Ein Dorf im Gespräch über das gute Leben

Was macht unser Leben reich? Bei den Land Gesprächen Hittisau wurde über Wohlstand diskutiert und reflektiert.
Hittisau Markus Faißt ist noch immer bewegt von der enormen Resonanz. Die von ihm gemeinsam mit Johann Steurer und Hermann Hagspiel initiierte Veranstaltungsreihe Land Gespräche Hittisau brachte auch im achten Jahr nicht nur ein ausverkauftes Haus, sondern – und das ist ihr eigentlicher Wert – intensive Gespräche und gedankliche Impulse.

380 Menschen fanden im Ritter-von-Bergmann-Saal Platz, viele weitere standen auf der Warteliste. Das Programm: anspruchsvoll, aber zugänglich; akademisch, aber praxisnah; hemdsärmelig, unverblümt, authentisch.

Ist es materiell?
Unter dem Motto “Wohlstand – wie weiter?” wurde diesmal darüber diskutiert, was ein gutes Leben eigentlich ausmacht – und ob Wohlstand immer materiell gedacht werden muss. Moderiert wurde der Nachmittag von Kriemhild Büchel-Kapeller, Expertin für Sozialkapital und Bürgerbeteiligung.

Die Referentinnen und Referenten – Experten und Praktiker – spannten den Bogen über Generationen: von den Jüngsten – Lara Hagen, Wirtschaftsstudentin, und Emilie Stecher, Landschaftsarchitektin (beide Club Alpbach Vorarlberg) – über Professor Matthias Sutter und Altbürgermeister Clemens Götz bis zum Ältesten: Ludwig Hasler, 82, Philosoph, Physiker, begnadeter Rhetoriker – “intellektuell, weise und mit Esprit”, wie Faißt resümiert.

Das Anliegen der Initiatoren – alle drei gebürtige Hittisauer und Jugendfreunde, die längere Zeit im Ausland lebten – ist es, Menschen aus dem Dorfleben zu inspirieren, den Blick zu weiten, Perspektiven zu öffnen. Immer mit Beispielen aus anderen Regionen, mit gelungenen Erfahrungen, aber stets mit Bezug zum ländlichen Raum. “Es geht darum, Mut zu machen, Orientierung zu geben, innere Bilder entstehen zu lassen”, sagt Faißt. Finanziert wird das Format ausschließlich durch private Sponsoren.
Es ist ein anspruchsvolles Programm, viereinhalb Stunden lang, einen ganzen Nachmittag lang. “Spannend ist für uns die Frage: Wie gehen die Menschen heim? Sind wir dem Thema gerecht geworden?”, sagt Faißt.

Was also ist Wohlstand? Eine Frage mit vielen Antworten: Für die einen materieller Besitz und das Streben nach mehr, für andere Wohlsein, Wohlergehen, Beziehungen zu anderen, Verantwortung für andere. Und dazwischen bleibt die Frage: Warum wirkt unsere Gesellschaft so gereizt – gerade jetzt, wo es ihr objektiv so gut geht?
Keine Moralpredigten
Bei den Land Gesprächen geht es nicht um Moral, nicht um Belehrung. Sondern ums Zuhören, ums Nachdenken, ums Miteinanderreden – über das, was viele bewegt. Kommendes Jahr (am 17. Oktober 2026) werden sie mit dem Thema “Tourismus” fortgesetzt.