Wirtschaft im Land schrumpft: Dieses Rezept soll Vorarlberg gesund machen

Markt / 01.07.2024 • 19:00 Uhr
Business District Vorarlberg
Business District Vorarlberg: Ein Beispiel dafür, wie man Vorarlberg weiterentwicklen kann.

Industriellen-Präsident Hartmann schlägt Alarm: Zehn Maßnahmen, die für den Standort wichtig sind.

Lustenau, Schwarzach Das anhaltende Regenwetter passt zur Situation der Vorarlberger Industrie: Es herrscht Tiefdruck. „Wir sind momentan nicht in der schönsten Situation“, bestätigt deshalb auch der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Elmar Hartmann beim Gespräch in der VN-Redaktion. In der Tat: Die Vorarlberger Wirtschaft ist im vergangenen Jahr im Bundesländervergleich am deutlichsten geschrumpft. Als Exportweltmeister befindet man sich schließlich auch am stärksten im globalen Wettbewerb.

Abwanderung schon im Gange

Im Mai waren die Umsätze in der Industrie in Österreich um 10,4 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, das Arbeitsvolumen sank um 5,6 Prozent. Auch die am Montag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten, mit einem weiteren Minus von knapp zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, sind Beleg dafür, dass das von Interessenvertretern der Wirtschaft beschworene Schreckgespenst „Deindustrialisierung“ nicht nur der Propaganda geschuldet ist. „Wir haben leider in vielen Dingen recht behalten“, so Hartmann, es gebe auch viel Abwanderungen von Betrieben.

Fotos von Präsident Elmar Hartmann und Simon Kampl (neuer GF IV) und Christian Zoll (bisheriger GF IV)
IV-Präsident Elmar Hartmann, GF Kampl und Vorgänger Zoll (l.): „Wer jetzt nicht verantwortungsvoll handelt riskiert, dass wir noch mehr Jobs verlieren.“ VN/Paulitsch

Doch Jammern nütze nichts, „es geht jetzt darum, was wir tun können“, so der Unternehmer. Dafür wurden sowohl Unternehmer und Manager von Vorarlberger Unternehmen als auch die Bevölkerung befragt und dabei zeigte sich, dass die Themen sich überschneiden. „Im Herbst haben wir Wahlen, diese Themen müssen von der Politik aufgegriffen werden“, erklärt Hartmann. Bürgern wie Unternehmen ist es wichtig, dass die Verkehrsthemen angegangen werden. Von der Unterflurtrasse am Bodensee, dem Gleisausbau im Rheintal, damit verbunden die bessere Anbindung an Europa sowie eine zusätzliche Verbindung des Bregenzerwaldes mit dem Rheintal. Die Erschließung günstiger Wohn und Wirtschaftsflächen ist ebenfalls eine Grundvoraussetzung, um Vorarlberg als Standort und Lebensmittelpunkt zu festigen.

Gestaltungswille notwendig

Die überbordende Bürokratie nervt ebenfalls alle – statt Lippenbekenntnissen, die von der Politik seit Jahrzehnten gegeben werden, sollen es einen Entbürokratisierungsbeauftragen geben. Auch in Vorarlberg gebe es Möglichkeiten, die Lohnnebenkosten zu senken. „Es braucht Gestaltungswillen und den Mut zur Umsetzung“, schaut Hartmann nach vorn und will auch die Arbeitnehmervertreter im Boot wissen. „Wer jetzt nicht verantwortungsvoll handelt riskiert, dass wir noch mehr Jobs verlieren“. Wie das alles funktionieren könnte, zeigt der „Business District Vorarlberg“. Beispielhaft wurde für den Bereich Breitenberg in Hohenems und Dornbirn ein Konzept ausgearbeitet, das Bodenverbrauch, Nachhaltigkeit Verkehrsinfrastruktur und Wohnbedürfnisse berücksichtigt und das in einem bereits stark genutzten Raum. Ein Vorschlag, den die Landes- und Gemeindepolitik durchaus thematisieren könnte, wenn Vorarlberg „2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder“ sein soll.

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Business District Vorarlberg

Die IV-Vorarlberg hat mit dem Business District Vorarlberg ein völlig neues, konkretes Konzept entwickelt. Die Vision ist ein Ort für industrielle Entwicklung und Produktion in Verbindung mit Büro-, Handel- und Wohnungsnutzung am Fuße des Breitenberges, eingebettet zwischen den Wohngebieten Brehmenmahd in Dornbirn und Unterklien in Hohenems. Angeschlossen an die überörtliche Verkehrsinfrastruktur soll der Business District Vorarlberg ein Paradebeispiel für modernes, sparsames und naturnahes Wohnen und Arbeiten werden. Die über 300 Meter hohe Felswand des Breitenbergs bietet eine eindrucksvolle Kulisse für potenziell 8.700 neue Wohnungen und ist Hauptgrund für die Wahl des Konzeptstandorts: Durch die günstige Lage verdecken die bis zu 96 Meter hohen Gebäude des Business Districts keine Aussichten und Blicke von anderen Wohngebieten. Neben diesen 433.000 m2 Wohnfläche bietet das Gebiet Raum für nahezu 608.000 m² Bürofläche, 128.000 m² Handelsfläche, 1.139.000 m² Gewerbe- und Industriefläche sowie 1.165.000 m² Lagerfläche. Darüber hinaus wäre Platz für etwa 58.000 m² Gastronomie- und Hotelflächen. Insgesamt könnte der Business District demnach Arbeitsplatz für bis zu 50.000 Menschen sein.