Industrie: Auftrags- und Ertragslage “weit weg von gut”

Markt / 24.04.2025 • 15:48 Uhr
Sturm: Leere Container beim Güterbahnhof Wolfurt umgestürzt
Chaos im globalen Handel: Nach den US-Zolldrohungen geht es drunter und drüber. Das lässt auch der Vorarlberger Industrie wenig Platz für Zuversicht. VN/Rauch

Es sind eigentlich die Unternehmen, die auch in schwieriger Lage nach vorne schauen. Doch das seit Jahren anhaltende Konjunkturtief bereitet den Firmen immer mehr Sorgen, wie die aktuelle Umfrage zeigt.

Feldkirch, Lustenau Die Zolldrohungen aus Washington haben der Vorarlberger Wirtschaft gerade noch gefehlt. Ein weiterer Dämpfer in der aktuell negativ bewerten Lage für die Vorarlberger Industrie, die noch gar nicht eingepreist ist. Denn die regelmäßig durchgeführte Konjunkturumfrage von der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung an der sich haben sich 31 Unternehmen mit 20.364 Beschäftigten beteiligt haben, wurde im März, durchgeführt, als der aktuelle globale Handelskonflikt erst eine Drohung war. Im März stieg der Geschäftsklimaindex leicht von -9,0 auf -3,5 Prozent-Punkte, der dürfte nun wieder revidiert werden.

Wenig Anlass für Optimismus

Entsprechend sind die Zahlen aus den Firmen: 15 Prozent der Vorarlberger Industriebetriebe bewerten aktuell ihre Geschäftslage ohne Umschweife als schlecht. 74 Prozent bewerten sie immerhin als durchschnittlich und nur für elf Prozent ist sie gut. „Wir hoffen auf eine Trendwende für 2026, noch fehlen jedoch konkrete Signale in diese Richtung“, betont dazu Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der WKV. Die Auftragslage bleibt schwach und liefert wenig Anlass, um einen Aufschwung zu erwarten, denn auch aus dem Ausland gibt es laut der befragten Unternehmen keinerlei Wachstumsimpulse. Die Auslandsaufträge bleiben auf niedrigem Niveau, dazu kommt, dass die Betriebe inflations- und auch zollgetrieben mit einem Ansteigen ihrer Verkaufspreise rechnen. Dramatisch sei daher die Beurteilung der Ertragslage, erklärt Amann mit Blick auf die Zahlen: Für 47 Prozent der befragten Unternehmen ist sie derzeit schlecht, nur vier Prozent bezeichnen sie als gut.

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Besonders beim größten Industriezweig in Vorarlberg, der Maschinen und Metall-Industrie, schaut es düster aus – bei den Betrieben macht sich vor allem die derzeit schlechte Ertragslage bemerkbar. Gänzlich ohne positive Signale sind die Werte in der Elektro- und Elektronikindustrie. Bei den Textilbetrieben ist die Stimmung überhaupt am Boden – kein einziges Unternehmen aus dieser Branche spricht von einer guten Geschäftslage. Allein das Duo Lebensmittelindustrie  und eng verbunden damit die Verpackungsindustrie bleibt laut Konjunkturumfrage weiterhin der stabilste Bereich, mit vergleichsweise guten Werten.

Zurückhaltung bei KV-Verhandlungen

Um wenigstens langsam wieder in den grünen Bereich vorzudringen, hat die Vorarlberger Industrie auch Vorschläge: Das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) gehöre überarbeitet, “da betroffene Unternehmen aktuell so nicht wettbewerbsfähig produzieren können.” Es brauche einen CO2-Kostenausgleich für Exporte aus der EU sowie eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung von CO2-Zertifikaten. „Wenn Hersteller von außerhalb der EU ohne CO2-Kosten anbieten können, sind unsere Unternehmen auf den Weltmärkten nicht mehr wettbewerbsfähig,“ erklärt Amann. Und eine weitere Möglichkeit wieder konkurrenzfähiger zu werden, hat er auch. „Unbedingte Zurückhaltung ist ein Gebot der Stunde. “Wir liegen bei der Erhöhung der Löhne im europäischen Spitzenfeld – und beim Wirtschaftswachstum ganz hinten.