Konjunktursorgen und Spardrang

Markt / 01.06.2025 • 11:22 Uhr
Konjunktursorgen und Spardrang

Spectra-Wirtschaftsbarometer: Knapp jeder zweite Vorarlberger blickt sorgenvoll in die Zukunft.

Schwarzach, Linz Wie blicken die Österreicher – insbesondere die Vorarlberger – in die Zukunft? Überwiegt Optimismus oder Pessimismus in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung? Und wie weit reicht das eigene Einkommen noch? Diese und ähnliche Fragen untersucht das vierteljährliche Wirtschaftsbarometer des Marktforschungsinstituts Spectra im Auftrag der Bundesländer-Tageszeitungen.

Trübes Bild

Die aktuelle Auswertung für das erste Quartal 2025 zeichnet ein eher trübes Bild. Auf die Frage: “Blicken Sie den nächsten zwölf Monaten eher mit Zuversicht oder eher mit Sorge entgegen?” antworteten 50 Prozent der Österreicher und 47 Prozent der Vorarlberger mit “eher mit Sorge”. Düster fällt auch die Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung aus: 46 Prozent der Befragten in ganz Österreich und sogar 58 Prozent in Vorarlberg erwarten, dass es wirtschaftlich “eher abwärts” gehen wird. Auch hinsichtlich der Arbeitslosigkeit herrscht Pessimismus: Eine Mehrheit rechnet mit einem Anstieg in den kommenden Monaten.

Konjunktursorgen und Spardrang

Nationale und internationale Faktoren

“Die Menschen sehen eine Verschlechterung der Wirtschaftslage. Waren im zweiten Quartal 2024 noch 36 Prozent der Meinung, dass es mit der Wirtschaft bergab gehen wird, äußern sich aktuell 46 Prozent kritisch mit Blick auf die zukünftige Wirtschaftslage”, sagt Spectra-Geschäftsführer Stephan Duttenhöfer. Zur allgemeinen Verunsicherung trügen neben nationalen Faktoren auch internationale Entwicklungen bei, etwa die zuletzt bekannt gewordenen Pläne einer verschärften US-Zollpolitik. “Der zunehmende Pessimismus geht Hand in Hand mit der Erwartung steigender Arbeitslosigkeit”, so Duttenhöfer.

Auch beim Konsumverhalten zeigen sich die Folgen dieser Stimmung. Die Frage “Gehen Sie in letzter Zeit etwas sparsamer als sonst mit Ihrem Geld um?” bejahten 50 Prozent der Österreicher und 37 Prozent der Vorarlberger. 61 Prozent der Österreicher bzw. 51 Prozent der Vorarlberger gaben an, sich mit ihrem derzeitigen Einkommen weniger leisten zu können als im Vorjahr.

Stephan Duttenhofer
Spectra-Geschäftsführer Stephan Duttenhöfer. spectra

Sparneigung nimmt zu

“Die Sparneigung der Österreicher hat, nach einem Rückgang im letzten Jahr, im ersten Quartal 2025 wieder deutlich zugelegt. Hier spiegelt sich das Erleben der Menschen wider, deren Wahrnehmung geprägt wird von einer steigenden Anzahl von Insolvenzen oder dem drohenden EU-Defizitverfahren und den damit einhergehenden Sparzwängen des Staates”, analysiert Duttenhöfer. “Diese Informationen, die verunsichernd wirken, führen zwangsläufig zu einer steigenden Sparneigung, weil dadurch die subjektive Unsicherheit verstärkt wird. Der aktuelle Drang zum Sparen liegt auf dem Niveau von Corona 2022 und der Börsenkrise 2008.”

Kaum Signale für Optimismus

Das Fazit des Marktforschers fällt klar aus: “Offensichtlich erkennen die Österreicher aktuell kaum Signale für Optimismus, die sich auf sie übertragen.” Neben dem EU-Defizitverfahren, internationalen Spannungen und der Inflation seien es vor allem drohende Einschnitte durch die Politik – etwa bei der Familienbeihilfe oder dem Klimabonus –, die das wirtschaftliche Stimmungsbild der Bevölkerung prägen.