Dieses Vorarlberger Textilunternehmen bleibt im Abwärtsstrudel gefangen

Markt / 09.05.2025 • 13:58 Uhr
Dieses Vorarlberger Textilunternehmen bleibt im Abwärtsstrudel gefangen
Das hat Skinwear-Hersteller Wolford auf der Habenseite: Innovative und hochqualitative Textilien, basierend auf dem Knowhow der Mitarbeiter. FA

Die Zahlen bleiben tiefrot: Bregenzer Textilunternehmen kämpfte auch im Jahr 2024 mit massivem Gegenwind. Und hofft auf Trendumkehr nach weiterer Kapitalerhöhung.

Bregenz Der Countdown für den Auszug aus dem Bregenzer Firmensitz rückt für das Textilunternehmen Wolford immer näher und Marktbeobachter sehen keine Bewegung, die auf einen Umzug in Vorarlberg hindeuten. Spätestens 2027 muss der Skinwear-Produzent einen neuen Standort haben. „Ich habe seit Jahren keine Aktivität mehr festgestellt“, sagt eine mit der Sache befasste Person, die ungenannt bleiben will.

Umsatz- und Gewinneinbruch

Und jetzt das: Nach diversen Geldspritzen des bestimmenden Aktionärs, der Lavin Gruppe bzw. der Fosun Fashion Group Wisdom , welche das taumelnde Unternehmen am Leben hielten, ist das am Donnerstagabend veröffentlichte Ergebnis nicht besser geworden. Der Umsatz brach um rund 30 Prozent auf 88,37 Mill. Euro ein. Der Verlust vergrößerte sich von 30,8 Mill. Euro im Jahr 2023 auf 51,7 Mill. Euro im Jahr 2024. Das Eigenkapital des Textilunternehmens – von Konzern kann keine Rede mehr sein – betrug Ende Dezember 2024 minus 88,4 Mill. Euro, die Eigenkapitalquote minus 89,9 Prozent. Am Freitag erlebt die Wolford-Aktie an der Wiener Börse nach Bekanntgabe der Zahlen einen Kursknick und verliert zeitweise 5,06 Prozent auf 3,38 Euro. Das macht die Standortsuche nicht leichter.

Hoffnung setzt der Vorstand auf eine weitere Kapitalspritze, die auf der Hauptversammlung am 17. Dezember 2024 beschlossen wurde und die zeitnah erfolgen soll. Doch schwarze Zahlen seien im laufenden Geschäftsjahr noch nicht zu erwarten, berichtet das Management im aktuellen Geschäftsbericht, „die fortgesetzte Unterstützung durch seine Aktionäre von bleiben von entscheidender Bedeutung“, so der Vorstand realistisch.

Wolfords Mietvertrag bei Blum läuft im Jahr 2027 aus.
Könnte bald in Orange strahlen. Das Hauptquartier von Wolford. Der Mietvertrag mit Eigentümer Blum läuft im Jahr 2027 aus. FA

  „Während des gesamten Jahres sah sich das Unternehmen mit betrieblichen und organisatorischen Störungen in mehreren Bereichen seiner Wertschöpfungskette konfrontiert, darunter Logistik, Versorgung und interne Prozesse. Diese Herausforderungen verschärften sich im vierten Quartal, das von schwerwiegenden Liquiditätsengpässen und erhöhter Instabilität geprägt war, was zu einer erheblichen Verschlechterung der Geschäftskontinuität und der finanziellen Leistungsfähigkeit führte“, heißt es im Rechenschaftsbericht weiter, derzeit sei man auch in Verhandlungen mit Zulieferern über eine Neuverhandlung der Zahlungsbedingungen, um den Druck auf die kurzfristige Liquidität zu verringern und die betriebliche Kontinuität zu unterstützen.

Den Glauben verloren

Manche Zulieferer haben – so ist aus dem Unternehmen zu erfahren –in jüngerer Vergangenheit den Glauben an das Comeback der Textilmarke weitestgehend verloren. So soll es auch deshalb zu Auslieferungsschwierigkeiten gekommen sein, weil die Ware zwar produziert war, aber die Verpackung nicht bzw. nur sehr zögerlich geliefert wurde. Die Turnaroundstrategie umfasst laut Vorstand auch die selektive Schließung nicht strategischer Einzelhandelsstandorte. Derzeit ist Wolford mit 163 Monobrand-Standorten und mehr als 1100 Handelspartnern in rund 45 Ländern vertreten.

Ralf Polito wird sein Vorstandsmandat bei Wolford vorzeitig antreten.
Vorstand Ralf Polito hat die Aufgabe, das Unternehmen wieder in geordnete Bahnen zu führen. Derzeit wird die Turnaroundstrategie abgearbeitet.

Weltweit beschäftigte Wolford im vergangenen Geschäftsjahr 859 Mitarbeiter, 149 weniger als im Jahr 2023 und 310 weniger als 2020. Im Jahr 2023 waren am Hauptstandort Bregenz noch 230 Personen beschäftigt. Auch wenn die Hoffnung lebt, gibt es dennoch Vorkehrungen am Arbeitsmarkt, sollte der Mitarbeiterabbau andauern, wie die VN aus verlässlicher Quelle erfahren hat: Vorarlberger Firmen, die Mitarbeiter suchen, und das AMS bzw. die Arbeiterkammer seien für diesen Fall gerüstet. Und hoffen trotzdem darauf, dass die Strategie des Textilers, der nach wie vor – und das ist die gute Nachricht – innovativ und in hoher Qualität produziert – aufgeht und dieser Leitbetrieb der Textilindustrie dem Land erhalten bleibe.

Dieses Vorarlberger Textilunternehmen bleibt im Abwärtsstrudel gefangen
Der Markt hat sich geändert – hochpreisige Produkte wie jene von Wolford haben es deutlich schwerer gegenüber günstigen Anbietern. FA