Krisen-Nachbeben: 68 Prozent der Vorarlberger KMU kämpfen mit schwierigerem Marktumfeld

Vorarlberger KMU-Studie: Preissteigerungen und Wettbewerbsdruck zählen derzeit zu den größten Herausforderungen. Hoffnung auf Zinssenkungen.
Dornbirn 24.323 oder 99,8 Prozent der Vorarlberger Betriebe sind KMU (kleine und mittlere Unternehmen). Darunter fallen laut EU-Definition alle, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro erzielen. Deren wirtschaftliche Lage ist derzeit allerdings nicht allzu rosig, wie eine aktuelle IMAS-Umfrage von Erste Bank und Sparkassen zeigt. Das Umfeld stellt die heimischen KMU vor zahlreiche Herausforderungen.
Nachwirkung der Krisen
Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, weiß aus vielen Gesprächen mit Betrieben: „Die Unternehmen spüren die Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre.“

68 Prozent der Vorarlberger KMU geben in der Umfrage an, dass das Marktumfeld in den letzten zwei bis drei Jahren schwieriger geworden ist. Als Hauptgründe geben sie Preissteigerungen, Wettbewerbsdruck, eine schlechte Auftragslage und den Arbeitskräftemangel an. Außerdem, so Jäger, habe auch die Zahlungsmoral nachgelassen. „Da brodelt etwas. Das sieht man auch an den Insolvenzzahlen.“ Und der Blick nach vorn?
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Optimismus hat abgenommen
Optimistisch in die nahe Zukunft blicken 65 Prozent. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren lag der Wert noch bei 80 Prozent. Als größte Herausforderungen werden dabei neben den fehlenden Fachkräften die Bürokratie und die gestiegenen Finanzierungskosten gesehen. „Wir erwarten in der morgigen EZB-Sitzung eine erste Zinssenkung und weitere in diesem Jahr“, hofft Jäger in diesem Punkt zumindest auf Besserung. „Es ist wichtig, dass die EZB nun mit den Zinssenkungen beginnt. Alles andere wäre kein gutes Signal. Denn viele KMU warten derzeit mit Krediten ab.“ Mehr Anfragen gebe es indes bezüglich Kontokorrentrahmen. „Viele fragen nach einer Erhöhung, auch wenn sie ihn gar nicht brauchen oder nutzen. Die Wichtigkeit von Liquidität ist ein Learning aus der Finanzkrise.“

Herausforderung Digitalisierung
Auch im Hinblick auf Digitalisierung orten viele Betriebe Herausforderungen. „Jedes vierte KMU in Vorarlberg hat bereits Künstliche Intelligenz im Einsatz“, sagt Lothar Kündig, Digitalisierungsexperte der Vorarlberger Sparkassen. Cybersicherheit sei dabei oberstes Gebot. „Die größte Schwachstelle ist immer noch der Mensch.“ Aktuell würden gefälschte E-Mails zu Photovoltaikangeboten kursieren, wo versucht werde, Daten abzugreifen. „Auch Spear-Phishing ist ein großes Thema. Das zielt auf eine bestimmte Person innerhalb eines Unternehmens ab, die dazu verleitet werden soll, vertrauliche Informationen weiterzugeben oder Zahlungen zu leisten.”
Tipps des Digitalisierungsexperten
- Soft- und Hardware aktuell halten
- Mitarbeiter schulen
- Vorsicht im Urlaub oder im Zug mit offenen WLAN-Verbindungen
- Passwörter regelmäßig ändern
- Unbekannte E-Mails nicht öffnen
- Im Zweifel den Absender anrufen, um E-Mails zu verifizieren
- Folie am Smartphone regelmäßig abwischen, um Verifizierungsspuren zu beseitigen