“Das ist kein Luxusproblem, das ist Angstsparen”

Markt / 09.04.2025 • 14:16 Uhr
"Das ist kein Luxusproblem, das ist Angstsparen"
In den vergangenen Jahren gingen die Gewerkschafter bei KV-Verhandlungen auf die Straße. Heuer sind die KV-Verhandlungen bislang konstruktiver verlaufen. APA

Die Vorsitzende der größten Teilgewerkschaft im ÖGB mit rund 300.000 Mitgliedern will für den Standort die Energiekosten drosseln und nicht auf Kosten der Arbeitnehmer sparen.

Hohenems Die Wirtschaftskrise ist auch an den Gewerkschaften nicht vorbeigegangen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Barbara Teiber,berichtete im Gespräch mit den VN anlässlich des Vorarlberger GPA-Forums in der Otten Gravour in Hohenems über die Frühlings-Kollektivvertragsrunden, die Situation der Weltwirtschaft und die notwendige Ankurbelung des Inlandskonsum. Teiber, inzwischen auch Nationalsratsabgeordnete der SPÖ, sieht aber auch Hoffnung keimen. „Ich bin froh, dass wir jetzt eine handlungsfähige Regierung haben“, sie nehme wahr, dass man die großen Brocken zusammen konstruktiv angehe, sagt sie. „Das schwierigste sind die Energiekosten für die Wirtschaft, da muss uns mehr einfallen. Hier braucht hier es eine stabile und planbare Preisentwicklung.“

"Das ist kein Luxusproblem, das ist Angstsparen"
GPA-Landesvorsitzende Jessica Lutz (li.) und die Bundesvorsitzende Barbara Teiber stellen klar, dass die Arbeitnehmervertreter einer Nulllohnrunde nicht zustimmen können. „Da machen wir nicht mit“. FA/Mathis

Eine Konsolidierung der Finanzen und eine Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes müsse aber möglichst beschäftigtenschonend gelingen, erklärt Teiber. Klar, dass sie aber eine Bankenabgabe begrüßt, auch dass das Budget des Arbeitsmarktservice um 230 Millionen Euro aufgestockt wird, sei in der jetzigen Situation eine gute Nachricht. „Wir brauchen eine Fachkräfteoffensive, auch die Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Thema“, so die Gewerkschafts-Vorsitzende.

“Scherbenhaufen”

Angesichts des finanziellen „Scherbenhaufens“ in Österreich und der Wirtschaftskrise, welche die Wirtschaft beutelt, stellt die Vorsitzende der größten Teilgewerkschaft im ÖGB, aber klar, dass die Arbeitnehmervertreter einer Nulllohnrunde nicht zustimmen können. „Da machen wir nicht mit“, sagt sie, schließlich habe man in den Lohnrunden der vergangenen zwei Jahre trotz hoher Abschlüsse einen Reallohnverlust hingenommen. „Wir schauen uns die Situation sehr genau an“, die Inflation sei aber immer noch hoch und belaste die Mitglieder, die wiederum erwarten, dass ihre Kaufkraft gesichert werde. Außerdem sei ein wieder anspringender Inlandskonsum wichtig, um aus der derzeitigen Lage in Österreich wieder herauszukommen. Dass die Menschen derzeit ihr Geld aufs Konto legen, sei jedenfalls kein „Luxusproblem“, wie sie es in einem Kommentar gelesen habe, „sondern ist ein Angstsparen“.

"Das ist kein Luxusproblem, das ist Angstsparen"
Beim GPA-Forum Vorarlberg, das in Hohens stattfand, wurden aktuelle Anliegen wie die KV-Verhandlungen, aber auch die politische Lage intensiv besprochen.

Die Aussagen dass es eine Nulllohnrunde braucht, stimme jedenfalls so nicht. “Nachrichten, dass die Gehälter die Rezession treiben, sind falsch und verunsichern“, wird Teiber konkret. Bislang sei man aber in der Frühjahrs-KV-Runde, die rund 120.000 Beschäftigte in der Industrie betreffe und die man zusammen mit der Produktionsgewerkschaft Pro-GE führe, aber gut unterwegs. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches jedoch „erleben wir immer mehr Arbeitgeber, die sehr kurzfristig denken“, sagt Teiber.

“Faire Abschlüsse”

Die beim Forum GPA wiedergewählte Landesvorsitzende Jessica Lutz, die seit einem Jahr an der Spitze der Teilgewerkschaft steht, pocht auf faire Abschlüsse, „auch wenn wir wissen, dass es schwierig ist“. Die unsichere Lage ist auch bei den Mitgliederzahlen festzustellen. „Wir haben einen schönen Mitgliederzuwachs“, so Lutz. Und das in Vorarlberg, das ursprünglich für Gewerkschaften ein schwieriges Pflaster war. Der Zuwachs bei den Mitgliedern ziehe sich österreichweit durch, unterstreicht auch Teiber, das sei auch auf die Verunsicherung der Arbeitnehmer durch die aktuellen Krisen – nicht nur im Inland, sondern international zurückzuführen. Sorgen machen den Gewerkschafterinnen natürlich auch die aktuellen Ereignisse in der Weltwirtschaft, die Versuche die Demokratie in immer mehr Staaten zu demontieren und der Handelskrieg, der vom US-Präsidenten angezettelt wurde. „Umso wichtiger ist es, dass überzeugte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter lösungsorientiert die Interessen der Arbeitnehmer vertreten.“