Markus Comploj: “Wirtschaft braucht funktionierende Sozialpartnerschaft”

Markt / 21.11.2025 • 09:20 Uhr
Markus Comploj: "Wirtschaft braucht funktionierende Sozialpartnerschaft"
Markus Comploj ist CEO von Getzner, Mutter & Cie. und Sprecher der Vorarlberger Industrie. FA

Die VN fragen den Unternehmer und Sprecher der Vorarlberger Industrie, Markus Comploj: Drei Antworten zur Wirtschaftskammer und Maßnahmen für einen wirtschaftlichen Aufschwung.

In schwieriger Zeit ist die Wirtschaftskammer in den Fokus gerückt. Was soll jetzt in der Interessenvertretung passieren, um wieder Vertrauen aufzubauen?

Die vielfältigen Bildungs- und Serviceleistungen der Wirtschaftskammer Vorarlberg werden von den Mitgliedern intensiv in Anspruch genommen und regelmäßig sehr positiv bewertet. Umso bedauerlicher ist es, dass in jüngster Vergangenheit einige Fehlleistungen, die weitgehend außerhalb unseres Einflussbereiches lagen, das Bild der Kammer stark beeinträchtigt haben. Das gilt es wieder geradezurücken, indem deren Leistungen, die Strukturen und auch die Finanzierung transparent auf den Prüfstand gestellt und wenn notwendig angepasst werden. Denn die Wirtschaft braucht eine starke Interessenvertretung und eine funktionierende Sozialpartnerschaft mit hoher Akzeptanz bei ihren Mitgliedern und in der gesamten Gesellschaft.

Sie sind ein Insider der Kammer-Arbeit und vertreten die Industrie in Vorarlberg. Wie gut ist Vorarlberg aufgestellt, was macht man im Land anders?

Vorarlberg ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen in ganz Europa. Das verdanken wir einem besonderen Unternehmergeist sowie der großen Innovationskraft und Leistungsbereitschaft in unseren Betrieben. Aber auch einem guten Miteinander in den Betrieben bzw. zwischen Betrieben, Politik, öffentlicher Verwaltung und der Wirtschaftskammer bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen. Diese Vorteile treten aber angesichts der schwachen Konjunktur in Österreich und den wichtigsten europäischen Exportmärkten, der stark beeinträchtigten preislichen Wettbewerbsfähigkeit und der überbordenden Bürokratie zunehmend in den Hintergrund. Letztere muss jetzt radikal abgebaut und gleichzeitig das Bildungs- und Innovationssystem zur Steigerung der Produktivität weiter ausgebaut werden.

Wir sind in einer wirtschaftlichen Krise – was muss jetzt schnell passieren, damit der Standort wieder an Kraft und Konkurrenzfähigkeit gewinnt?

Es ist eine Illusion zu glauben, die Krise sei vorbei. Der Mix aus hohen Kosten, schwacher Nachfrage, regulatorischer Unsicherheit und einem Arbeitsmarkt, der nicht ausreichend Fachkräfte bietet, wird uns weiterhin beschäftigen. Es braucht jetzt schnell eine Kostenentlastung und Planungssicherheit, insbesondere bei Energie, Lohnnebenkosten und bürokratischen Vorgaben. Zudem Investitionsanreize für Innovation und Digitalisierung und eine Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik, die konsequent auf Qualifikation setzt.