Röthner Firma sorgt mit Geothermie für “gute Energie”

Markt / 19.02.2024 • 18:15 Uhr
Die Baustelle am Alexanderplatz in Berlin: Auf diesem riesigen Areal errichtet die Energreen-Gruppe ein Geothermie-Werk der XXL-Klasse.<span class="copyright"> FA</span>
Die Baustelle am Alexanderplatz in Berlin: Auf diesem riesigen Areal errichtet die Energreen-Gruppe ein Geothermie-Werk der XXL-Klasse. FA

Röthner Geothermie-Spezialist mit vollen Auftragsbüchern. Besonders die Wirtschaft setzt auf regenerative Energie.

Röthis “Geothermie nutzt die als Wärme gespeicherte Energie im Erdboden und kann für die Wärme- als auch Stromerzeugung sowie zur Energiespeicherung genutzt werden. Österreichs Geothermie-Potenzial ist noch zu 95 Prozent ungenutzt”, informiert der Energieanbieter “Wien Energie” über eine der attraktivsten Formen, um sich von Gas, Kohle und Atom unabhängiger zu machen. Wien Energie will diese Energie nutzen und kündigt den großflächigen Einsatz in der Bundeshauptstadt an.

In Düsseldorf werden die spektakulären Twin Cubes mit einer Energielösung "made in Vorarlberg" ausgerüstet. <span class="copyright">FA</span>
In Düsseldorf werden die spektakulären Twin Cubes mit einer Energielösung "made in Vorarlberg" ausgerüstet. FA

Während der Wiener Energieversorger aktiv wird, sind es in ganz Europa vor allem Unternehmen, die auf die Energie aus dem inneren der Erde setzen, erzählt Stefan Wehinger, dessen Unternehmensgruppe Energreen mit Sitz in Röthis mit sechs Unternehmen, die sich von der Planung über die Produktion, Montage und den Service einen Namen gemacht haben, sich genau darauf konzentriert. Das Unternehmen mit Niederlassungen in der Schweiz, Großbritannien und Deutschland ist im Bereich der Geothermie einer der Weltmarktführer. Der Stellenwert in Sachen Energieversorgung habe sich grundlegend geändert. Früher habe man irgendwann auch über Heiz- und Energielösungen nachgedacht, nachdem man Gebäude entworfen habe, “heute wird das von den Bauherren und Architekten bereits ganz am Anfang gedacht”, so Wehinger.

Im neuen Würth-Werk im Südtiroler Neumarkt ist das Röthner Unternehmen ebenfalls vor Ort. <span class="copyright">FA</span>
Im neuen Würth-Werk im Südtiroler Neumarkt ist das Röthner Unternehmen ebenfalls vor Ort. FA

Energreen befindet sich in einer beneidenswerten Lage, wenngleich das den Unternehmer grämt. “Wir bekommen mehr Anfragen und Aufträge, als wir annehmen können”, erzählt der Diplom-Ingenieur, der im früheren Leben auch schon ÖBB-Personenverkehrschef und Gründer der privaten Westbahn war. Was fehle, sind Mitarbeiter in allen Bereichen, erklärt er – ein Studium sei gut, doch Wert lege man bei Energreen und den Tochterfirmen auch darauf, dass künftige Mitarbeiter auch handwerkliche Fertigkeiten vorweisen können. “Zehn Leute würden wir sofort einstellen”, sagt er.

Firmenchef Stefan Wehinger ist sich sicher, dass Geothermie und Gesamtlösungen in diesem Bereich auch weiterhin stark nachgefragt werden. <span class="copyright">VN/sca</span>
Firmenchef Stefan Wehinger ist sich sicher, dass Geothermie und Gesamtlösungen in diesem Bereich auch weiterhin stark nachgefragt werden. VN/sca

Der Geothermiespezialist macht 70 Prozent der Geschäfte in Deutschland, arbeitet an Aufträgen in Düsseldorf, Frankfurt, Berlin, gerade habe man auch in Konstanz einen Auftrag gewonnen. Auch in Polen wird derzeit eine Geothermieanlage made in Vorarlberg installiert. Aber auch im Land achten Unternehmen auf einen möglichst hohen Anteil regenerativer Energien im Energiemix, so Wehinger im Gespräch mit den VN.

Gesamtlösungen

An Ausschreibungen nehme man nur selten teil, so der Unternehmer, “wir versuchen schon im Vorfeld bei großen Projekten Gesamtlösungen anzubieten”. Damit habe man ein Alleinstellungsmerkmal. So auch beispielsweise bei der neuen Zentrale der Landesversicherung, auch beim Projekt Rondo-Kraftwerk sei man mit an Bord, nennt er zwei Vorarlberger Kunden. Auch im neuen Rathausbezirk Hohenems inklusive der Rosenthal-Villa wird auf Geothermie von Enercret gesetzt. Gesamtlösung heißt für Energreen bzw. die Fachunternehmen: “Wir entwickeln ein Konzept, das nicht nur auf Geothermie setzt, sondern auf einen Mix aus Photovoltaik und anderen regenerativen Energiequellen, z. B. Fernwärme”, so der Unternehmer. Dass er anfangs seiner Tätigkeit ausschließlich auf Geothermie gesetzt habe, sei nicht die richtige Lösung gewesen, hat er laut eigenen Aussagen aus Fehlern gelernt.

Das Hotel Hirschen in Salzburg setzt auf eine Gesamtlösung aus Vorarlberg. <span class="copyright">FA</span>
Das Hotel Hirschen in Salzburg setzt auf eine Gesamtlösung aus Vorarlberg. FA

Ein Wettbewerbsvorteil der Röthner ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten: Es gibt bei Simulationen eine Zusammenarbeit mit der Firma Spektrum Bauphysik & Bauökologie GmbH in Dornbirn oder der Zürcher TK Consult AG, einem Spezialbüro für numerische Modellierungen im Bereich Hydrogeologie und Hydraulik. “Solche Kompetenzen selbst aufzubauen ist extrem schwierig und durch Kooperation profitieren alle davon”, ist sich Wehinger sicher. Mit derzeit über 50 Mitarbeitern ist Energreen “ein Handwerksbetrieb”, der zum Beispiel für Würth am Standort Südtirol arbeitet, in Österreich den Auftrag für die Energieversorgung des sogenannten Leitspitals Liezen (einer Zusammenlegung von mehreren Krankenhäusern) bewerkstelligt, dem Hotel Hirschen in Salzburg zu Energie verhilft. In Polen arbeite man mit der Strabag zusammen, in Deutschland sind derzeit das M-Plaza in München, die Twin Cubes in Düsseldorf und der Timberpark in Mainz in Arbeit.

Anhaltende Nachfrage

Dass die Nachfrage kurz- bis mittelfristig zurückgehe sieht der Geothermie-Experte nicht. Schließlich werden die Abhängigkeiten von unerwünschten Energielieferanten und die Anforderungen des Klimawandels nicht kleiner, auch die Gesetze fordern effizientere Energienutzung. In Vorarlberg seien bei solchen Projekten auch die amtlichen Stellen eine große Hilfe, erklärt Wehinger. “Die Verfahren werden schnell und effizient von den BHs im Land abgewickelt.”