Die Schweiz und ihre Eisenbahn

Markt / 21.12.2023 • 19:39 Uhr
Die SBB kommen auf 92,5 Prozent Pünktlichkeit, wobei ein Zug ab drei Minuten Verspätung als unpünktlich gilt. reuters
Die SBB kommen auf 92,5 Prozent Pünktlichkeit, wobei ein Zug ab drei Minuten Verspätung als unpünktlich gilt. reuters

Frust über unpünktliche deutsche Züge und einen grünen Anbieter.

Ittigen Im grenzüberschreitenden Bahnverkehr ist der Frust der Schweizer über die Deutsche Bahn zu spüren. „Deutschland ist unser Sorgenkind“, sagt Peter Füglistaler, Direktor des schweizerischen Bundesamtes für Verkehr. Inzwischen sei jeder zweite Zug aus Deutschland nicht pünktlich. „Das ist aus unserer Sicht nicht vertretbar“, sagt er. „Eine Bahn muss einfach 85 bis 90 Prozent pünktlich sein.“

Die Schweiz hat nun die Zahl der grenzüberschreitenden Verbindungen über Basel reduziert. Für Züge der Deutschen Bahn mit mehr als 15 Minuten Verspätung ist die Fahrt in Basel zu Ende. Hier setzen die Schweizer Bahnen (SBB) eigene Züge ein, die ab der Grenze fahren. Reisende in verspäteten Zügen müssen umsteigen und den nächsten Zug nehmen. Die SBB kommen auf 92,5 Prozent Pünktlichkeit, wobei ein Zug ab drei Minuten Verspätung als unpünktlich gilt.

Das deutsche Schienennetz ist mit einer Länge von 33.500 Kilometern fast siebenmal so groß wie jenes der Schweiz. Auch die einzelnen Verbindungen sind in Deutschland länger. Das deutsche Netz ist sehr komplex – mit zahlreichen Knotenpunkten und häufig auch Personen- und Güterverkehr auf denselben Strecken.

Die Schweiz hat einen Bahninfrastrukturfonds, der unter anderem aus der Mehrwertsteuer und der Straßennutzungsgebühr finanziert wird. Laut Verein Allianz pro Schiene investierte die Schweiz 2022 rund 450 Euro pro Kopf der Bevölkerung in die Schienen-
infrastruktur, Deutschland 114 Euro. Laut Bundesamt für Verkehr werden in der Schweiz pro Kopf 2464 Kilometer im Jahr Bahn gefahren, in Deutschland 1206.

Liberalisierung im Fokus

Ein Thema in der Schweiz ist auch die Öffnung des Bahnverkehrs für Anbieter aus der EU. Denn bislang ist der grenzüberschreitende Personenverkehr nicht für die Konkurrenz geöffnet. Sie können keine Fahrten in Eigenregie anbieten, sondern sind auf eine Kooperation mit den SBB angewiesen.

Nun aber gibt es den Plan des deutschen Anbieters Flixtrain, der offenbar in Eigenregie in die Schweiz fahren will, konkret von München nach Zürich. Das berichtet die „NZZ“. Diese Verbindung sei eines von zehn Pilotprojekten, die die EU-Kommission unterstützt, um den internationalen Bahnverkehr zu verbessern.

Auch vonseiten der Schweiz scheint Bewegung in die Sache zu kommen, denn der Bundesrat habe vergangene Woche den Entwurf des Mandats für die Verhandlungen mit der EU verabschiedet. Somit könnten ausländische Anbieter wie Flixtrain künftig also eigenständig Verbindungen in die Schweiz anbieten dürfen.

Aus Deutschland

Kritik kommt von der Gewerkschaft. Auch, weil Flixtrain aus Deutschland kommt. „Wir wollen keine deutschen Verhältnisse“, sagt Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, in einem Interview mit dem „Sonntags-Blick“. So viel also zum Thema Unpünktlichkeit.