“Vorarlberg Milch braucht Standort- und Jobgarantie”

Fusion mit NÖM steht am Montag zur Abstimmung. Neue Chancen oder Gefahr für Regionalität?
Bregenz, Feldkirch Am Montagabend steht für die Genossenschaft Vorarlberg Milch ein entscheidender Tag an. Die 444 Mitglieder stimmen darüber ab, ob künftig eine Zusammenarbeit mit der niederösterreichischen Großmolkerei NÖM eingegangen wird. Es geht um nicht weniger als die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens – denn Vorarlberg Milch braucht einen starken Partner, um langfristig auf soliden finanziellen Beinen zu stehen. Im Jahr 2023 schloss die Genossenschaft mit einem Minus von 3,3 Millionen Euro ab.

Mehrheit wahrscheinlich
Aus dem Umfeld der Genossenschaft ist zu hören, dass eine Mehrheit für die Kooperation mit der NÖM wahrscheinlich ist. Auch Daniel Zadra, Klubobmann der Grünen, rechnet damit – mahnt jedoch zur Vorsicht: “Ich sage nicht, dass die Fusion keinen Sinn macht. Das ist die Entscheidung der Genossinnen und Genossen, und sie bietet durchaus Chancen. Aber es ist wichtig, sich abzusichern. Die Landwirtschaft hat in der Vergangenheit oft Lehrgeld bezahlt.”

Zadra erinnert daran, dass die Geschichte der Vorarlberg Milch eng mit zahlreichen bäuerlichen Familienbetrieben verbunden sei. Zwar sei das Unternehmen selbst aus mehreren regionalen Fusionen hervorgegangen – etwa mit der Gromo, den Molkereien in Bregenz, Feldkirch und Bludenz sowie der Sennereigenossenschaft Rankweil – doch diese Zusammenschlüsse seien stets von bäuerlicher Mitsprache geprägt gewesen. Nun stehe erstmals ein Zusammenschluss über die Landesgrenzen hinaus mit einem deutlich größeren Partner im Raum.

“Durch die Fusion würde Vorarlberg Milch zum Minderheitsaktionär einer großen Aktiengesellschaft – laut Medienberichten mit einem Anteil von lediglich rund drei Prozent”, gibt Zadra zu bedenken. Das würde auch bedeuten, dass nicht mehr jeder Genossenschafter ein Mitspracherecht habe. Dass man einen besseren Milchpreis anstrebe, könne er gut nachvollziehen – allerdings müsse auch bedacht werden, dass sich der Weltmarktpreis in beide Richtungen bewegen könne.
Klare Forderungen
Zadra hofft deshalb auf klare vertragliche Zusicherungen im Vorfeld: “Es braucht eine rechtsverbindliche Garantie der NÖM, den Standort Feldkirch für mindestens 15 Jahre zu erhalten – inklusive Jobgarantie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem muss gewährleistet sein, dass Produkte unter der Marke ‚Ländle Milch‘ zu 100 Prozent aus Vorarlberger Milch bestehen und auch hier vor Ort verarbeitet werden.”
Über die nÖM
Die Niederösterreichische Molkerei (NÖM) gehört zu 35 Prozent der Milchgenossenschaft Niederösterreich und zu 65 Prozent der Niederösterreichischen Milch Holding GmbH, die im Eigentum der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien steht. Das Unternehmen wurde vor 125 Jahren gegründet und wird den Angaben zufolge von 2200 Milchbauern aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Oststeiermark mit jährlich rund 440 Millionen Kilogramm Rohmilch versorgt. 2023 erzielte das Unternehmen mit etwa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von 645 Mill. Euro. Die Exportquote liegt bei 62 Prozent. Im Vergleich: Die Vorarlberg Milch erzielte 2013 einen Umsatz von 61 Millionen Euro.