Wo Kartoffelschalen zum Treibstoff werden

Markt / 28.11.2025 • 11:30 Uhr
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Durch die am eigenen Gelände errichtete Biogasanlage werden sämtliche Kartoffelabfälle aus der Produktion zu Biomethan in Erdgasqualität verarbeitet. FA

WISTO-Serie: Nachhaltig aus Überzeugung – Wie Nahrungsmittelproduzent 11er CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduziert.

Frastanz Die 11er Nahrungsmittel GmbH gehört zu den bekanntesten Lebensmittelunternehmen Vorarlbergs – und zu jenen, die früh Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit übernommen haben. Das Frastanzer Familienunternehmen mit rund 300 Mitarbeitenden produziert seit Jahrzehnten tiefgekühlte Pommes Frites, Rösti, Kroketten und weitere Kartoffelspezialitäten für Österreich, Deutschland, Italien sowie für zahlreiche weitere Märkte in Europa und Übersee. Zu den wichtigsten Kunden zählen der Einzelhandel, die Gastronomie über den Großhandel und die Lebensmittelindustrie.

Leuchtturmprojekt Biogasanlage

Tiefkühlprodukte gelten generell als besonders ressourcenschonend, da sie ohne Konservierungsstoffe auskommen und aufgrund der langen Haltbarkeit Food Waste minimieren. „Allerdings ist die Lebensmittelproduktion energieintensiv – umso wichtiger ist es, uns aktiv im Klimaschutz zu engagieren und Ressourcen effizient zu nutzen“, betont CEO Thomas Schwarz, der gemeinsam mit Clemens Grabher das Unternehmen führt. Bereits 2015 startete der Tiefkühlprofi seine Klimainitiative – zu einer Zeit, als Nachhaltigkeit in der Branche kaum ein Thema war. Seither verfolgt das Unternehmen zwei zentrale Ziele: den möglichst schonenden Umgang mit Ressourcen und die kontinuierliche Reduktion von CO₂-Emissionen.

Wo Kartoffelschalen zum Treibstoff werden
11er-CEO Thomas Schwarz: “Nachhaltigkeit ist zwar gesellschaftlich erwünscht, aber nur wenige sind bereit, dafür die anfallenden Kosten zu übernehmen – hier braucht es ein Umdenken.“ FA/FA

Ein zentrales Leuchtturmprojekt ist die Biogasanlage, in der Kartoffelschalen und Ausschussware zu Biogas in Erdgasqualität verwertet werden. Damit werden jene Lkw, die die Kartoffeln aus den Lagerhäusern ins Werk transportieren, in der firmeneigenen Biogastankstelle betankt. „Bei uns fahren sich die Kartoffeln gewissermaßen selbst“, so Schwarz. Die Anlage macht Produktionsabfälle so zu hochwertiger Energie und spart jährlich bis zu 5500 Tonnen CO₂ ein. Seit einem Jahr sorgt zudem eine erweiterte Wärmerückgewinnungsanlage dafür, dass ungenutzte Abwärme in den Produktionsprozess zurückgeführt wird. Das Ergebnis: rund zehn Prozent weniger Primärenergiebedarf und entsprechend geringere CO₂-Emissionen.

Mit Zukunftstechnologien kühlen

Wesentliche Beiträge leistet auch die Photovoltaik: Seit 2021 wurden die Flachdächer der Betriebsgebäude schrittweise mit PV-Modulen ausgestattet. Mittlerweile verfügt 11er über mehr als ein Megawattpeak Leistung. Der erzeugte Strom wird vollständig selbst genutzt – vor allem für die Tiefkühlung. Damit deckt die PV-Anlage rund sieben Prozent des gesamten Energiebedarfs ab und sorgt im Sommer für eine ideale Übereinstimmung von Stromproduktion und Kühlbedarf. Beim Thema Kühlen setzt das Unternehmen auf weitere Zukunftstechnologien – etwa auf eine zentrale Kühlanlage mit Ammoniak, einem natürlichen und klimafreundlichen Kältemittel.

Innovation spielt bei 11er somit nicht nur eine zentrale Rolle in der Produktentwicklung, in der jährlich rund 50 neue Produktideen entstehen, die zeigen, was mit Kartoffeln alles möglich ist. Technologische Meilensteine in Richtung Energie-Kreislaufwirtschaft und CO₂-Neutralität haben eine ebenso zentrale Bedeutung. Ergänzend investiert 11er in weitere Maßnahmen wie etwa die sinnvolle Reduktion von Reinigungsmitteln sowie vergünstigte Öffi-Tickets und Bike-Leasing für Mitarbeitende.

Klare Positionierung

Schwarz sieht sich auch mit diversen Herausforderungen konfrontiert, denn die Lebensmittelbranche steht unter hohem Druck. „Steigende Energiepreise, hohe Lohnkosten und insbesondere komplexere Regulierungen bringen Wettbewerbsnachteile – besonders im internationalen Wettbewerb. Zudem ist Nachhaltigkeit zwar gesellschaftlich erwünscht, aber nur wenige sind bereit, dafür die anfallenden Kosten zu übernehmen – hier braucht es ein Umdenken.“ Trotzdem ist 11er klar positioniert: ökologische und wirtschaftliche Ziele sollen Hand in Hand gehen, der fossile Energieverbrauch weiter reduziert und technologische Potenziale konsequent ausgeschöpft werden. Die Vision ist ambitioniert: In zehn Jahren will 11er zu den weltweit führenden Anbietern von Kartoffelspezialitäten gehören – und die internationale Nachfrage zeigt, dass dieses Ziel erreichbar ist.