Neues Jahr beginnt mit Sorgen: Arbeitslosigkeit mit 7,5 Prozent Plus

Die nach wie vor schwächelnde Konjuktur trifft auch Vorarlberg hart: Besonders betroffen sind nämlich Betriebe in der Industrie und am Bau. APA
Fachkräftemangel bleibt trotzdem – AMS legt deshalb Schwerpunkt auf Qualifizierungsmaßnahmen.
Bregenz Die Wirtschaftsforscher versuchen trotz nach wie vor schwieriger Wirtschaftslage wenigstens zum Jahreswechsel ein bisschen Optimismus in ihre Prognosen zu bringen, die Zahlen zum Jahreswechsel sprechen aber eine andere Sprache. Auch am Arbeitsmarkt. Ende des Jahres 2023 waren 10.164 Personen beim AMS Vorarlberg arbeitslos vorgemerkt. Dies entsprach einem Zuwachs von 707 Personen oder 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber dem Monat November allerdings sind die Arbeitslosenzahlen um 440 zurückgegangen.

Ein Teil des Zuwachses bei der Arbeitslosigkeit ist auf den verstärkten Zugang (+307 Personen bzw. 46,4 Prozent) von arbeitssuchenden Konventionsflüchtlingen, subsidiär Schutzberechtigten und Vertriebenen aus der Ukraine zurückzuführen, erklärt das AMS angesichts der steigenden Zahlen. Derzeit sind 968 Personen dieser Gruppe beim AMS als arbeitslos vorgemerkt.
49,6 Prozent der vorgemerkten Arbeitslosen oder 5038 Personen, konnten als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Pflichtschulabschluss vorweisen. Der größte Zuwachs nach Altersgruppen konnte bei den Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 50 Jahre) verzeichnet werden. In dieser Altersgruppe erhöhte sich die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 601 oder 11,1 Prozent auf 5993 Personen und stellte somit 59,0 Prozent aller Vorgemerkten dar. Von 755 Personen mit einem Berufswunsch im Baugewerbe hatten 403 oder 53,4 Prozent eine Einstellzusage für die kommenden Wochen. Dennoch bleibt der Bau zusammen mit der Industrie ein Sorgenkind. Besonders betroffen von der wirtschaftlichen Wachstumsschwäche seien Bundesländer mit einem hohen Anteil an Arbeitsplätzen in der Industrie und im Bau”, analysiert der Geschäftsführer des AMS Vorarlberg, Bernhard Bereuter, die aktuellen Entwicklungen. In Vorarlberg liegt der Anteil an Beschäftigten im Bereich Herstellung von Waren bei 26 Prozent. “Das ist der höchste Anteil im Bundesländervergleich”, so der AMS-Chef.
5533 offene Stellen
Ein Lichtblick: Mit 5533 offenen Stellen erhöhte sich das Stellenangebot im Vergleich zum Vorjahr um 504 Stellen oder zehn Prozent. “Trotz schwacher Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit wird der Arbeitskräftemangel weiter ein Thema bleiben”, ist sich der Geschäftsführer des AMS Vorarlberg, Bernhard Bereuter, sicher. Allerdings: Ohne entsprechende Qualifizierung tun sich Arbeitssuchende zunehemend schwer. “In Zukunft gehen wir von einer sinkenden Nachfrage nach Arbeitskräften ohne Ausbildungsabschluss bei einer gleichzeitigen Beschäftigungsausweitung im mittleren und höheren Qualifikationssegment aus”.

AMS-Vorarlberg-Chef Bernhard Bereuter: "In Zukunft gehen wir von einer sinkenden Nachfrage nach Arbeitskräften ohne Ausbildungsabschluss aus. FA
Deshalb auch die Priorisierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Programm des Arbeitsmarktservice. “Ein arbeitsmarktpolitischer Schwerpunkt für das Jahr 2024 liegt daher in der Ausbildung und Qualifizierung für Personen mit maximal einem Pflichtschulabschluss. Mit dieser Zielsetzung erhöhen wir die Arbeitsmarktchancen der Betroffenen und leisten einen wichtigen Beitrag zur Besetzung der offenen Fachkräftestellen”, ist Bereuter überzeugt.
780 offene Lehrstellen
Rückgänge bei den vorgemerkten Arbeitslosen gab es im Dezember 2023 im Vergleich im Dezember 2022 bei den Gesundheitsberufen (-27). Zuwächse gab es bei den Hilfsberufen (+265), den Metall- und Elektroberufen (+82), den Technikerinnen und Technikern (+61) den Fremdenverkehrsberufen (+57) sowie den Bauberufen (+47). Das zeigt sich auch bei den sofort verfügbaren offenen Stellen, die das AMS Vorarlberg für Jahresbeginn meldet: in den Fremdenverkehrsberufen gibt es einen Zuwachs im 309 Stellen, in Metall- und Elektroberufen ein Plus von 195 Jobs sowie den Gesundheitsberufen ein Zuwachs von 65 Stellen, die besetzt werden müssen. Lehrstellen sind derzeit 290 verfügbar, sofort verfügbar sind außerdem 259 Lehrstellensuchende. Insgesamt (sofort verfügbare und nicht sofort verfügbare) gibt es 780 offene Lehrstellen ein Rückgang von 52 Stellen gegenüber Ende Dezember 2022.