Zum Wohl: Oberösterreichisches Kultbier wird in Vorarlberg gebraut

Vorarlberger Brauerei produziert den Gerstensaft einer der ältesten oberösterreichischen Traditionsbrauereien. Den Biergenießern im Osten der Republik schmeckts und für die Vorarlberger ist es eine gute Möglichkeit ihr Können zu zeigen und Kapazitäten zu nutzen.
Grieskirchen, Frastanz Die Brauerei Grieskirchen in Oberösterreich ist eine der traditionsreichsten Brauereien Österreichs. Seit 1708, also seit 316 Jahren wird dort der Gerstensaft gebraut, der natürlich in der Region, aber auch in zahlreichen Gaststätten in Linz und Wien seine Fans hat. Allerdings, gebraut wird das Bier seit der Insolvenz, die am 4. März 2024 eröffnet wurde, nicht mehr auf dem altehrwürdigen Gelände der Brauerei mitten im Zentrum der kleinen Stadt mit knapp 5000 Einwohnern.
Brauereiareal verkauft
Das 30.000 Quadratmeter umfassende Gelände der Brauerei mitten in der Stadt wurde vor kurzem an die Projektentwickler Holzhaider-Gruppe und Friedrich Wiltschko verkauft. Was genau dort passieren soll, ist noch offen. Die für den Betrieb der Brauerei relevanten Flächen (Verwaltung, Lager und Logistik) werden im gleichen Zug aber wieder zurück gemietet und sind in den historisch wertvollen Gebäuden auf dem Areal untergebracht. Damit sollte laut dem Eigentümer der Brauerei, Marcus Mautner-Markhof auch die Gläubigerquote von 70 Prozent erfüllt werden, was langfristig das Grieskirchner Bier als Marke sichere.

Das Bier gibt es nach wie vor. Es wird nur woanders gebraut. „Wir brauen für Grieskirchen zwischen 20.000 und 25.000 Hektoliter“, antwortet Kurt Michelini, Geschäftsführer der Frastanzer Brauerei, auf eine Anfrage der VN. Seit Frühjahr wird in Frastanz nach den Rezepten der oberösterreichischen Braumeister produziert und in Fässer wie Flaschen abgefüllt. Der Vertrieb und die Logistik erfolgt dann wieder auf dem nun angemieteten Gelände der früheren Brauerei in der oberösterreichischen Bezirksstadt, die rund 450 Kilometer von der jetzigen Produktion entfernt ist.
Prominenter Eigentümer
Die oberösterreichische Brauerei hat mit Marcus Mautner-Markhof das Mitglied einer der berühmtesten Industriellenfamilien Österreichs als Eigentümer, die österreichische Biergeschichte geschrieben hat und in ihrer Schwechater Brauerei das „Wiener Lager“, ein untergäriges Bier, erfunden hat. Heute wird das Wiener Lager weltweit gebraut und geliebt. Die Brauerei Schwechat selbst ist seit 1978 Teil der Brau Union, die von der berühmten Fabrikantenfamilie maßgeblich initiiert wurde und heute Teil des Heineken-Konzerns ist. Mautner-Markhof hat die regionale Brauerei wiederum von Gustav Harmer übernommen, der über Jahrzehnte Mehrheitseigentümer der Ottakringer Brauerei war.

Und wie kommt das Grieskirchner nun nach Frastanz? Mautner-Markhof und Michelini kennen sich aus der Vereinigung unabhängiger österreichischer Privatbrauereien und man sei auf der gleichen Wellenlänge, wenn es um Produktion und Qualität des Bieres geht, so der Frastanzer-Chef. Außerdem habe die Brauerei in Frastanz seit der Eröffnung des neuen Brauhauses im vergangenen Jahr entsprechende Kapazitäten, um solche Aufträge durchzuführen. Gefordert war seitens der Grießkirchner eine ökologische Ausrichtung. „Das können wir“, erklärt Michelini selbstbewusst mit Verweis auf die „grüne“ Pionierrolle der Vorarlberger Genossenschaftsbrauerei, die sowohl auf das Bier als auch die Produktion zutrifft.

“Wir sehen uns als Partner“, so der Frastanzer Brauerei-Geschäftsführer, den Vertrag habe man per Handschlag abgeschlossen, wie es unter Brauern Tradition ist. Dass das Grieskirchner auch „made in Vorarlberg“ seinen Geschmack behält, bestätigen auch die Fans, die dem oberösterreichischen Kultbier in zahlreichen bekannten Beisln und Gasthäusern in Wien und Linz und im größten Biergarten der Nation, dem Schweizerhaus im Wiener Prater, zusprechen.
