Veruntreuung bei Zipfelbob-Verleih in Oberlech blieb jahrzehntelang unbemerkt

Bergbahn Lech-Oberlech deckt jahrelange Veruntreuung durch mutmaßlich zwölf Mitarbeiter auf.
Lech Ehemalige und bestehende Mitarbeitende der Bergbahn Lech-Oberlech haben am Unternehmen vorbei über viele Jahre in die eigene Tasche gewirtschaftet. Sie haben offenbar Ausleihgebühren für Zipfelbobs der Bergbahn, die auch die Rodelbahn zwischen Oberlech und Lech betreibt, in die eigene Tasche gesteckt, wie Geschäftsführer Necip Lucian im Februar herausgefunden hat.

Hochgerechnet auf zehn Jahre dürfte der Gesellschaft ein Schaden von rund 370.000 Euro netto entstanden sein. Das betrifft nicht nur die Bahn selbst, auch dem Fiskus wurden in diesem Zusammenhang entsprechende Umsatzsteuer- und Einkommensteuerzahlungen in beträchtlicher Höhe vorenthalten. Das Finanzamt und die Staatsanwaltschaft Feldkirch wurden daher von der Bergbahn Lech-Oberlech GmbH & Co KG über diesen Sachverhalt informiert. Der Vorwurf lautet auf Abgabenhinterziehung und des Verbrechens der Untreue bzw. Veruntreuung.
Interne Untersuchung angeschoben
Die gebuchten Erlöse aus dem Bob-Verleih erschienen dem seit Dezember 2022 tätigen Geschäftsführer Necip Lucian zu gering. Dies veranlasste ihn zu internen Nachforschungen. Das Ergebnis war höchst unerfreulich: Offensichtlich haben Mitarbeitende in der Vergangenheit die Ausleihgebühren, welche nur bar eingehoben wurden, nicht ordnungsgemäß in der Kassa bzw. Buchhaltung erfasst, um sie später untereinander aufzuteilen. Jede der mutmaßlich daran beteiligten Personen dürfte dabei pro Saison mehrere tausend Euro steuerfrei eingenommen haben.

Nicht gedeckt, sondern nicht gewusst
Ausgehend von der Betriebsleitung seien insgesamt zwölf aktive und ehemalige Mitarbeiter involviert. Angezeigt wird der Zeitraum von zehn Jahren, da die davor getätigten Steuerhinterziehungen inzwischen verjährt wären. Manche der vermuteten Drahtzieher sind jedoch seit den 1990er-Jahren beschäftigt. Man habe diese Veruntreuung vonseiten der Geschäftsführung und anderen Verantwortlichen nicht gedeckt, sondern einfach nicht davon gewusst, versichern die Bergbahnen. Auch dürften sich manche Mitarbeiter nicht bewusst gewesen sein, dass sie sich hier abseits des rechtlichen Rahmens bewegt haben.
Behörden wurden informiert
Über den Verdacht wurden die Gesellschafter auf einer außerordentlichen Generalversammlung informiert. Parallel dazu startete eine interne Untersuchung mit der Unterstützung einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei sowie einer Rechtsanwaltskanzlei. Es galt involvierte Personen zu identifizieren und zu befragen, den der Gesellschaft und dem Fiskus entstandenen Schaden zu erheben sowie die straf-, zivil- und steuerrechtlichen Dimensionen des Falles festzustellen, berichtet die Seilbahngesellschaft. Danach wurden die Behörden informiert. Der für die Bergbahn entstandenen finanziellen Schaden wird im Rechtsweg von den beteiligten Personen zurückgefordert werden.
Neues Kassasystem
In einem ersten Schritt habe man nun ein neues Kassasystem integriert, um jede Zahlung korrekt erfassen zu können. Dazu gehört auch ein Kartenterminal, so dass nicht mehr nur mit Bargeld gezahlt werden kann. Des weiteren sollen zwei neue Mitarbeiter für die Einhaltung der Vorgaben und gemeinsam mit Lucian für ein Sechs-Augen-Prinzip sorgen.