Arbeitslosigkeit in Vorarlberg: 47,5 Prozent haben keine berufliche Ausbildung

AMS-Zahlen zeigen: Je höher der Bildungsabschluss, desto geringer die Gefahr, ohne Job zu sein. Zeitgleich nimmt Nachfrage bei Unternehmen nach geringqualifizierten Mitarbeitern ab.
Bregenz Es ist mit Zahlen unterlegt: Je höher der Bildungsabschluss, desto höher sind die Chancen am Arbeitsmarkt. Oder umgekehrt: Desto geringer ist die Gefahr, arbeitslos zu werden.
Vorarlberg hat eine Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent. Bei Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss, aber keine weiterführende Ausbildung haben, liegt diese bereits bei 16 Prozent.
Und diese Personengruppe macht immerhin 47,5 Prozent der Arbeitslosen aus. „Es ist auch die Gruppe, bei der die Arbeitslosigkeit 2023 am stärksten gewachsen ist“, sagt Bernhard Bereuter, Vorarlberg-Chef des AMS.
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Zum Vergleich: Die Quote bei Menschen mit Lehrabschluss liegt bei 4,7 Prozent, bei Akademikern bei 1,7 Prozent.

Nachfrage nimmt ab
Dazu kommt, dass auch die Nachfrage bei den Unternehmen nach geringqualifizierten Mitarbeitern abnimmt, so Bereuter. „Hier gehen Angebot und Nachfrage auseinander. Das wird auch mittelfristig so bleiben. Die Stellenangebote mit einer geforderten Ausbildung von maximal einem Pflichtschulabschluss sind im Jahresdurchschnitt um 15,6 Prozent gesunken. Deshalb setzen wir alles daran, die bei uns gemeldeten arbeitslosen Personen höher zu qualifizieren.“
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Höheres Einkommen
Damit habe man auch die Chance auf ein höheres Einkommen. Der AMS-Geschäftsführer rechnet vor: Bei einem Pflichtschulabschluss liegt das Nettoeinkommen im Schnitt bei 1573 Euro, mit einem Lehrabschluss bei 2320 Euro. „Wenn sich jemand weiterbilden will, finden wir einen Weg“, verspricht er.
Mehr Arbeitslose
Im vergangenen Jahr waren in Vorarlberg 9394 Menschen arbeitslos gemeldet, um 4,7 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Auch wenn der Anstieg damit geringer ausgefallen ist als ursprünglich gedacht.
Zu spüren war das vor allem in der Industrie und am Bau. Außerdem habe die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, die auf Jobsuche sind, um 271 auf 800 Personen zugenommen.

500 Arbeitslose mehr
Heuer, so Bereuter, erwarte man eine weitere Erhöhung bei den Arbeitslosenzahlen. „Die Konjunktur nimmt bislang nicht richtig Fahrt auf, aber zumindest sollten wir die Talsohle durchschritten haben. Im zweiten Halbjahr sollte zwar die Nachfrage seitens der Betriebe wieder steigen, aber die Konjunkturerholung wird noch zu schwach sein, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. Wir erwarten für 2024 insgesamt um 500 Arbeitslose mehr.“

Kompetenzen statt Titel
Bei der Vermittlung setzt das AMS nun auf neue Werkzeuge. Wurde bisher für einen Arbeitsuchenden nach Berufsbezeichnungen oder Jobtitel gesucht, stehen nun dessen Kompetenzen im Fokus. „Damit können wir eine höhere Trefferquote erzielen“, betont Bereuter. „Arbeitssuchende bringen immer vielfältigere Kompetenzen ein – weit mehr als einzelne Berufsbezeichnungen ausdrücken können. Damit werden Matches möglich, die wir bisher nicht gesehen haben.“