“Jetzt lasse ich es erst einmal werden”: Für Wilfried Hopfner brechen die letzten Tage im Amt an

Wirtschaftskammer-Vorarlberg-Präsident übergibt im Jänner an Nachfolger Karlheinz Kopf.
Feldkirch Für Wilfried Hopfner (67) sind die letzten Tage als Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg angebrochen. Im Jänner übernimmt sein Nachfolger Karlheinz Kopf.
Sie haben das Amt 2022 übernommen, nun endet ihre Amtsperiode. Wie geht es Ihnen?
Sehr gut. Ich habe im Sommer für mich entschieden, dass ich nicht noch einmal fünf Jahre in einer so verantwortungsvollen Position sein, sondern ein wenig leiser treten möchte. Ich komme auf fast 50 Jahre Dienstzeit, in der ich immer den Job als allererstes priorisiert habe. Deshalb ist es jetzt an der Zeit.
Die letzten zwei Jahre waren wirtschaftlich und geopolitisch nicht einfach. Wie blicken Sie darauf zurück?
Da war zunächst die Corona-Zeit, die wir letztlich Gott sei Dank besser überstanden haben, als wir zunächst befürchten mussten. Dann kam der brutale Angriff von Putin in der Ukraine, das hat uns alle schockiert. Danach kam es zu einer Vervielfachung der Energiepreise und damit zu einer wirtschaftlichen Talfahrt. Die Teuerung hat dazu geführt, dass natürlich auch die Unternehmen – dort, wo sie es konnten – die Preise anpassen mussten. Außerdem hat die Inflation zu einer weiteren riesigen Herausforderung geführt: den hohen Kollektivvertragsabschlüssen. Im Gewerbe und Handwerk wurde die Einführung der KIM-V zu einer toxischen Mischung. Ich glaube, das Tal dürfte zwar erreicht sein, aber wir wissen noch nicht, wie breit das Tal wirklich ist.

Wie zuversichtlich sind Sie?
Die ruhigen Zeiten dürften insgesamt vorbei sein. Darauf müssen wir uns einstellen. Viele waren überrascht, dass bei den Regierungsverhandlungen in Vorarlberg die Wirtschaft das erste Kapitel war. Aber wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass eine funktionierende Wirtschaft die Basis dafür ist, dass wir im Wohlstand leben können. Die Wirtschaft wiederum braucht die Menschen – die Arbeitnehmer. Wir sind in einer Symbiose und in einem positiven Sinne voneinander abhängig. Dazu gehört auch der Leistungswille.
Leisten wir zu wenig?
Es ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Immer mehr Menschen, das beweisen die Statistiken, arbeiten weniger. Aus verschiedenen Motiven, auch manchmal aus nachvollziehbaren Motiven. Aber durch die demografische Entwicklung wird die Gruppe derjenigen, die Steuern zahlt, immer kleiner. Da muss man kein Mathematiker sein, dass man erkennt, das kann sich nicht ausgehen.

Welche Eigenschaften haben Ihnen inmitten der ganzen Herausforderungen geholfen?
Ich bin interessiert an Neuem und ein realistischer Optimist, ich lasse mich nicht gleich aus der Ruhe bringen. Ich glaube, das ist gerade in Krisenzeiten und in der Führungsverantwortung wichtig, dass die Leute merken, da wird mit Bedacht agiert. Als ich in die Wirtschaftskammer gekommen bin, war es eine politisch schwierige Situation. Da hat mir meine Erfahrung schon genutzt, um in ein ruhiges Fahrwasser zu kommen.
Wie hat sich die Wirtschaftsbund-Affäre auf das Haus ausgewirkt?
Die Wirtschaftskammer als Interessenvertretung der Unternehmer ist natürlich auch getragen von Politik, weil die Funktionäre eine politische Heimat haben. Aber ich glaube, wir haben das insgesamt gut bewerkstelligt.
Wieso ist Karlheinz Kopf der richtige Nachfolger? Es gab ja im Vorfeld viele Spekulationen.
Es gab entgegen vielen Gerüchte in Wirklichkeit nur eine Absage. Deshalb gab es dann Gespräche mit Karlheinz Kopf und ich bin sehr froh, dass er Ja gesagt hat. Es braucht jetzt jemanden wie ihn. Er kennt die Organisation, er kennt die politischen Zusammenhänge, er kennt die Themenstellungen der Wirtschaft und er hat die Zeit und die Kraft, das hier im Haus zu gestalten.

Und was hält 2025 für Wilfried Hopfner bereit?
Einen Fulltime-Job werde ich nicht mehr annehmen, aber vielleicht ergibt sich das eine oder andere. Jetzt lasse ich es erst einmal werden. Vieles ist daheim liegen geblieben, ich möchte reisen, der Familie etwas zurückgeben.