Arbeitslosigkeit in Vorarlberg: Mangel an Qualifikationen statt fehlender Jobangebote

Markt / 21.01.2025 • 11:58 Uhr
Arbeitslosigkeit in Vorarlberg: Mangel an Qualifikationen statt fehlender Jobangebote

Fast die Hälfte der Arbeitslosen hat nur einen Pflichtschulabschluss. Das AMS setzt deshalb auf Qualifizierung. Streichung der Zuverdienstgrenze kann ein Anreiz sein, aber nicht für alle.

Bregenz 10.268 Personen waren im vergangenen Jahr in Vorarlberg im Schnitt als arbeitslos gemeldet. Das sind 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Für heuer gehen AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter und seine Stellvertreterin Katharina Neuhofer erneut mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Die konjunkturelle Schwäche hinterlasse weiterhin ihre Spuren. Gerechnet wird mit 500 Personen mehr. Ein Lichtblick könnte es frühestens im zweiten Halbjahr geben.

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Auf den ersten Blick könnte man sagen, es gibt ja rund 4760 offene Stellen zu besetzen. Es wären also genügend Jobs vorhanden. Dem ist aber nicht der Fall, denn Angebot und Nachfrage stimmen oft nicht zusammen.

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Eine Frage der Übereinstimmung

Fakt ist: 47,9 Prozent der vorgemerkten Arbeitslosen haben nur einen Pflichtschulabschluss und damit keine Ausbildung. Bei zwei Dritteln der offenen Stellen wird als Qualifikation-Mindestanforderung aber ein Lehrabschluss oder eine höhere Ausbildung verlangt. Das Ziel des AMS heißt deshalb weiterhin Höherqualifizierung. „Auch mittelfristig wird es eine Verlagerung von niedrig zu höher qualifizierten Tätigkeiten geben“, betont Bereuter.

AMS
Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter und Stv. Katharina Neuhofer. AMS

Dass Arbeitslosigkeit häufig an der Qualifikation hängt, zeigen auch folgende Zahlen: Die Arbeitslosenquote bei jenen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, liegt bei 17,6 Prozent. Bei einer Lehre sind es 5,1 Prozent, bei einer weiterführenden Ausbildung zwischen zwei und drei Prozent.

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Kompetenzen statt Berufe

Bei der Vermittlung von Jobs gibt es beim AMS Vorarlberg generell einen neuen Ansatz. Man fokussiert sich weniger auf Berufstitel, sondern vielmehr auf Kompetenzen. 25.000 Kompetenzen bei 17.500 Berufsbezeichnungen seien aktuell hinterlegt. Außerdem werde die berufliche Mobilität wichtiger. Das bedeutet, eine Vermittlung auch über die angestammte Branche hinaus. Ebenfalls neu: Um die Jugendarbeitslosigkeit zu senken, gibt es ab April ein Projekt für junge Menschen mit psychischen Problemen, um sie für eine Ausbildung zu stabilisieren. 180 Plätze sind heuer vorgesehen.

AMS
AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter.

Dass das Budget des AMS Vorarlberg heuer um fünf Prozent auf 41,4 Millionen Euro sinkt, sieht Bernhard Bereuter “kritisch”, gerade angesichts der aktuellen Lage. Keine Details gibt es indes zur möglichen Streichung der Zuverdienstgrenze für alle Arbeitslosen. Derzeit ist ihnen noch zusätzlich ein Einkommen bis zur Geringfügigkeitsgrenze (551 Euro) erlaubt. „Eine Streichung kann ein Anreiz sein“, sagt Bereuter.

AMS
Das AMS-Arbeitsprogramm 2025 dreht sich vor allem um Höherqualifizierung.

Zuverdienstgrenze oft existenzsichernd

Allerdings sei die geringfügige Beschäftigung für jene, die länger vom Arbeitsmarkt weg sind, auch eine Art Sprungbrett, um Kompetenzen für einen Berufseinstieg zu erwerben. Für andere, deren Chancen auf Beschäftigung gering sind, sei sie eine wichtige Existenzsicherung. „Ob jemand geringfügig dazuverdient, wird bei unserer Vermittlung jedenfalls nicht berücksichtigt. Gibt es das Angebot einer Vollbeschäftigung, hat dies immer Vorrang.“

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