„Wir verschmelzen mit der Technologie und erweitern dadurch unsere Fähigkeiten“

Markt / 24.09.2025 • 14:33 Uhr
Anders Indset
Der gebürtige Norweger Anders Indset ist gefragter Keynote-Speaker und Autor. indset

Wirtschaftsphilosoph Anders Indset über die Brücke zwischen Menschsein und Künstlicher Intelligenz.

Schwarzach Wie blickt ein Wirtschaftsphilosoph und Investor wie Anders Indset auf die aktuelle Künstliche-Intelligenz-Euphorie? “Natürlich gibt es das Risiko einer Blase. Vor allem, wenn man die immensen Investitionen jenseits von jeder objektiven Bewertung ansieht. Aber es kann auch aufgehen”, sagt der Autor mehrerer Bestseller, der auf Einladung des Growth-Equity-Investors Diretissima und der Technologieberatungsfirma Schwarzenberg.Tech in Dornbirn zu Gast war. Dort sprach er mit Vertretern aus Industrie und Wissenschaft sowie mit jungen Technologie-Start-ups und Investoren über die Brücke zwischen Mensch und KI.

Anders Indset
Anders Indset (m.) mit Alois Flatz (l., Diretissima) und Wilfried Mehr (Schwarzenberg.Tech). vn

Realistische Sicht auf die Welt

Indset ist überzeugt, dass Unternehmen den Wandel aktiv mitgestalten und ihre Mitarbeiter dafür begeistern sollten. “Leider gibt es keine richtigen Leader mehr. Die meisten sind Manager, die die Vergangenheit und die Gegenwart verwalten und eine blinde Silicon-Valley-Euphorie hegen.” Stattdessen orientiert er sich am verstorbenen schwedischen Professor Hans Rosling und dessen Idee einer “aufklärerischen Möglichkeit” – einer auf Fakten basierenden, realistischen Sicht auf die Welt. “Ein Leader sollte die Fähigkeit haben, zukünftige Szenarien zu antizipieren. Er sollte Mitarbeitern eine Perspektive vermitteln, für die es sich lohnt, morgens aufzustehen und zu arbeiten, und ihnen Lust machen auf die Zukunft.”

Mit Mikroambitionen

Leistung sei etwas Schönes, davon ist Indset überzeugt: “Ich bin wer und kann etwas gestalten. Man muss an sich glauben.” Fortschritt entstehe durch Mikroambitionen – kleine, stetige Schritte, mit denen man sich weiterentwickelt. Und er ist davon überzeugt, dass in einer Welt mit nahezu unbegrenztem Zugang zu Wissen, das Verständnis für die Zukunft zusammen mit zwischenmenschlichen Fähigkeiten die gefragtesten Kompetenzen für Führungskräfte sein werden.

Anders Indset
Anders Indset hat bereits mehrere Bestseller geschrieben. indset

In seinem neuesten Buch “The Singularity Paradox” baut Indset die Brücke zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz. Er zeigt darin, wie die Verschmelzung von Biologie, Neurowissenschaften und KI zur Schaffung von Artificial Human Intelligence (AHI) führen könne. KI könne den Menschen inspirieren und ihn besser machen. Ein Beispiel ist das Schach: “Niemand hat eine Chance, eine Schach-KI wie AlphaZero zu schlagen, aber Schachweltmeister Magnus Carlsen hat sich davon inspirieren lassen und sich Spielzüge abgeschaut – mit Erfolg.”

Das, was uns ausmacht

“Wir verschmelzen mit der Technologie und erweitern dadurch unsere Fähigkeiten”, sagt Indset. Als selbst ernannter “Possibilist” sieht er die Chancen – auch jene, die Technologien eröffnen. Dies stimmt ihn positiv: “Natürlich geht es in einer technologiegetriebenen Welt immer auch um Effizienz, alles andere wäre ein Sterben auf Raten. Aber die Menschlichkeit, das, was uns ausmacht, bleibt wichtig. Daran will ich festhalten.” Und was ist mit Werten, was mit der Moral? “Das muss aus der Erziehung und der Bildung kommen.”

Der in Norwegen geborene Philosoph Anders Indset wird von Thinkers50 zu den führenden Denkern in den Bereichen Technologie und Leadership gezählt. Er ist Autor von mehreren Spiegel-Bestsellern, setzt als Investor in exponentielle Technologien wie KI, Quantentechnologie, Healthtech und Cybersicherheit seine Ideen praktisch um und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Produkte und Dienstleistungen zu skalieren.