Risikofreudige Strategie bei Signa

Markt / 18.12.2023 • 19:15 Uhr
Das Haus, das „Meinl am Graben“ beherbergt, hat Signa um 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer verkauft. apa
Das Haus, das „Meinl am Graben“ beherbergt, hat Signa um 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer verkauft. apa

Finanzexperte hat sich die Bilanzen der Immobiliengruppe angesehen.

Wien Ökonom und Ex-Lufthansa-Finanzchef Nikolaj Schmolcke hat sich Bilanzen der zwei wichtigsten Firmen der Immobiliengruppe Signa näher angesehen. Die insolvente Signa Holding und die Signa Prime Selection haben ihre Abschlüsse teils sehr spät veröffentlicht – bei Prime dauerte es bis zu fünf Jahre nach dem Stichtag, bei der Holding bis zu vier. „Wer nicht veröffentlicht, hat ein Problem oder etwas zu verbergen oder beides“, berichtet Schmolcke laut „Abendzeitung“.

Aus den Abschlüssen liest er vieles heraus: Zum Beispiel dass sich die Signa über „Shared Deals“ die Grunderwerbssteuer sparte. Oder dass die Prime Selection allein im Jahr 2021 bei einem Umsatz von 438 Mill. Euro einen Gewinn von 732 Mill. Euro schaffte.

Auffällig seien die gestiegenen Bewertungen für René Benkos Immobilien. Jede einzelne ließ er schätzen, was er künftig für sie bekommen kann. „Durch die Höherbewertungen zeigt er dann Gewinne an“, erklärt Schmolcke. Allein 2021 wurde Benkos Immobilienbestand so um eine Milliarde aufgewertet. Das funktionierte, weil die Prime Selection nach IFRS bilanziert. Denen zufolge können Immobilien höher bewertet werden als zu ihren Anschaffungskosten.

Benko habe auf volles Risiko gesetzt. „Er hat 3,6 Milliarden Euro von 6,7 Milliarden Euro Kreditvolumen mit variablen Zinsen geführt. Das ähnelt Glücksspiel.“ Steigen die Zinsen wie zuletzt um drei Prozentpunkte, entspreche das über 100 Millionen pro Jahr. Illegal sei das alles nicht. „Benko bewertet die Immobilien hoch, zeigt dadurch Gewinne, wird attraktiv für Investoren, sammelt Geld von den Banken. Und dann schüttet er sich 2205 Millionen Euro Gewinn aus.“ Dieses Risiko seien die Geldgeber eingegangen. „Die Gläubiger haben das in Kauf genommen. Den Rest regelt jetzt die Insolvenzverwaltung.“