Börsen auf Talfahrt: Experte erklärt, was Anleger nun tun sollten

Markt / 07.04.2025 • 15:03 Uhr
Börsen auf Talfahrt: Experte erklärt, was Anleger nun tun sollten

Roland Rupprechter sieht weiterhin gute Chancen am Aktienmarkt. “Hektisches Agieren ist nicht zielführend.”

Dornbirn Der handelspolitische Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump lässt die Börsenkurse weltweit noch weiter abstürzen. Die Frage ist: Wie geht es nun weiter und was sollten Anleger beachten? Die VN haben dazu mit dem Dornbirner Börsenexperten Roland Rupprechter, Geschäftsführer von R&B Research und Vermögensmanagement, gesprochen.

CEO Roland Rupprechter freut sich über die Auszeichnung.  vn/Sams
Börsenexperte Roland Rupprechter.  vn/Sams

Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen an den Börsen?

Für uns ist die Ankündigung der hohen US-Zölle der bislang aggressivste und folgenreichste Schritt im Zuge der ohnehin rabiaten Handelspolitik des US-Präsidenten. Überrascht hat uns das Ausmaß der Aktienmarktkorrektur, da China, Japan und die EU im Durchschnitt lediglich 15 Prozent ihres Exportgeschäfts mit den USA abwickeln.

Ist es eine kurzfristige Korrektur oder der Beginn einer längeren Abwärtsbewegung?

Im Handelsbereich rechnen wir damit, dass Zölle ein fester Bestandteil der US-Handelspolitik und ein Instrument zur Erhöhung der Einnahmen sein werden. Wir gehen davon aus, dass sich der durchschnittliche effektive US-Zollsatz deutlich tiefer bei etwa 15 Prozent einpendeln wird – es könnte jedoch Monate dauern. Bis dahin vermuten wir zahlreiche Änderungen im Zollmix sowie die Neuverhandlung von Freihandelsabkommen.

Ungeachtet der Höhe werden die Zölle den Inflationsdruck in den USA und die Tendenz anhaltend hoher Geldmarktzinsen verstärken. Auch wird sich das Rezessionsrisiko erhöhen, auch wenn Fed Chef Jerome Powell aktuell nur von einer Wirtschaftsverlangsamung ausgeht.

Entscheidend für Aktienveranlagungen angesichts weiter hochbleibender Zinsen ist, ob das Wachstum mithalten kann. Wir sehen eine Entwicklung, die dies ermöglichen könnte, wenn der Technologie-Wachstumsschub der letzten Jahre anhält und die von Donald Trump versprochene Deregulierung einen zusätzlichen Schub bewirkt. Wir glauben, dass US-Unternehmen aufgrund ihres robusten Wachstums und Mega Forces – wie Künstliche Intelligenz – ihre globale Führungsposition behalten werden. Positiv sehen wir auch, dass sich China in den letzten fünf Jahren in Asien sehr wettbewerbsfähig aufgestellt hat. Auch Europas Wirtschaft dürfte widerstandsfähiger sein, als es die Aktienmarktkorrektur vermuten lässt.

Für beide Aktienmärkte, China und Europa, gilt, dass die Bewertungsabschläge zu US-Aktien auf historischem Niveau liegen. Ein „Reversion to the Mean“-Prozess dürfte begonnen haben. Vor dem Hintergrund sehen wir in der aktuellen Marktkorrektur für langfristig orientierte Anleger eine überdurchschnittlich gute Kaufgelegenheit.

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Was sollte man als Privatanleger nun tun?

Die Vorarlberger Anleger sind im Durchschnitt sicherheitsorientiert veranlagt. Wenn Aktien beigemischt werden, liegt ihre Quote in der Regel zwischen 20 und 40 Prozent. Da in der Regel die Aktienmärkte auf den ersten Schock zu stark reagieren, empfehlen wir Anlegern, an ihren Positionen festzuhalten. Hektisches Agieren in einem Umfeld, in dem politische Emotion und erzwungenen Positionsbereinigungen dominieren, erachten wir nicht als zielführend. Wir sind überzeugt, dass die größten Unternehmen der Welt trotz den Zöllen im Durchschnitt weiterhin Eigenkapitalrenditen verdienen werden, welche deutlich oberhalb der aktuellen Anleihenzinsen liegen werden.

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Also zukaufen?

Wir sind überzeugt, dass das Jahr 2025 – ähnlich wie 2020 – vielen Anlegern eine überdurchschnittlich gute Gelegenheit bietet, den Grundstein für einen langfristigen Vermögensaufbau zu legen.

Was wären mögliche Wendepunkte, an denen sich die Märkte wieder stabilisieren könnten?

Die Furcht vor einem globalen Handelskrieg hat nun alle Sentimentindikatoren erfasst und ist in den deutlich pessimistischen Bereich vorgedrungen. Da auch viele technische Indikatoren wie der Relative-Stärke-Index (RSI) ein extremes Niveau erreicht haben, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Gegenbewegung. In den kommenden Wochen dürfte die Marktvolatilität allerdings erhöht bleiben.

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