Bau kämpft im Land mit massiven Rückgängen

Markt / 15.12.2023 • 22:38 Uhr
Johannes Wilhelm (Wilhelm+Mayer Bau).
Johannes Wilhelm (Wilhelm+Mayer Bau).

Branche sieht KIM-Verordnung derzeit als größten Hemmschuh.

Hohenems Es herrscht ein rauer Wind. „2023 war ein turbulentes Jahr, und die Befürchtungen, die wir anfangs hatten, haben sich bewahrheitet“, sagt Hilmar Müller, Geschäftsführer der Bau-Innung. Nicht nur dass die Zinsen stiegen, größter Hemmschuh sei die KIM-Verordnung. Diese legt die Kriterien für Immokredite fest (35 Jahre Maximallaufzeit, 20 Prozent Eigenmittelanteil, Rückzahlungsrate, die maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens ausmacht).

Rückgang um Rückgang

Die aktuelle Umfrage unter Vorarlberger Baufirmen bestätigt die missliche Lage. „Die Auftragssituation wird um 25 Prozent schlechter beurteilt als noch vor einem Jahr. Für das erste Halbjahr 2024 wird ein Rückgang um 30 Prozent erwartet, im Wohnbau sogar um 50 Prozent“, betont Innungsmeister Johannes Wilhelm (Wilhelm+Mayer Bau). Nur im Sanierungsbereich werde von den Betrieben ein Plus von sechs Prozent prognostiziert. Und im öffentlichen und gewerblichen Bau? „Im öffentlichen Hochbau liegen die Erwartungen bei einem Minus von elf Prozent, während die Auftragslage im Tiefbau stabil bleiben soll. Im Industrie- und Gewerbebau wird mit einem Rückgang um zehn Prozent gerechnet.“

Günther Ammann (Panorama Wohnbau), Sprecher der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, skizziert die Bedeutung: „Der Wohnbau hatte einen Anteil von über einem Drittel an der Bauproduktionsleistung im Land. Dieser ist nun zum Erliegen gekommen. Viele Firmen haben ihre Aktivitäten in diesem Bereich eingestellt.“ Gerade durch die KIM-V würden junge Menschen daran gehindert, Eigentum zu erwerben. Ihnen werde die Zukunftsperspektive genommen. Deshalb gehöre diese Verordnung dringend abgeschafft. „Ohne KIM-V wären die Bedingungen ja dank neuer Wohnbauförderungsrichtlinie und stabilen Immobilienpreisen gut“, so Ammann, der auch höhere Baunutzungszahlen fordert.

Die Kritik, dass Banken die Ausnahmekontingente für Kredite, die nicht den Bedingungen von KIM-V entsprechen, nicht voll ausschöpfen, relativiert Müller. „Viele gehen gar nicht mal mehr zur Bank, weil sie ohnehin denken, sie bekommen keinen Kredit.“

Licht am Ende?

Positiv sei auf jeden Fall, dass die Firmen an ihren gesamt 4100 Mitarbeitern festhalten. Um endgültig Licht am Ende des Tunnels zu sehen, würden jedoch positive Signale, wie beispielsweise eine Zinssenkung, dringend benötigt. VN-reh

Hilmar Müller, Geschäftsführer der Bauinnung. wkv
Hilmar Müller, Geschäftsführer der Bauinnung. wkv
Günther Ammann, Immobilien- und Vermögenstreuhänder.
Günther Ammann, Immobilien- und Vermögenstreuhänder.