Baumschule schließt: Das Vermächtnis des Pflanzenflüsterers

Bekannte Vorarlberger Baumschule schließt nach 63 Jahren: Suche nach Nachfolger vergebens. Der Gärtnermeister hat aber auch eine Botschaft für Anpflanzungen in Zeiten des Klimawandels.
Hörbranz Auf dem riesigen Areal der Baumschule ist noch ein Mitarbeiter zugange. Noch eine Woche wird er zusammenräumen, dann schließt der renommierte Betrieb. Das Traditionsunternehmen – ursprünglich im Bregenzer Thalbach – wurde vor 61 Jahren von Herbert Nemetz gegründet. 46 Jahre lang war die Baumschule der Arbeitsplatz von seinem Sohn Klaus, der das Unternehmen selbst seit einigen Jahrzehnten führt – zuerst in Bregenz und nach dem Umzug in den 90er Jahren auf eine deutlich größere Fläche in Hörbranz. “Wir sind wochenlang gezügelt”, erinnert er sich.

Auf 7000 Quadratmetern haben Klaus Nemetz, seine Frau Carmen, „die auch immer mitgearbeitet hat“ und drei Mitarbeiter Bäume, Sträucher und Rosen und eine Vielzahl anderer Gartengewächse groß gezogen. „Spezialisiert waren wir auf große Bäume im Topf“, erzählt der passionierte Gärtnermeister, der derzeit sein Lebenswerk abwickelt. „Gerade am Montag hatten wir unsere größte Aktion. Wir haben fünf riesige Bäume nach Neuravensburg geliefert und eingepflanzt“. Dafür musste ein großer Lkw mit Kran verwendet werden, das Fahrzeug der Baumschule war dafür eindeutig zu klein für die bis zu zehn Meter hohen Bäume, die Nemetz ausgeliefert und eingepflanzt hat.
Herausforderung Klimawandel
Ob ihm das ab Jänner 2025 nicht abgeht? Eine eindeutige Antwort darauf gibt er nicht. Denn wenn Nemetz mit dem Kapitel auch abschließt, als es im Gespräch um die richtigen Bäume in Zeiten des Klimawandels geht, wird er deutlich: Sein Vermächtnis: „Wir müssen der Klimaveränderung Rechnung tragen und uns von etlichen einheimischen Pflanzen verabschieden. Wenn wir heute pflanzen, was schon Großvater und Vater gepflanzt haben, dann werden wir damit nicht glücklich“, sagt er seine Meinung zu seiner Meinung nach politisch motivierte Forderungen nach einheimischen Bäumen im öffentlichen Raum. „Was ist denn heimisch? Nicht einmal ein Prozent der Baumarten, die es in Österreich gibt, sind heimisch“, kritisiert er „Behördentum“ und Halbwissen politischer Akteure.

Er selbst habe sich über all die Jahre ständig weitergebildet, sein Fachwissen mit großer Freude an seine Kunden weitergegeben. „Ich werde ständig in ihre Gärten eingeladen, es haben sich in den Jahrzehnten auch tolle Freundschaften entwickelt“, schaut er auf sein Berufsleben zurück, „ich werde die vielen lieben Kunden vermissen.“ Pflanzen bleiben sein Lebensthema und auch in Zukunft wird er seinen fachmännischem Blick in die Gärten werfen – sei es bei einer Radtour am Bodensee oder bei Reisen, die er zusammen mit seiner Frau nun machen will.
Nachfolgersuche erfolglos
Nemetz hätte gern jemand gefunden, der die Baumschule übernimmt. Die beiden Töchter hatten allerdings andere berufliche Pläne, auch wenn eine der Töchter „gleich zwei grüne Daumen hat“. Interessenten gab es, doch jene aus der Branche wollten nur kleine Teile des Betriebsgeländes mieten, andere hatten einfach nicht die fachliche Qualifikation oder fielen aus persönlichen Gründen aus. Nun wird das Gelände in Zukunft von einem Unternehmen aus Hörbranz genutzt, sagt er. Den Namen nennt er nicht, das wolle er dem künftigen Nutzer selbst überlassen.

Schmerzlich wird der Rückzug von Klaus Nemetz für viele Kunden sein. „Man nennt mich den Pflanzenflüsterer vom Bodensee“, freut er sich über das Kompliment seiner Kundschaft, von welcher rund die Hälfte gar nicht aus Vorarlberg ist, sondern aus Deutschland. Bis aus Stuttgart reisten die Gartenfreunde an, um die in der Baumschule kultivierten Pflanzen zu erwerben. Was von der Baumschule noch übrig ist, wird jetzt noch verkauft. Im November ist noch geöffnet, danach müsste man anrufen, wenn man vorbeikommen wolle.