Dieser Unternehmer sagt: “Uns geht es richtig gut”

Markt / 24.07.2024 • 14:20 Uhr
Kraftwerksbau Firma Wagner Oktober 2015
Jeder Auftrag ist eine neue Ingenieursleistung. Von der Stange gibt es nichts, die Lösungen werden individuell entwickelt, produziert und installiert. FA/Meznar

Innovative Energietechnik ist gefragt wie nie – bei der Wirtschaft ebenso wie für private Bauten. Seit Jahren hat sich ein Vorarlberger Unternehmen konsequent damit beschäftigt. Der Lohn: Millionenaufträge wie die Fernwärmezentralen von Zürich und Kraftwerke in Österreich.

Nüziders Wenn es um den Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels geht, kann Martin Wagner emotional werden. Als er im Jahr 2021 als Vorarlberger KMU-Unternehmer des Jahres ausgezeichnet wurde, nutzte er das Podium, um einen dramatischen Appell an Politik und Wirtschaft zu richten. Der Unternehmer forderte konkrete Maßnahmen ein, die auch mit Einschränkungen verbunden sind. Wagner fordert aber nicht nur, sondern setzt mit seinem Unternehmen Wagner GmbH Lösungen um, die in großem Umfang Energie sparen.

Energiezentrale Zürich
Die Fernwärmezentralen des Zürcher Energieversorgers 360° nutzen die Abwärme, der riesigen Datencenter, die in und um Zürich angesiedelt sind. Der Lastzug im Vordergrund zeigt die Ausmaße. FA

„Uns geht es richtig gut“, sagt Wagner, der vor Kurzem auch mit dem Energy Globe Award Vorarlberg ausgezeichnet wurde, über die aktuelle Auftragslage. Besonders hervorstechend sind im Auftragsbuch Aufträge der TIWAG für die Kraftwerke Kaunertal und Kühtai, wobei letzteres ein Auftragsvolumen von sechs Millionen Euro hat. In Zürich werden vom Energieunternehmen Energie 360°, einer AG, deren Haupteigentümerin die Stadt Zürich mit 95,86 Prozent ist, drei Fernwärmezentralen von Wagner ausgerüstet, welche die Abwärme von großen Datencentern nutzen und jeweils zwischen 20 und 100 MW Leistung zu generieren. „Da wurden wir bereits mit der Planung beauftragt und haben die Anlagen entwickelt“, berichtet der Unternehmer. Auch in Vorarlberg gibt es eine ganze Reihe von Projekten, die Wagner bereits realisiert hat bzw. Aufträge erhalten hat – u. a. das Projekt Seewärmenutzung in Bregenz. Auch am Heizwerk Dornbirn-Steinebach, im Weidach und weiteren illwerke-vkw-Projekten ist die Firma essenziell beteiligt.

Einsparung: 1 Million Euro

Neben diesen Infrastrukturprojekten hilft das Know-how des Nüziger Unternehmens aber auch großen Kunden aus der Industrie, große Mengen an Energie einzusparen. Konkret: Alleine zwei der jüngsten großen Projekte reduzieren den Gasverbrauch um 13 Millionen kWh, das sind 1,3 Prozent des Gasverbrauchs aller Vorarlberger Industriebetriebe. Anders gerechnet: Das entlastet das Klima um 3000 Tonnen CO2 – im Jahr. So kann z. B. das Unternehmen, das die Dosen für den bekanntesten Energy Drink der Welt im Land produziert, mit der neuen Anlage das Gebäude zu 100 Prozent aus der nun genutzten Abwärme beheizen. Die Anlage für die Schokoladenfabrik in Bludenz gilt europaweit inzwischen als Referenzprojekt für die Branche, pro Jahr spart das Unternehmen über eine Million Euro.

Dieser Unternehmer sagt: "Uns geht es richtig gut"
Firmenchef Martin Wagner hat den elterlichen Installateursbetrieb konsequent erweitert und zum Anlagenbauer entwickelt. Das Know-how der Wagner GmbH ist international gefragt. VN/Lerch

Die Nachfrage weiterer Unternehmen und Infrastrukturbetriebe sei entsprechend groß, außerdem zwingen inzwischen gesetzliche Vorgaben die Wirtschaft zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Das veranlasst die Wagner GmbH den Betrieb zu erweitern: „Frühester Baustart ist im nächsten Jahr“, so der Firmenchef. Das neue Gebäude, das gerade noch Platz auf dem Firmenareal hat, werde für die Produktion genutzt.

Kühtai Kraftwerk
Das Kraftwerk Kühtai der TIWAG ist derzeit die größte und höchst gelegene Kraftwerksbaustelle in Mitteleuropa. Wagner erhielt einen 6-Millionen-Euro-Auftrag. FA

Außerdem sucht der Anlagenbauer, der derzeit rund 100 Mitarbeiter (18 Lehrlinge) beschäftigt, weitere Mitarbeitende: „Wir suchen Schlosser und Installateure und Handwerker aus anderen Branchen, Ingenieure und kaufmännische Mitarbeitende“, sagt Martin Wagner. Schließlich gibt es beim Energietechnikunternehmen nichts von der Stange: „Jede Anlage muss individuell geplant und gebaut werden.“ Trotz der Erfolge seines Unternehmens: Die Energiewende geht Wagner nach wie vor zu langsam. „Das einfachste Mittel, die Wende zu beschleunigen, ist eine CO2-Steuer für alle“, ist er überzeugt. Und ein gemeinsames globales Vorgehen sei wichtig. „Solange Länder sich nicht daran halten, kann die Energiewende nicht gelingen.“

Dieser Unternehmer sagt: "Uns geht es richtig gut"
Vor Kurzem wurde die Wagner GmbH mit dem Energy Globe Award Vorarlberg ausgezeichnet. Die Übergabe fand durch Obmann LR Daniel Zadra und Energieinstituts-Geschäftsführer Martin Reis statt, und die Wagner-Mitarbeiter freuen sich über die Anerkennung ihrer Arbeit. FA/EI

Energie sparen

So funktioniert’s

In der Regel wird von einer Heizung die höchste benötigte Temperatur bereitgestellt, zum Beispiel 300 Grad heißer Dampf, so Martin Wagner. „Überall, wo das zu heiß ist, wird die Temperatur dann wieder auf das notwendige Niveau gesenkt. Wir versuchen, solche Kreisläufe zu trennen. Das bedeutet, wir stellen nur jene Wärme auf hohen Temperaturniveaus zur Verfügung, wie auch benötigt wird. Und überall, wo Temperaturen unter 100 Grad liegen, können wir dann Solar- und Umweltwärme nutzen und sehr effiziente Wärmepumpen betreiben. In Kombination mit PV-Anlagen kann dann auch noch ein mitunter beträchtlicher Teil des benötigten Stroms selbst produziert werden.“