IV-Präsident Hartmann: “Erweiterung für viele Unternehmen kein Thema mehr”

Markt / 15.01.2024 • 18:30 Uhr
IV-Präsident Elmar Hartmann fordert bessere Rahmenbedingungen. <span class="copyright">IV/fasching</span>
IV-Präsident Elmar Hartmann fordert bessere Rahmenbedingungen. IV/fasching

Industriellenvereinigung Vorarlberg sieht wegen hoher Standortkosten Abwanderungstendenzen.

Schwarzach Die Industriellenvereinigung nutzt ihren Neujahrsempfang nicht nur dazu, mit Gästen aus der Wirtschaft das neue Jahr zu feiern, sondern auch dazu, der Politik gewisse Hausaufgaben mitzugeben. Für Elmar Hartmann, Geschäftsführer von Gantner Electronic und Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, gibt es hier viel zu tun. „Momentan sind wir auf keinem guten Weg, den Wohlstand und die Lebensqualität, die wir in Vorarlberg genießen, halten zu können.“

IV-Präsident Elmar Hartmann fordert von der Politik ein Bekenntnis zum Standort. <span class="copyright">vn/paulitsch</span>
IV-Präsident Elmar Hartmann fordert von der Politik ein Bekenntnis zum Standort. vn/paulitsch

Nicht darauf verlassen

Es brauche deshalb dringend verbesserte Rahmenbedingungen für die Unternehmen sowie Bekenntnisse der Politik. „Wir hatten in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung, aber darauf kann man sich nicht mehr verlassen“, betont Hartmann, der die Gefahr einer Deindustrialisierung sieht.

Erste Zeichen seien bereits erkennbar. „Etwa die Abwanderung von Produktionsstätten wegen hoher Kosten und erschwerter Rahmenbedingungen, das Verhindern von Betriebserweiterungen. Ein Ausbau ist für viele Unternehmen kein Thema mehr. Nicht, dass die Betriebe nicht wachsen wollen, aber die Standortkosten und die bürokratischen Hürden sind einfach zu hoch.“

IV-Präsident Elmar Hartmann mit IV-Geschäftsführer Christian Zoll. <span class="copyright">vn/PAulitsch</span>
IV-Präsident Elmar Hartmann mit IV-Geschäftsführer Christian Zoll. vn/PAulitsch

Hohe KV-Abschlüsse

Hohe Kosten würden auch die Abschlüsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen verursachen. „Der Arbeitgeber kann nicht die komplette Inflation abdecken. Natürlich muss man die Kaufkraft der Menschen erhalten, aber hohe Abschlüsse würden auch wiederum die Teuerung befeuern.“

Außerdem sieht der Präsident eine wachsende ideologische Abneigung gegenüber der Industrie. Deshalb brauche es auch ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung über die Bedeutung der Branche. Immerhin würden 38 Prozent der Vorarlberger in der Industrie arbeiten. Dazu kämen noch die Beschäftigten in den Zulieferbetrieben.

Elmar Hartmann und Christian Zoll warnen vor einem Wohlstandsverlust. <span class="copyright">vn/PAulitsch</span>
Elmar Hartmann und Christian Zoll warnen vor einem Wohlstandsverlust. vn/PAulitsch

Ja/Nein-Spiel

Außerdem würden 2,2 Milliarden Euro an Steuereinnahmen aus den Industriebetrieben erfolgen. Das wiederum halte das Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem am Laufen. Die IV hat deshalb ein Ja/Nein-Spiel entwickelt, in dem Menschen der Frage nachgehen können, ob sie auch künftig eine starke Industrie in Vorarlberg haben wollen.

Das Ja/Nein-Spiel der IV.
Das Ja/Nein-Spiel der IV.

Spätestens mit dem Umzug von Lustenau an den neuen Standort in der Bregenzer Innenstadt mit Ende des Jahres soll dort auch eine Art Informationsdrehscheibe entstehen, wo gezielt der Austausch mit Schülern sowie der gesamten Gesellschaft forciert werden soll.

Das neue Zuhause der Industriellenvereinigung in der Bregenzer Deuringstraße. <span class="copyright">vn/Paulitsch</span>
Das neue Zuhause der Industriellenvereinigung in der Bregenzer Deuringstraße. vn/Paulitsch

“Lohnnebenkosten zu hoch”

Auch an die Politik hat die Industriellenvereinigung vor dem Superwahljahr entsprechende Wünsche. „Die Lohnnebenkosten sind mit 26,6 Prozent viel zu hoch. Deutschland liegt rund drei Prozentpunkte unter uns“, sagt Hartmann. Außerdem brauche es dringend bessere Rahmenbedingungen für die qualifizierte Zuwanderung von Mitarbeitern sowie den Ausbau der Infrastruktur im Land – konkret den Bahnausbau im unteren Rheintal wie die Realisierung der S18. Ob dieses bereits seit Jahrzehnten diskutierte Projekt jemals realisiert wird? „Ich gehe davon aus, dass die Straße kommt.“

Für Elmar Hartmann braucht es mehr Bewusstsein für die Leistungen der Industrie. <span class="copyright">IV</span>
Für Elmar Hartmann braucht es mehr Bewusstsein für die Leistungen der Industrie. IV