Zins-Comeback sorgt für Comeback des Sparbuchs

Markt / 13.12.2023 • 20:08 Uhr
Raiffeisen-Analyst Helge Rechberger und Raiffeisen-Vorarlberg-Vorstand Michael Alge zur Situation der Wirtschaft und des Finanzmarktes. VN/PAULITSCH
Raiffeisen-Analyst Helge Rechberger und Raiffeisen-Vorarlberg-Vorstand Michael Alge zur Situation der Wirtschaft und des Finanzmarktes. VN/PAULITSCH

Raiffeisen-Aktienanalyst Helge Rechberger über Chancen und ­Optionen – Rückgang der Zinsen frühestens Mitte nächsten Jahres.

SCHWARZACH, BREGENZ „Nach der Rezession gibt es auch wieder Wachstum“, betont Helge Rechberger den Zyklus der Wirtschaftsentwicklung, die zuletzt und bis heute in Österreich, aber auch in der EU und global mit Rückgängen zu kämpfen hat. Rechberger ist Senior Aktienanalyst und Raiffeisensektor-Research-Koordinator bei der Raiffeisenbank International. Seine Aufgabe ist es, die Aktienmärkte nicht nur zu beobachten, sondern die richtigen Schlüsse aus dem Geschehen auf dem internationalen Börsenparkett zu ziehen. Und der Experte, der 1993, gleich nach dem Studium, bei Raiffeisen in jenem Bereich startete, der heute Raiffeisen Research heißt, kümmert sich auch um ausgewählte Einzelwerte aus der Automobilbranche.

Eindämmung der Inflation

Vor Kurzem besuchte Rechberger, der Research-Koordinator für den österreichischen Raiffeisensektor ist und nach einer Unzahl an Kapitalmarktvorträgen in ganz Österreich als entsprechender Experte bekannt ist, Vorarlberg und zusammen mit Raiffeisen-Vorarlberg-Vorstand Michael Alge auch die VN-Redaktion, wo er seine Analyse der aktuellen Wirtschaftslage und der nun kommenden Zeit vorstellte.

Aber zurück zu den immer wiederkehrenden Zyklen in der Wirtschaft: „Voraussetzung für ein Comeback ist die Eindämmung der Inflation.“ Er rechne damit, dass die EZB die Zinsen zur Mitte des nächsten Jahres wieder etwas senkt. Generell gelte aber „higher for longer“ in Sachen Zinspolitik. International sieht Rechberger schon früher Licht am Horizont, „wir gehen nicht von einer Rezession in den USA aus“, auch China könne wieder stärker werden. Insgesamt sei nach Jahren der Globalisierung ein Trend zur Deglobalisierung festzustellen. Ein Trend, der auch in anderen Ländern festzustellen sei, was es nicht so einfach mache für die exportierende Wirtschaft Österreichs.

Mit scharfem Auge blickt der Aktienanalyst auch zum wichtigsten Handelspartner Österreichs, Deutschland, das derzeit in einem formidablen Tief dümpelt. Gar nicht gut: Auch andere europäische Nachbarn Österreichs haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen. „Deutschland ist der kranke Mann Europas, wir sind gewohnt, dass Deutschland ein starkes Land ist“, so Rechberger über die Situation beim engsten Partner der Vorarlberger wie der österreichischen Wirtschaft.

Licht am Horizont

Für Anleger sehen er und der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Landesbank dennoch Optionen, die sich lohnen. „Das Comeback der Zinsen deutet in Richtung Sparbuch“, so Alge. Die Empfehlung von Rechberger und Alge geht aber in Richtung Mix mit Anleihen, der bei guter Sicherheit auch wieder Rendite bringe, bei Aktien sei eine breite Streuung anzuraten. Grüne Anleihen sollten auch beachtet werden, Rehberger sieht einen Anstieg bei der Nachfrage wie auch beim Angebot. Grüne Aktien seien auch bei institutionellen Anbietern begehrt. Neben der eigenen Marktbeobachtung sei auch ein Gespräch mit den Experten in den Banken anzuraten. VN-sca