Dieser Mann bringt Holzbau, Steinschafe und Lebensfreude unter einen Hut – jetzt zieht er sich (fast) zurück

Markt / 27.02.2025 • 17:11 Uhr
Dieser Mann bringt Holzbau, Steinschafe und Lebensfreude unter einen Hut - jetzt zieht er sich (fast) zurück
Wenn ihn ein Thema packt, dann setzt er sich mit aller Kraft ein: Die Vorarlberger Holzbaukunst ist so eine Sache. Seit 1996 gilt der Zimmererkunst sein Engagement: Mathias Ammann. VN/Steurer

Der Initiator der Holzbaukunst Vorarlberg und Verbandsmanager zieht sich zurück “– zumindest teilweise”in die dritte Reihe”. Wenn man die Pläne des “Ruheständlers” hört, zweifelt man daran.

Nüziders, Ludesch Die Weichen waren eigentlich schon gestellt. Der Bludenzer Matthias Ammann, der heute in schöner Hanglage in Nüziders wohnt, war im Städtle gut etabliert. Nach dem Jus-Studium arbeitete er zweieinhalb Jahre als Notariatsanwärter mit vorhersehbarer Karriere. „Das war eine interessante Tätigkeit, aber mir fehlte die Bewegung“, erzählt Ammann über diese Zeit, „ich musste raus“. Draußen stieß er auf die Wirtschaftskammer Vorarlberg in Feldkirch. „Der Grund in die Kammer zu gehen, war, dass man dort enorm viel bewegen konnte“, sagt er auch folglich im Gespräch mit den VN anlässlich seiner Verabschiedung als Geschäftsführer der Initiative Vorarlberger Holzbaukunst mit Ende 2024. Von Ruhestand zu sprechen, wäre indes nicht richtig. Denn der 66-jährige Spezialist für Verbandsmanagement denkt gar nicht daran, sich ganz zurückzuziehen.

Ammann Mathias Schafe
Mit seinen Montafoner Steinschafen ist Ammann glücklich, wie dieses Bild zeigt. PA

„Ich werde bei der Holzbaukunst in der dritten Reihe noch zur Verfügung stehen, das gilt auch für Holzbau Austria“, berichtet er, außerdem stehe er natürlich für Projekte mit seinem Verbandsmanagement-Unternehmen zur Verfügung. Doch das ist noch immer nicht alles: Erst kürzlich wurde er ins Präsidium von Slow Food Vorarlberg, dem Verein zur Förderung von regionalem Genuss, gewählt. Zusammen mit einem ähnlich betriebsamen Präsidenten habe er da schon ein Bündel an Ideen, die umgesetzt werden sollen. Und auch als Züchter von Montafoner Steinschafen ist sein Wissen, sein Knowhow und sein Netzwerk für die Momäh-Bauern sicher von Nutzen.

Drang nach Bewegung

Kaum in der Wirtschaftskammer Vorarlberg hatte er die gewünschte „Bewegung“: Er kämpfte gegen die Müllbürokratie und reizte dabei auch die politischen Grenzen aus. „Schlussendlich haben wir den Mitgliedern viele Millionen Euro Bürokratiekosten erspart“, erzählt er über den Erfolg, der ihn neben anderen Initiativen als nächsten Schritt für zweieinhalb Jahre als Direktor an die Spitze des Wirtschaftsbundes Vorarlberg gebracht hat. Danach wechselte er wieder zurück in die Kammer, um dort als Umweltreferent zu wirken. Seine nächste Station in der Interessenvertretung ab 1996 als Geschäftsführer von zehn Handwerk- und Gewerbeinnungen war schließlich entscheidend für die Funktion, in der er seinen größten Coup landete. „Die Zimmererinnung war damals in einem Dilemma. „Niemand wollte Obmann werden, es war auch nicht mehr viel Geld in der Innungskasse“. Er habe sich mit einigen jungen Zimmerern zusammengesetzt und über die Zukunft gesprochen – wichtigstes Ergebnis: Der erste Vorarlberger Holzbaupreis, der zusammen mit den VN bis heute alle zwei Jahre vergeben wird.

Ammann Mathis Trompete
Vielseitig – auch wenn er kein Virtuose ist, man hört bei seinen Trompetendarbietungen, dass sie Ammann Spaß machen. PA

Aus dem Preis ist neben und mit der Innung die Vorarlberger Holzbaukunst entstanden. „Das ist eine ideale Kombination, die sich für die Branche bewährt hat“, so Ammann, der sich 2004 aus der WKV verabschiedete und die Führung der Holzbaukunst sowie ab 2008 auch die der „Fenstermacher mit V“ übernahm. Die Sache nahm Fahrt auf, eine Ausstellungsreihe des Vorarlberger Architekturinstitutes über das Architekturland Vorarlberg in Frankreich sorgte für weiteren Aufwind. „Wir trafen mehr zufällig als geplant Marie Ilen Contal, die Vizedirektorin des Französischen Architekturinstitutes, die in Vorarlberg war und schon den Plan hatte, eine Ausstellung mit Vorarlberger Baukunst zu machen.“ Wir brachten sie auf kurzem Weg ins Gespräch mit Landeshauptmann Sausgruber und die Sache kam ins Laufen. Von ihr stammt der Name „Monsieur Lobbyman“, die den Unruheständler bis heute gut bezeichnet. In der Initiative Vorarlberger Holzbaukunst sind heute 60 Betriebe, 50 Architekten und 18 Partner vereint, die nach wie vor dafür sorgen, dass heute Vorarlberg im Zusammenhang mit Holzbau international eine Marke ist, die für Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land sorgt. Und die, davon ist Ammann überzeugt, auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielt – im Handwerk, in der Architektur und sogar im Tourismus. „Der Holzbau hat den Architekturtourismus tausende Gäste ins Land gebracht“, so Ammann, der natürlich auch bei Tourismusprojekten wie der Ausbildungsschiene „Gascht“ und bei „Vorarlberg isst“, seine Erfahrung und Ideen eingebracht hat.

Dieser Mann bringt Holzbau, Steinschafe und Lebensfreude unter einen Hut - jetzt zieht er sich (fast) zurück
In der Küche fühlt er sich wohl, wenn er nicht gerade als Interssenvertreter unterwegs ist. Jetzt wird Ammann sein Wissen auch bei Slow Food einbringen. VN/Steurer

Zur person

Matthias Ammann

Geboren 12. Februar 1959

Wohnort Nüziders

Familie verheiratet mit Erika, zwei Söhne

Hobbys Kochen, essen, trinken