Wirtschaftsbarometer: Die Stimmung der Vorarlberger ist im Keller

Vorarlberger sind pessimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. 57 Prozent können sich weniger leisten.
Linz, Schwarzach Nimmt man die Wetterlage laut Wirtschaftsbarometer als Maßstab für die weitere Entwicklung, dann sehen lediglich zwei Prozent der Vorarlberger die Konjunktursonne vom Himmel strahlen – so wenige wie noch nie, seit das vierteljährliche Wirtschaftsbarometer erstellt wird. Es sind aber auch so wenige wie sonst in keinem anderen Bundesland, die den Aufschwung am Firmament sehen. Österreichweit sind es immerhin elf Prozent der für das Wirtschaftsbarometer von Spectra Marktforschung für österreichische Tageszeitungen, darunter Vorarlberger Nachrichten und die OÖN, befragten rund 2000 Personen, die von der Sonne geblendet werden – die Vorarlberger bezeichnen die Wetterlage als „leicht bewölkt“ (74 Prozent) oder „schwer bewölkt“ (12 Prozent). 61 Prozent der Vorarlberger blicken den nächsten zwölf Monaten mit Sorge entgegen, deutlich mehr als gesamtösterreichisch, wo sich aber immer noch 43 Prozent sorgen, wie sich das gerade begonnene Jahr entwickelt.

Steirer zuversichtlicher
Doch wirklich sparsamer gehen sie mit ihrem Geld laut Umfrage nur bei ausgewählten Ausgaben um. 32 Prozent der in Vorarlberg befragten Menschen, also gut ein Drittel der Vorarlberger, geben in der Untersuchung an, mehr zu sparen, doch 66 Prozent antworten auf die Frage mit „teils, teils“. Die Zukunft ist für die Vorarlberger weniger hoffnungsvoll wie für die Österreicher insgesamt: Nur zwei Prozent glauben vor dem Arlberg, dass es aufwärts geht, 83 Prozent sind der Meinung, dass es noch weiter abwärts geht. Am zuversichtlichsten sind die Steirer (18 Prozent) und die Wiener (16 Prozent), dass das Konjunkturtal bald durchschritten ist. Und 57 Prozent der Vorarlberger berichten, dass sie sich mit ihrem derzeitigen Einkommen weniger leisten können als 2023.

Stimmung bescheiden
Stephan Duttenhöfer, Geschäftsführer der Spectra Marktforschung, analysiert die Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers: „Es passiert derzeit nicht sehr viel Positives: Die Zahl der Insolvenzen steigt. Die Summe der Unsicherheitsfaktoren wächst. Die Stimmung ist nach wie vor bescheiden. Darauf reagieren die Menschen und halten sich beim Konsum zurück“. Bemerkenswert sei, dass die Bereitschaft, Geld für Urlaub auszugeben, ungebrochen hoch sei: „Das könnte ein Zeichen für eine Flucht ins Unbeschwerte sein.“
Hohe Lohnabschlüsse machen Sorgen
Eine Flucht, die sich die Vorarlberger wohl noch besser überlegen als die Mitbürger in den anderen Bundesländern. Denn nicht nur, dass sie Österreich und Vorarlberg in einer Abwärtsspirale sehen, folgerichtig glauben sie auch, dass viele Arbeitsplätze in Gefahr sind. Drei Viertel (75 Prozent) der für die Umfrage befragten Menschen aus unserem Bundesland rechnen mit zunehmender Arbeitslosigkeit und liegen damit nicht ganz falsch: Auch AMS-Vorarlberg-Geschäftsführer Bernhard Bereuter ging bei seiner Einschätzung des Arbeitsmarktes 2024 von einer leichten Zunahme aus. Die Österreicher insgesamt sind bei dieser Frage mit 46 Prozent nicht ganz so pessimistisch.

Bei aller Sorge: Die Bereitschaft, für die Ferien Geld auszugeben, ist ungebrochen hoch. Reuters
Auch die im internationalen Vergleich hohen Lohnabschlüsse in Österreich seien nicht für alle Grund für Optimismus, so Duttenhöfer zum gesamtösterreichischen Ergebnis: „Viele stellen sich die Frage, wie das gegenfinanziert wird und ob die Unternehmen nicht reagieren und eventuell Arbeitsplätze abbauen werden.“ Wie sich die Stimmung 2024 entwickeln werde, ist laut Duttenhöfer schwer zu prognostizieren: „Das ist von vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel auch von der Frage, wann gewählt wird.“ Dies könne bei Menschen Grund für Optimismus sein.