porr liege der Wohnbauanteil auch nur bei rund zehn Prozent und im Einfamilienwohnbau sei man so gut wie gar nicht tätig.

Auch der Auftragsbestand von 8,7 Mrd. Euro nach drei Quartalen stimmt optimistisch. „Heuer sind wir voll ausgelastet, im kommenden Jahr nahezu. Wir blicken also zuversichtlich in die Zukunft.“ Industrie und Gewerbe würden viel investieren. „Teilweise so viel wie nie. Die Stimmung ist viel besser, als man vielerorts lesen kann“, so Strauss. Allerdings sei man wachsam und beobachte mögliche Einflüsse aufs Geschäft. So wisse man beispielsweise nicht, ob die Regierung in Deutschland es schaffe, das 60-Milliarden-Budgetloch zu stopfen. Das betreffe möglicherweise Projekte in den Bereichen grüne Energie, Bahn oder Halbleiter.

In Vorarlberg ist Porr mit Nägele Hoch- und Tiefbau, IAT sowie Kröll Pflasterbau vertreten. „Hier sehen wir eine Situation, dass kleinere Baumeister, die zuvor im Wohnbau tätig waren, nun teilweise in andere Segmente wie den Infrastruktur- und Tiefbau drängen“, betonen Michael Pichler und Herbert Pichler, Niederlassungsleiter für Vorarlberg und Tirol. „Aber das Geschäftsvolumen ist da, auch wenn es dadurch kurzfristig unter Druck gerät. Nächstes Jahr wird sich das wieder normalisieren.“

Stabilität im Industriebau

Im Industriebau sehe man nach einer Verunsicherungsphase jetzt wieder Stabilität. „Die Unternehmen denken wieder an Investitionen.“ So baue man in Vorarlberg für Getzner Textil, Collini oder Blum Bregenz sowie für die Asfinag (Arlbergtunnel), die illwerke vkw (Kraftabstieg Rodundwerk) oder die ÖBB. Auch in den eigenen Standort wurde investiert. In Sulz entstanden ein Bürogebäude, ein Bauhof sowie Werkstätten neu.

Auch konzernweit hat die Porr spannende Projekte, etwa das größte Baulos des Brenner Basistunnels und der ElbX Tunnel für die SuedLink-Stromleitung in Deutschland sowie das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee.

Die Mitarbeitersituation sei insgesamt recht gut, man könne alle Aufträge gut abdecken. Als große Firma habe man weniger Probleme, gute Leute zu finden. Zudem gebe es Verschiebungen dadurch, dass Mitbewerber derzeit weniger bauen. „Aber natürlich suchen wir weiterhin Leute“, sagt Strauss, der für das Gesamtjahr 2023 mit einem Gewinn vor Steuern zwischen 125 und 130 Millionen Euro rechnet.

Baustopp bei Signa

Die Signa-Insolvenz betrifft Porr beim Projekt Alte Akademie in München. Hier gibt es aktuell einen Baustopp. „Wir haben aber keinen Schaden durch die Insolvenz“, sagt Strauss. „Wir sind hier sehr gut abgesichert. In Österreich sind wir gar nicht betroffen und das Projekt in München wird über kurz oder lang weitergehen.“ VN-reh

Michael Pichler, Niederlassungsleiter Vorarlberg/Tirol (Tiefbau).
Michael Pichler, Niederlassungsleiter Vorarlberg/Tirol (Tiefbau).
Karl-Heinz Strauss, CEO und Miteigentümer der Porr AG. porr
Karl-Heinz Strauss, CEO und Miteigentümer der Porr AG. porr
Der Sitz von Nägele Hoch- und Tiefbau in Sulz wurde neu errichtet. mathis/porr
Der Sitz von Nägele Hoch- und Tiefbau in Sulz wurde neu errichtet. mathis/porr