Das Kleinwalsertal liegt bei Gehaltsfragen nicht in Vorarlberg

Markt / 03.05.2024 • 10:30 Uhr
Das Kleinwalsertal lebt wie kaum eine Region vom Tourismus. VN Archiv, Bildmontage

Vergleicht man die Gehälter der Vorarlberger Wohnbevölkerung auf Gemeindeebene, dann ist Mittelberg weit abgeschlagen.

Von Matthias Rauch, Mitarbeit: Mirijam Haller

Mittelberg, Schwarzach In Vorarlberg verdient man besser als in den meisten anderen Bundesländern, schließlich ist hier auch das Leben teurer. Diese Binsenweisheit gilt für eine Gemeinde nicht wirklich: Mittelberg, sprich das Kleinwalsertal.

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Die Statistik Austria erhebt die Jahreseinkünfte der Arbeitnehmer in Österreich bis auf die Gemeindeebene. Eine der Kennzahlen ist hier das Medianeinkommen, jeder zweite in einer Gemeinde verdient mehr, jeder zweite weniger als diese Summe. In Mittelberg liegt dieser für das Jahr 2022, das aktuellste in der Erhebung, bei 29.725 Euro netto. Damit liegt es gut 5000 Euro unter dem Medianeinkommen Vorarlbergs, das sich bei 34.926 wiederfindet. Die oberen 20 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Mittelberg verdienen mit mehr als 39.766 Euro ebenfalls auffallend weniger als die Spitzenverdiener in vielen anderen Gemeinden Vorarlbergs.

Sonderlage Kleinwalsertal

In der Statistikabteilung des Landes erklärt man sich diesen Unterschied vor allem mit den Besonderheiten Mittelbergs. “Mittelberg hat die meisten Nächtigungen in Vorarlberg, wenn Sommer und Winter gemeinsam betrachtet werden”, erinnert Landesstatistiker Egon Rücker. Dementsprechend ist auch das Beschäftigungsverhältnis vieler Mittelberger, die auch in der Gemeinde arbeiten. Und der Tourismus ist nicht dafür bekannt, viele Spitzenverdiener zu haben. Hinzu kommt, dass sowohl Teilzeitbeschäftigte als auch Selbstständige in der Erhebung nicht berücksichtigt werden.

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Pendler in die Industriezentren Vorarlbergs werden im Kleinwalsertal aus naheliegenden geografischen Gründen ebenfalls selten sein. Vielmehr werden jene, die in den im Tal dominanten Wirtschaftszweigen keine Arbeit suchen, eher nach Deutschland pendeln – und fallen damit als Auslandspendler ebenfalls aus der Statistik.

Langfristige Entwicklung

Dennoch, Mittelberg ist zwar abgeschlagen im Vorarlbergvergleich, eine grundsätzliche Thematik eint es jedoch mit vielen anderen Tourismusgemeinden: Der Wohlstandszuwachs seit 2004 ist im Vergleich zu anderen Gemeinden für die Vollzeitbeschäftigten enttäuschend. Berücksichtigt man die jährliche Inflation, um die Kaufkraft der jeweiligen Gehälter mit jener von 2022 zu vergleichen, haben Vollzeitbeschäftige in St. Gerold, Gaschurn und Lech einen Kaufkraftzuwachs von unter drei Prozent. Mittelberg hat gar keinen, mit -0,2 Prozent lässt sich kaum von einer schwarzen Null sprechen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Kollektivverhandlungen nicht grundsätzlich eine Verbesserung anstreben: Nimmt man wie bei den Lohnverhandlungen die Inflation vom Vorjahr als Maßstab der Wertsicherung der Gehälter der jeweiligen Jahre, wird aus dem -0,2 ein Plus von 6,2 Prozent.

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Hier verweist Rücker wiederum auf die Problematik, dass der Wohnort nur wenig über die Arbeitssituation verrät. Aber dass im Tourismus die Lohnabschlüsse der vergangenen Jahre nicht gerade jene mit den höchsten Zuwächsen waren, ist kein Geheimnis. Und 2022 erholte sich der Tourismus erst wieder von der Coronapandemie und den damit verbundenen Reiseauflagen.

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