Von Alberschwende bis Zwischenwasser: Wo in Vorarlberg die Besserverdiener wohnen

Markt / 02.05.2024 • 11:40 Uhr
Von Alberschwende bis Zwischenwasser: Wo in Vorarlberg die Besserverdiener wohnen
Der Wohnort entscheidet nicht über das Einkommen, doch das Einkommen zu einem gewissen Grad über den Wohnort. Canva, VN

Der Wohnort entscheidet nicht über das Gehalt. Dennoch zeigen sich Muster, wenn man die Medianeinkommen der Gemeinden vergleicht.

Von Matthias Rauch, Mitarbeit: Mirijam Haller

Schwarzach Sind 39.000 Euro netto Jahresgehalt für einen Vollzeitangestellten in Vorarlberg viel Geld? Nicht zuletzt ist dies auch eine Frage des Umfelds. Im Kleinwalsertal wäre ein Vollzeitbeschäftigter damit durchaus unter den Besserverdienern. In Düns hingegen fände sich der Dienstnehmer damit in den unteren 50 Prozent der Wohnbevölkerung. Der VN liegen Daten der Statistik Austria zur Einkommenssituation der Vorarlberger Wohnbevölkerung vor.

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Die Statistik Austria erhebt die Jahresgehälter der Österreicherinnen und Österreicher bis auf die Gemeindeebene hinunter. Die jüngsten Zahlen sind von 2022. Die Zahlen zeigen jedoch nicht das gesamte Bild: So fehlen Pensionisten und Selbstständige in den Zahlen als auch die Teilzeitbeschäftigten oder jene, die nur saisonal Vollzeit arbeiten. Und der Arbeitsplatz stimmt nicht immer mit dem Wohnort überein. Hinzu kommt die Gemeindegröße: In Gemeinden mit einigen wenigen Hundert Einwohnern sind Verzerrungen wahrscheinlicher als in einer Stadt mit zehntausenden Einwohnern.

Dennoch erlaubt eine Auswahl an mehreren Faktoren zumindest grundlegende Aussagen. Das Medianeinkommen etwa ist nicht der Durchschnitt, sondern der wortwörtliche Mittelwert. Jedes zweite Einkommen liegt darunter, jedes zweite darüber. Vorarlberg schneidet hier im Bundesländervergleich nicht schlecht ab, beinahe alle Gemeinden liegen über dem Österreichschnitt. Die auffallende Ausnahme ist das Kleinwalsertal. Es ist die einzige Gemeinde im Land, in der der Median bei unter 30.000 Euro Nettoeinkommen liegt, trotz Vollzeitbeschäftigung.

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Um den Trend von 2004 bis 2022 bei der Gehaltsentwicklung darzustellen, muss die Inflation berücksichtigt werden, die Frage ist jedoch, ob man jene vom Vorjahr oder vom aktuellen Jahr heranzieht. Bei den Lohnverhandlungen und der Wertsicherungsberechnungen nimmt man die “alte” Jahresinflation heran, um den erlittenen Wertverlust vom Vorjahr zu kompensieren. So kann die hohe Inflation von 2022 erst 2023 ausgeglichen werden. In der Rückschau lässt sich jedoch die neue Inflation mit jenem Gehalt vergleichen, dass im selben Zeitraum bezogen wurde. Dies macht jedoch einen Unterschied: Mit der zweiteren Methode, so wie für diesen Beitrag genutzt, steigt die Kaufkraft in den Tourismusgemeinden Mittelberg, Gaschurn oder Lech kaum. Mit ersterer Methode ist das Ergebnis positiver, so verzeichnet das Kleinwalsertal dann ein Plus von 6,2 statt einer roten Null von -0,2 Prozent.

Speckgürtel des Rheintals

Vereinfacht kann gesagt werden, dass sich die Medianeinkommen besonders im Speckgürtel des Rheintals gut entwickelten: Gemeinden an den Hängen entlang des Rheintals, im Vorderwald und an den Hängen mit Südausrichtung im Walgau. Diese wohnen zwar nicht in den wirtschaftlichen und industriellen Zentren, viele werden jedoch dort arbeiten. Dies gilt mit Abstrichen auch für Mittelberg. “Im Kleinwalsertal werden viele nach Deutschland, sprich ins Ausland pendeln”, sagt Landesstatistiker Egon Rücker. Da Auslandspendler in Österreich nicht lohnsteuerpflichtig sind, werden sie in dieser Erhebung ebenfalls nicht erfasst. Hinzu kommt, dass Mittelberg die größte Tourismusgemeinde des Landes ist. Und die Gehälter im Tourismus bewegen sich oft unter dem Durchschnitt und drücken den Median nach unten.

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Der Median hilft also wenig, wenn man mehr über die Bandbreite der Gehaltsverteilung wissen will. Dementsprechend erhebt die Statistik Austria auch andere Verteilschlüssel. In der unteren Grafik zeigt das obere Ende der Fläche den Übergang zu den 20 Prozent, die am meisten über ihren Vollzeitjob verdienen, diese liegen jenseits des Bereichs. Unter der eingefärbten Fläche liegen jene 20 Prozent, die am wenigsten verdienen. Somit sind unter der Medianlinie jene 30 Prozent, die die untere Mittelschicht ausmachen, über ihr jene 30 Prozent, die die obere Mittelschicht ihrer Gemeinde stellen. Im Vergleich zum Wert für Gesamt-Vorarlberg zeigt sich, dass sich kleinere Gemeinden nicht immer dem Gesamttrend unterwerfen.

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