In dieser Firma führen “beste Verbindungen” zum Erfolg

Markt / 03.10.2024 • 16:36 Uhr
Erne Fittings Özenc Sedat
Özenc Sedat überwacht die Produktion der riesigen Rohrbögen. In das Werk, in dem er arbeitet, investiert das Unternehmen, Millionen. VN/sca

Weltweit führenden Anbieter von Einschweißverbindungen hat nach verlustreichen Jahren den Turnaround geschafft. Nun werden Millionen in den Hauptstandort investiert.

Schlins Als Matthias Kaufmann im Mai 2020 als neuer CEO bei Erne Fittings sein Amt antrat, war er sich nicht mehr ganz sicher, ob das eine gute Idee ist. Die Erwartungen in die Geschäftspläne waren hoch, die Realität allerdings das Gegenteil. Das Unternehmen, dessen Expertise in Sachen Fittings –darunter versteht man verschweißbare Rohrleitungsverbindungen – weltweit anerkannt ist, schloss das Jahr, in dem Corona alles veränderte, mit einem zweistelligen Millionenverlust.

Zeit der Veränderung

Doch der Manager fing schnell Feuer und machte sich mit seinen Mitarbeitern ans Werk: „Eine Krise wie damals ist auch eine Zeit der Veränderung“, erklärt Kaufmann.  Und er hat gute Nachrichten: „Uns ist der Turnaround nachhaltig gelungen und wir haben Erne wieder profitabel gemacht“. Das Umsatzwachstum seit dem Jahr 2020 beträgt 37 Prozent und das trotz der Herausforderungen, die vor allem im europäischen Heimmarkt angesiedelt sind, vor allem aus dem früheren europäischen Hauptabsatzmarkt Deutschland kommen keine Aufträge. Außerdem werde der Markt bei Standardartikeln von Billiganbietern aus Asien, z.B. der Türkei überschwemmt. Darüber hat sich die europäische Branche und auch Erne bei der EU beschwert. Derzeit sind in Schlins Mitarbeiter der EU-Kommission vor Ort und prüfen akribisch, ob die Vorwürfe der europäischen Branche gerechtfertigt sind.

Erne Fittings Geschäftsverlauf GF Matthias Kaufmann
Erne Fittings-Geschäftsführer Matthias Kaufmann: Turnaround geschafft. Jetzt wird in die Modernisierung und den Umzug des Hauptstandortes investiert. VN/Steuer

Das Unternehmen im Walgau hat sich indes trotz der Krise in Europa gesund geschrumpft. Dafür wurde das Sortiment bereinigt, die Belegschaft verkleinert und eine weitere Regel umgesetzt: „Wir machen nicht mehr alles – nur die Aufträge, wo auch Geld verdient werden kann.“ Mit dieser Vorgabe sind die Bestellbücher voll, das Unternehmen voll ausgelastet. Der Auftragsvorrat beläuft sich aktuell auf über 50 Millionen Euro.

Starke Auftragssteigerung

Die 2011 gestartete Produktion in der saudi-arabischen Stadt Jubail, lange Zeit Sorgenkind des Unternehmens, konnte die Aufträge um 100 Prozent steigern. Auch in den USA fasst Erne Fittings, nachdem dort der Logistikstandort und der Handel mit Endkunden eingestellt wurde, jetzt wieder Fuß. Das Wachstum in den Staaten beträgt 38 Prozent. „Wir arbeiten dort mit sogenannten Master Distributors, also wichtigen Großhändlern zusammen“, damit gelinge es wieder Marktanteile in einem Verdrängungsmarkt zu gewinnen.

Erne Fittings
Bald Vergangenheit: Der langjährige Hauptstandort von Erne in der Gemeindemitte von Schlins wird derzeit leer geräumt. Auf dem Gelände soll neues Dorfleben gedeihen. VN

Für heuer rechnet der Nischenhersteller, der im Gas- und Ölgeschäft sowie in der Nuklearwirtschaft tätig ist, mit einem Umsatz von 88 Millionen Euro, im Jahr 2023 betrug er 72,8 Millionen Euro. Weitere Impulse erwartet sich Kaufmann künftig im Bereich Wasserstoff. „Wir sind das erste Unternehmen, das nach den neuen TÜV-Normen zertifiziert ist, da ist Erne Fittings Pionier“. Hauptmarkt für die tonnenschweren Rohrbögen, die mit höchster Genauigkeit produziert werden, ist die Gaswirtschaft. „Das wird auch noch länger so bleiben“, denn eine Umstellung in der Industrie können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden.

Bekenntnis zum Standort

Für Erne Fittings ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in die Zukunft zu investieren. Bis 2026  verlässt die Firma ihren Hauptstandort im Schlinser Zentrum und konzentriert sich auf den bestehenden Produktionsort am Gemeinderand. Im Werk Schlins wurden heuer  bereits Investitionen in Höhe von  3 Millionen Euro getätigt, gefolgt von weiteren 7,5 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren. Investiert wird das Geld in neue Maschinen und zwei neue Gebäude, eines für die Verwaltung, eines für die Produktion bzw. das Prüflabor.  Gleichzeitig wird auch die Modernisierung des Werks Mürzzuschlag in der Steiermark vorangetrieben.