So wollen drei Vorarlberger die Gastronomie mit Künstlicher Intelligenz revolutionieren

Markt / 03.04.2025 • 15:45 Uhr
So wollen drei Vorarlberger die Gastronomie mit Künstlicher Intelligenz revolutionieren

Fabio Rudigier, Pius Martin und Benjamin Cehic entwickeln mit Nightscale einen digitalen Helfer für Betriebe.

Feldkirch Fabio Rudigier, Pius Martin und Benjamin Cehic haben eine Vision: Mit Nightscale wollen sie die Gastronomie revolutionieren – durch den gezielten Einsatz Künstlicher Intelligenz. Derzeit sind sie mitten in der Gründungsphase, doch ihr Ziel ist klar definiert.

“Bestellen, bitte!”

„Wir haben in Wien gewohnt und sind gerne ausgegangen, aber es hat uns immer genervt, wenn wir lange auf eine Getränkebestellung warten mussten“, erzählt Fabio Rudigier über ihre erste Idee – eine App zur Bestellabwicklung. Doch während ihrer Recherchen merkten sie schnell: Die Herausforderungen der Branche gehen weit über lange Wartezeiten hinaus.

“Deshalb haben wir den Fokus nun auch auf die Unternehmer gelegt und stellen ihnen einen Co-Piloten zur Verfügung, der mittels Künstlicher Intelligenz als rechte Hand des Geschäftsführers agiert.” Nightscale soll Gastronomen die Arbeit erleichtern – von der Personalplanung über den Einkauf bis zur Lagerverwaltung. Die Gründer betonen: Ihre Technologie unterstützt, ersetzt aber keine Menschen.

Nightscale
Die drei Gründer von Nightscale: Pius Martin, Benjamin Cehic und Fabio Rudigier. nightscale

Bestellen, optimieren, planen

Konkret wird es fünf verschiedene Module geben, auf die Gastronomen zugreifen können. Modul 1 ist die digitale Bestellmöglichkeit für Gäste. “Dieses richtet sich vor allem an die Getränkegastronomie und soll im dritten Quartal einsatzbereit sein”, sagt Rudigier. Modul 2 dreht sich ums Personalwesen. Dabei geht es einerseits um effiziente Dienstpläne, die die KI anhand von Daten und Prognosen automatisiert erstellt. Andererseits wird es eine Schnittstelle zu Jobbörsen geben. Dieses Modul soll im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

Geplant sind außerdem jeweils ein Modul für die Bereiche Einkauf- und Lageroptimierung sowie fürs Eventmanagement. Modul 5 wird der sogenannte “Smart Decision Maker”. “Hier geht es darum, die Daten eines Betriebs zu verstehen und daraus sinnvolle Entscheidungen abzuleiten”, betont der Gründer.

Nightscale
Die Nightscale-Plattform bereitet verschiedenste Daten auf, um die Arbeit für Gastronomen effizienter zu gestalten. nightscale

Fragen an KI

Nightscale nutzt vorhandene Unternehmensdaten und ermöglicht Vergleiche innerhalb der Branche. Wie entwickeln sich die Getränkepreise in anderen Lokalen? Wie effizient ist der eigene Personaleinsatz im Vergleich zur Konkurrenz? Solche Fragen soll das System beantworten können. Zudem gibt es Schnittstellen zu Wetterdaten und Hotelbuchungsplattformen. So weiß ein Gastronom, bei welcher Temperatur am meisten Aperol getrunken wird, wann es sich lohnt, die Terrasse zu öffnen oder wann bestimmte Gästegruppen in der Stadt sind.

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Je nach Wetter und Temperatur werden andere Getränke bevorzugt. afp

Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten: Die Plattform zeigt an, wann ein Konzert in der Nähe stattfindet – ideal, um eine After-Show-Party zu organisieren. Für eine Skihütte wiederum sind Daten zu Parkplatzbelegung, Liftkartenverkauf oder Hotelbuchungen interessant.

Aktuell arbeiten die drei Vorarlberger mit 25 Entwicklungspartnern aus den verschiedensten Bereichen zusammen – vom Café bis zum Nachtklub. Und sie suchen noch weitere. “Das Feedback ist durchgehend positiv. Wir wissen, dass es noch ein langer Weg ist, aber diese Rückmeldungen stimmen uns sehr zuversichtlich”, sagt Rudigier.

Fachlicher Hintergrund

Ein Erfolgsfaktor ist auch der unterschiedliche fachliche Hintergrund der Gründer. Pius Martin ist Fotograf in der Club- und Fashionszene, Benjamin Cehic ist Softwareentwickler, Fabio Rudigier studiert Wirtschaftsingenieurwesen, arbeitet in einem Industriebetrieb und stammt aus einer Montafoner Familie, die in dritter Generation ein Gasthaus samt Gästezimmern und Campingplatz führt.

Und die drei sind überzeugt: Künstliche Intelligenz kann die Gastronomie nicht ersetzen, aber sie kann sie smarter machen.