“Der Staat ist eindeutig zu ‚fett‘ geworden”

Markt / 24.10.2025 • 13:29 Uhr
"Der Staat ist eindeutig zu ‚fett‘ geworden"

Unternehmerin Verena Eugster über aufgeblähte Strukturen und wer die Rechnung dafür bezahlt.

Österreich hat noch nie so viele Steuern und Abgaben eingenommen und gleichzeitig noch nie so viel ausgegeben – die Staatsquote liegt bei rund 56 Prozent. Wie siehst du das als Jungunternehmerin?

Der Staat ist eindeutig zu ‚fett‘ geworden. Österreich hat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Der Staat wächst seit Jahren in alle Richtungen – mehr Behörden, mehr Zuständigkeiten, mehr Kosten. Statt Strukturen zu verschlanken, wird immer weiter aufgebläht. Am Ende zahlen Unternehmer und Arbeitnehmer – alle, die sich anstrengen und die Leistungsträger im Land sind – die Rechnung für einen Staat, der über seine Möglichkeiten hinausgewachsen ist.

Die neue Bundesregierung hat sich aufgrund der angespannten Budgetlage ein Sparprogramm verpasst. Ist das der richtige Weg, um den Staat zu verschlanken?

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung – aber es muss endlich auch an den Strukturen angesetzt werden. Österreich braucht kein Sparen mit dem Rasenmäher, sondern Mut zu echten Reformen. Als Junge Wirtschaft sagen wir Ja zu Einsparungen bei Verwaltung und Beamtentum, Doppelstrukturen und Förderungen – nicht bei Innovation, Bildung oder Wirtschaft. Es geht darum, Aufgaben zu straffen, Zuständigkeiten zu klären und den Staat wieder auf seine Kernaufgaben zu fokussieren. Nur so wird aus Sparen auch ein Aufbruch.

Und was kann die Politik tun, um die öffentliche Hand insgesamt effizienter zu machen?

Der Staat muss sich auf das Wesentliche konzentrieren – Verwaltung modernisieren, Zuständigkeiten klar trennen, Bürokratie abbauen, statt neue zu schaffen. Digitalisierung darf kein Schlagwort bleiben, sondern muss echte Entlastung bringen. Es wird auch Mut brauchen, bei sich selbst anzufangen. Das ist kein Schritt für den schnellen Applaus – sondern für die nächsten Generationen, für die eigenen Kinder und Enkelkinder. Ja, manches wird schmerzen. Aber wer Verantwortung trägt, muss den Mut haben, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. In der Wirtschaft sind wir tagtäglich gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Verantwortung heißt, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Genau diesen Mut braucht auch der Staat, um wieder Motor statt Bremse zu sein.

Verena Eugster ist Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft Österreich und Gründerin und Geschäftsführerin von w3 create.