“Freitätigkeit” statt Ruhestand: Viel Know-how für junge Unternehmen

Ein höheres Eintrittsalter in die Pension hat viele Aspekte. Ein Aspekt dabei ist auch, dass mit dem Ruhestand viel Wissen verloren geht. Damit das nicht passiert und der Austausch mit jungen Unternehmern erhalten bleibt, gibt es einen Verein, der sein Wissen weitervermittelt.
Schwarzach Die Pension ist ein wohlerworbenes Recht und die meisten Menschen arbeiten schlussendlich auf diese Zeit hin – doch die Verabschiedung in die Pension kostet die Volkswirtschaft neben dem pekuniären Aspekt auch eine wichtige, eigentlich unbezahlbare Ressource: Wissen und Erfahrung. Für eine ganze Reihe von Unternehmern, Geschäftsführern und Experten in ganz Österreich ist deshalb klar: Sie wollen auch in höherem Alter etwas tun, nämlich ihr Wissen weitergeben. Mehr als 190 Experten haben sich deshalb im Austrian Senior Experts Pool (ASEP) zusammengeschlossen und geben ihre in aktiver Zeit erworbenen Erfahrungen an Firmen und NGOs weiter.
In Vorarlberg ist Manfred Vogt für die ASEP aktiv, seit April 2025 ist er Vorstand und Ansprechpartner des Vereins in Tirol und Vorarlberg. Seine Motivation sei “der Austausch mit Menschen, die Wandel gestalten wollen”, sagt er im Gespräch mit den VN. Der Vorarlberger Wirtschaftsinformatiker kann auf 16 Jahre beim Liechtensteiner Konzern Hilti AG und 25 Jahre Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Vorarlberg zurückblicken. Und er ist auch als Senior Expert – im Verein wird man ab 55 Jahren und mit entsprechender Qualifikation aufgenommen – auf der Höhe der Zeit: Seit einem Jahr ist er zertifizierter KI-Manager, zertifiziert von Austrian Standards.

Und auch wenn sich die Start-up-Szene stets jugendlich gibt – das Know-how der Seniors wird von klugen Gründern gerne genutzt: Denn sie können zur Unternehmens- und Finanzstruktur und -gestaltung ebenso Expertise einbringen wie im Marketing oder in der Organisationsentwicklung. Um nur einige Bereiche zu nennen, denn bei über 190 Mitgliedern in ganz Österreich können “wir 54 unterschiedliche Fachgebiete und Kompetenzen abdecken”, so Vogt selbstbewusst und im Wissen darum, dass natürlich auch bei der Auswahl von Mitgliedern im Verein “hohe Anforderungen” gestellt werden. Apropos Mitglieder: Natürlich freue er sich über Zuwachs im Verein, hofft Vogt auf weitere Mitstreiter im Bundesland.
Partnerschaft mit “Inncubator”
“Es braucht mehr als eine Idee, um erfolgreich zu sein”, weiß der Wirtschaftsinformatiker in Sachen Start-up und Unternehmengründungen aus Erfahrung – in Tirol sei man diesbezüglich schon gut eingebunden in die Szene und habe eine Partnerschaft mit “Inncubator”, dem Innovationszentrum der Universität Innsbruck und der Wirtschaftskammer Tirol sowie Start-up Tirol. Für einen regelmäßigen Austausch treffe man sich zum sogenannten Experts Table. Dort gebe es im Vorfeld eine Kurzbeschreibung der Start-ups, was es ermögliche, dass die richtigen Fachleute am Tisch sitzen. In Vorarlberg sieht der FH-Professor und Hochschullehrer übrigens noch Potenzial, in Innsbruck sei die Gründungsquote ein Stück höher als in unserem Land, “und das bei dem hohen Innovationsgrad und den tollen Unternehmen, die es in Vorarlberg gibt.”
Expertinnen gesucht
Doch die Inanspruchnahme der Expertise beschränke sich nicht nur auf Start-ups, “auch handwerkliche Betriebe, um nur einen Bereich zu nennen, stehen wir gerne zur Verfügung”. Das Honorar für die Klientel, die die richtige Expertin bzw. den richtigen Experten übrigens auf der Homepage www.asep.at finden, “ist fair, denn wir sind ein Verein und nicht gewinnorientiert”. Außerdem ist seine Motivation, interessante Menschen, Firmen und Projekte kennenzulernen und zu begleiten, ja auch Lohn für das Engagement. Und als Vorstand hat sich Manfred Vogt noch ein wichtiges Ziel gesetzt: “Wir sind derzeit ein reines Männerteam in Tirol und Vorarlberg, das möchte ich ändern”, sagt er und hofft, dass sich jetzt auch Senior Expertinnen diesem Team anschließen.