Börsentipp: Die Unsicherheit bleibt eine Konstante

Markt / 04.07.2025 • 10:27 Uhr
Börsentipp: Die Unsicherheit bleibt eine Konstante

Experte Stefan Bruckbauer über den Ausblick für das zweite Halbjahr.

Wien Was wird das 2. Halbjahr bringen? Jedenfalls viel Unsicherheit, so wie auch das erste Halbjahr, dies scheint sicher. Es beginnt bereits mit dem Inkrafttreten der erhöhten Zölle für US-Importe, oder auch nicht. Wir gehen davon aus, dass nicht alles umgesetzt wird, was bisher angedroht wurde. 10 Prozent für alle Importe scheint jedoch fix, was auch unsere Basisannahme ist.

Unabhängig davon, was im Juli vereinbart wird, das bisherige Verhalten des US-Präsidenten lässt erwarten, dass auch weiterhin große Unsicherheit bestehen bleiben wird. Zusätzlich bringt der Konflikt im Nahen Osten ein weiteres Risiko für die Weltwirtschaft, vor allem was die Ölversorgung und den Ölpreis betrifft. Hier ist unsere Erwartung etwas optimistischer, zumindest hinsichtlich des Ölpreises. Wir glauben nicht, dass dieser so hoch steigen wird, dass er eine ernste Gefahr für die Weltwirtschaft, die Wirtschaft in Europa und für die weitere Entwicklung der Inflation in Europa darstellen könnte.

Daher erwarten wir für das zweite Halbjahr keine globale Rezession. Auch für den Euroraum sollte es Wachstum geben, das mit unter einem Prozent im Vergleich zum schwachen Vorjahr allerdings sehr mager ausfallen sollte. Trotzdem wird die Arbeitslosigkeit im Euroraum weiter leicht sinken, und auch die Inflation sollte um die zwei Prozent bleiben. Damit könnte sich noch eine Zinssenkung der EZB im Herbst ausgehen, dann dürfte Schluss sein.

Unter diesen Rahmenbedingungen könnte Österreichs Wirtschaft seine sehr langsame Erholungsphase fortsetzen, die Wirtschaftsleistung real erstmals nach mehr als zwei Jahren im Jahresabstand wachsen, was nach dem schwachen ersten Quartal immerhin reicht, um ein drittes Jahr mit negativem Wachstum zu vermeiden. 0,1 Prozent sind aber angesichts der starken Rezession der letzten beiden Jahre nur ein sehr bescheidener Lichtblick. Trotzdem könnte dies eine Trendwende einleiten, vor allem auch für den Arbeitsmarkt, wo wir ab nächstem Jahr kein weiteres Ansteigen der Arbeitslosenquote mehr erwarten.

Das Inflationsproblem erweist sich hartnäckiger als erwartet, die Dienstleistungsinflation im Gefolge des starken Lohnanstiegs wird die Inflation auch im zweiten Halbjahr eher bei drei als bei zwei Prozent halten. Aber auch bei der Inflation sollte das nächste Jahr eine Verbesserung in Richtung stabile zwei Prozent bringen.

Alles in allem ist trotz der anhaltend negativen Stimmung in Österreichs Wirtschaft und bei den Haushalten eine leichte Verbesserung im zweiten Halbjahr zu erwarten. Eine wirkliche Erholung nach den Rezessionsjahren ist aber noch nicht in Sicht. Dafür sind die Unsicherheiten, aber auch die strukturellen Herausforderungen zu groß, die vom hohen Lohnanstieg über die Deglobalisierung und die Budgetsanierung bis hin zum technischen Wandel reichen. Aber vielleicht gibt es ja auch mal positive Überraschungen.